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Wie teuer ist eigentlich Reiten – und was kostet ein Pferd?

Wie teuer ist eigentlich Reiten – und was kostet ein Pferd?

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Foto: Knut Vahlensieck / WAZ Fotopool
Reiten ist nicht nur der Traum vieler Kinder, sondern auch der Alptraum vieler Eltern: Der Pferdesport gilt als Luxusvergnügen. Doch was kostet eine Reitstunde wirklich? Wer kann sich ein eigenes Pferd leisten? Und wie teuer ist der Unterhalt für ein Pferd? Experten geben Antworten.

Essen. 

Ist Reiten teuer? Falls Sie Matthias Alexander Rath heißen und im Sattel des sagenumwobenen Wunderhengstes Totilas sitzen, ist die Frage recht leicht zu beantworten: Ja, sehr teuer sogar. Der edle Rappe aus den Niederlanden soll seinen neuen Besitzern rund zehn Millionen Euro Wert gewesen sein.

Doch was kostet das Reiten eigentlich, wenn man nicht Olympisches Gold oder WM-Titel erringen will? Und worauf sollten Eltern achten, wenn ihr Kind die Liebe zum Pferd entdeckt hat? Ein paar Tipps.

Reiten richtig lernen

„Wenn ein gutes Pferd einem schlechten Reiter beigebracht hat, wie man gut reitet, ist es kein gutes Pferd mehr.“ Dieser Satz stammt vom Journalisten Horst Stern, dem Autor des Reitlehr-Klassikers „So verdient man sich die Sporen“. Am Anfang steht also nicht der Kauf eines Pferdes, sondern vielmehr: gut reiten zu lernen. Und das kann dauern. Naturbegabungen mögen vielleicht recht rasch sicher im Sattel sitzen, eine gute Ausbildung dauert aber mitunter Jahre. Es ist zudem ratsam, auf verschiedenen Pferden das Reiten zu erlernen. Denn jedes Tier ist anders, reagiert anders.

Was kostet denn nun eine Reitstunde? Auf den Euro genau ist das leider nicht zu beziffern und je nach Region höchst unterschiedlich. Begonnen wird zumeist mit einer Longenstunde. Es folgen Gruppenreitstunden (12-20 Euro) und es werden

auch Einzelreitstunden (ab 20 Euro ) angeboten.

Die geeignete Reitschule

Doch wo und wie man reiten lernen sollte, ist zunächst eigentlich keine Frage des Geldes, auch keine Frage der Pferde, sondern eine Frage der Menschen, schreibt Horst Stern. Reitställe, die Anfänger ohne Rückfragen und vielleicht sogar ohne Begleitung gleich ausreiten lassen, sind nicht zu empfehlen. „Man sollte sich den Hof zuvor ganz genau anschauen, Erkundigungen über den Ausbildungsstand einholen und am besten einen Fachmann mitnehmen“, rät Susanne Hennig, Sprecherin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf.

Gute Reiterhöfe erkennt man auch am Siegel der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Allerdings gibt es auch viele gute Reitschulen, die das Signet nicht haben. Ein paar Dinge kann aber auch der Laie sehen und in Erfahrung bringen: Wie gepflegt wirken der Hof und die Stallungen? Haben die Pferde ausreichend Weidegang? Tiere, die 23 Stunden des Tages in der Box dösen, sind unglückliche Kreaturen. Und welche Schulpferde hat der Betrieb?

Sechs große Hannoveraner sind zwar stattlich, für einen 8-jährigen Reitanfänger aber weniger passend. „Wichtig ist auch das persönliche Gespräch mit dem Reitlehrer“, sagt Susanne Hennig. Am besten schaut man sich eine Reitstunde unverbindlich an. Und noch etwas sollte berücksichtigt werden: die Entfernung. „Es bringt nichts, wenn ich einen tollen Hof in Unna gefunden habe, aber in Bochum wohne“, sagt die FN-Sprecherin.

Die passende Ausrüstung

Das wird benötigt: Eine Reitkappe, die ab 30 Euro aufwärts im Fachhandel käuflich zu erwerben ist. Reitstiefel aus Leder sind sehr teuer, zu Anfang genügen Reitstiefel aus Gummi (ab 25 Euro) oder ein fester, knöchelhoher Schuh mit kleinem Absatz. Schließlich ist zu Beginn noch unklar, ob das neue Hobby nicht nur eine flüchtige Schwärmerei ist.

Auch Reithosen (ab 50 Euro) müssen nicht gleich angeschafft werden, ein eng sitzendes Beinkleid mit nicht allzu dicken Nähten tut’s auch. Und im Winter: Handschuhe (ab 5 Euro). Nützlich sind Rückenprotektoren (ab 40 Euro), die es auch integriert als modische Reiterweste gibt – zum Beispiel in einem schicken Rosa. Keine Sorge: Pferden macht die grelle Optik ihres Reiters nichts aus – sie sind farbenblind. Und was ist mit einer Gerte? „Die Kinder sollen erst mal reiten lernen“, sagt Susanne Hennig.

Ein Pferd kaufen

Das Kind sitzt seit längerem gut im Sattel und wünscht nichts sehnlicher als: ein eigenes Pferd. „Vorher sollten vielleicht noch einige Zwischenschritte eingebaut werden, zum Beispiel das Pflegepferd“, rät Susanne Hennig. Viele Pferdebesitzer finden nicht genug Zeit für ihren Zossen und sind dankbar, wenn jemand das Pferd pflegt, den Stall säubert und im Gegenzug reiten darf.

Die zweite Variante: eine Reitbeteiligung. Man teilt sich nicht nur den Schmerz für die Kosten des Pferdes, sondern auch die Pflege. Voraussetzung sind jedoch ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen und klare Absprachen.

Sollte nun der Kauf eines Pferdes anstehen, sei nochmals Horst Stern zitiert. „Nicht alle Menschen, die Pferde verkaufen, sind gute Menschen.“ Ein gutes Pferd ist teuer, der Preis hängt von vielen Faktoren ab: Rasse, Abstammung, Alter, Gesundheit, Ausbildung. „In jedem Fall sollte man sich von einem Fachmann, am besten dem Reitlehrer, beraten lassen“, sagt Susanne Hennig.

Die Unterbringung

Ob ländlicher Reit- und Fahrverein, eine Reitschule oder eine Pferdebox. Es gibt viele Möglichkeiten ein Pferd unterzubringen. Zwei Beispiele: Wer täglich mehrere Stunden erübrigen kann, mietet eine Box auf einem Bauernhof (ab 100 Euro pro Monat), muss aber selbst misten, pflegen und füttern (Futterkosten: ab 150 Euro pro Monat).

Die zweite Möglichkeit ist die Vollversorgung. „In Nordrhein-Westfalen muss man für Pensionsställe mindestens zwischen 280 bis 380 Euro pro Monat rechnen“, sagt Susanne Hennig – preisliche Abweichungen nach oben und unten gibt es zuhauf. Bei der Vollversorgung sollte man jedoch auf viele kleine Details achten, etwa: Ist der Weidegang inklusive? Verfügt die Anlage über eine Reithalle oder zumindest über eine beleuchtete Reitbahn?

Sonstige Kosten

Ein Pferd ist kein Fahrrad und benötigt auch einen Arzt, etwa für regelmäßige Impfungen oder Wurmkuren. Und die Tiere können krank werden. Experten raten, die Tierarztkosten mit monatlich 100 Euro zu veranschlagen. Wenn der Betrag schließlich weit darunter liegen sollte – um so besser für das Pferd.

Am Hufschmied kommt man nicht vorbei. Alle sechs bis acht Wochen muss das Pferd zur Pediküre. Schneiden kostet rund 50 Euro, bei beschlagenen Pferden muss man mit rund 70 bis 100 Euro rechnen.

Hinzu kommt das Equipment: von Zaumzeug (ab 50 Euro) bis Sattel. Die Bandbreite ist groß: vom gebrauchten, über den Neoprensattel (ab 500 Euro) bis zum edlen Ledersattel (1500 Euro und mehr) – wichtig ist allein, dass er richtig sitzt.

Und nicht vergessen: Eine Versicherung (Haftpflicht) abzuschließen, ist auch nicht verkehrt.