Zwischen Rindern und Tomaten – Wo Joe Cocker lebte und starb
Auf der „Mad Dog Ranch“ fühlte Joe Cocker sich am wohlsten. In der Abgeschiedenheit von Colorade lebte er mit seiner Frau Pam und seinem Hund Ben.
Washington.
Er starb da, wo es ihm seit langer Zeit am wohlsten war. In der wilden Abgeschiedenheit von Colorado, 100 Meilen vom trubeligen Wintersport-Mekka Aspen entfernt, hatte Joe Cocker seit Anfang der 90er Jahre seinen Lebensmittelpunkt. Auf der „Mad Dog Ranch“ in Crawford, einem 300-Einwohner-Nest, lebte der Sänger mit seiner Frau Pam auf einem knapp 90 Fußballplätze großen Areal. Der Name – „verrückter Hund“ – geht auf die „Mad Dogs and Englishmen“-Tournee in den 70er Jahren zurück.
Zu Beginn versuchte sich der gelernte Gasinstallateur hier sogar als Rinderzüchter. Watussis, die großen Tiere mit den langen Hörnern, hatten es ihm besonders angetan. Als der Aufwand zu groß wurde, verlegte sich Cocker in einem modernen Gewächshaus aufs Tomatenziehen. Von seinen Gastspielen in aller Welt brachte er regelmäßig neue Samen mit.
„Hier geht mir niemand auf den Geist“
Das traumhaft gelegen Dörfchen, nicht weit entfernt vom glasklaren Gunnison River, einem Nebenfluß des großen Colorado, war Cockers gediegenes Refugium nach Konzerten oder Plattenaufnahmen.
Hier ging er regelmäßig mit seinem Hund Ben auf ausgedehnte Spaziergänge. Oder mit Freunden zum Fliegenfischen. „Hier ich kann ich ins Dorf fahren, zwei Eisbecher kaufen und niemand geht mir auf den Geist“, sagte er einmal seinem Immobilienmakler und Freund Bob Pennetta.
Joe Cocker war bis zuletzt der „regular joe“
Weil das Kaff lange Zeit im Telefonfunkloch lag, war Cocker hier von Einflüssen der Großstadt verschont. Stattdessen holt er sich beim Empfang edler Vintage-Blues-Radiostationen Anregungen für seine neuen Platten.
Wer einmal vor dem beeindruckenden Hauptgebäude der Ranch gestanden hat, die seinerzeit nur 250 000 Dollar kostete und heute im Inneren jeden technischen Luxus bietet, fühlte sich in einen hochherrschaftlichen Landsitz in England versetzt. Die Sorge der „locals“ vor einem Touristenansturm mit Heldenverehrung blieb trotzdem unbegründet. Cocker war in Crawford bis zuletzt der „regular joe“ von nebenan; geschätzt und geachtet.
Cocker wollte seine Ranch verkaufen
Auch weil die Cockers ihr Heim regelmäßig zur volksnahen Adresse machten. Vor jedem Schuljahr gab der Künstler einen Empfang für die Lehrer im Tal. Der örtliche Snooker-Klub durfte auf seinem Billard-Tisch, der dem berühmten Piraten Blackbeard gehört haben soll, Turniere austragen. Von Crawford aus steuerte Cocker auch seine Kinder-Stiftung, die armen Countys in den Rocky Mountains unter die Arme griff.
Im Frühjahr dieses Jahres wurde den Cockers ihr Heim zu groß. Für knapp acht Millionen Dollar wurde die Ranch seinerzeit annonciert. Joe Cocker und seine Pam wollten sich nicht weit davon entfernt kleiner setzen. Der Krebs hat die Lebensplanung eines naturverbundenen Menschen durchkreuzt. Viel zu früh.