Was haben die AfD-Chefs gemeinsam? Sie alle werden irgendwann gestürzt oder streichen verbittert die Segel. Das zeigt zumindest die Vergangenheit. Ob Bernd Lucke, Frauke Petry oder Jörg Meuthen – die einstigen Frontfiguren der selbsternannten Partei „Alternative für Deutschland“ wurden auf die brutalste Art entfernt. Nun spricht einer der ihren und findet deutliche Worte über seine Ex-Partei.
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„Herr Meuthen, Sie waren von 2015 bis 2022 Co-Parteivorsitzender der Alternative für Deutschland. Es stehen Kommunal- und Europawahlen an. Werden Sie für die AfD stimmen?“, will die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) wissen. Meuthen antwortet unmissverständlich: „Nein. Ganz sicher nicht.“
Meuthen: „AfD ist weder inhaltlich noch personell wählbar“
Auch wenn er nachvollziehen könne, dass viele Menschen „überlegen, einfach aus Frust oder Alternativlosigkeit die AfD zu wählen“, obwohl sie „diese Partei gar nicht wirklich kennen“, müsse er für sich feststellen, „dass die heutige AfD weder inhaltlich noch personell wählbar ist“.
Meuthen habe „mit aller Kraft versucht und länger als andere durchgehalten“, die AfD zu einer marktwirtschaftlich-liberalen Alternative zu machen. „Aber heute ist von diesen Marktwirtschaftlern niemand mehr in der AfD. Übrig geblieben ist eine völkisch-nationalistische Truppe samt sich damit zu Karrierezwecken arrangierenden Opportunisten, die die Partei fest im Griff hat“, so Meuthen.
Meuthen: „Das Programm von Alice Weidel heißt allein Alice Weidel“
Auch Alice Weidel, die als marktliberal gilt, sei es in Wirklichkeit nicht. „Sie spielt eine Rolle, durchaus geschickt, weil sie genau weiß, welche Teile der Öffentlichkeit sie erreichen muss. Das Programm von Alice Weidel aber heißt allein Alice Weidel. Diese Frau hat keine Überzeugungen, sondern vor allem einen Karriereplan in eigener Sache.“
Auf Maximilian Krah angesprochen, gibt Meuthen zu Protokoll, dass dieser schon immer „suspekt“ gewesen sei. Dass der Rechtsaußen Björn Höcke (Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag) mit Krah solidarisiere, überrasche ihn nicht. „Kein Wunder, die vertreten doch dieselbe Linie. Das ist diese finstere völkisch-nationalistische Rechtsaußenecke. Gegen Krah ist ja sogar Höcke noch geradezu linksliberal.“
Meuthen mit überraschendem Geständnis
Meuthen habe „diese Leute“ zu seiner Zeit „komplett unterschätzt“, was er als seinen „größten Fehler“ bezeichnet.
Seine Rolle war es, „die Partei zusammenzuhalten mit meinen freiheitlich-marktwirtschaftlichen Ideen. Deshalb habe ich damals, 2016, in Stuttgart auf dem Parteitag gesagt, dass wir wegmüssen von diesem versifften links-rot-grünen 68er-Deutschland. Die Menschen haben gejubelt – und ich dachte tatsächlich, das bekomme ich hin.“
Und weiter: „Diese völkisch-rechtsextremen Ideen waren für mich so absurd, dass ich dachte, damit kommt man in Deutschland nicht durch. Als ich dann gemerkt habe, dass das ein Irrtum war, habe ich noch versucht, den Hebel umzulegen: Causa Kalbitz und Auflösung des Flügels. Aber es war schon zu spät. Mir sind die Leute weggebrochen, ich stand schließlich als Anführer ohne Truppen da.“