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Wie der „Miss Universe“-Moderator Harvey zum Millionär wurde

Wie der „Miss Universe“-Moderator Harvey zum Millionär wurde

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GYI_502142264.jpg Foto: Getty Images
Der Moderator Steve Harvey irrte lange durchs Leben – bis er das Showgeschäft für sich entdeckte. Dort hat er viele Einnahmequellen.

Washington. 

Es gab Jahre, da lebte Steve Harvey auf der Rückbank eines verbeulten Ford Tempo Baujahr `76, wusch sich auf den Toiletten von Tankstellen und aß ungesundes Fast Food, bis es ihm nach eigenen Worten aus den Ohren wieder herauskam. In dieser Zeit besann sich Harvey auf das, was ihm Vater Jesse und Mutter Eloise zu Hause in Cleveland mit auf den Weg gaben, um Krisen zu überwinden und Mut zu fassen: „Glaube fest an die Güte Gottes – und steh‘ es durch wie ein Mann.“

Seit Sonntagabend hat einer der erfolgreichsten Entertainer Amerikas einiges durchzustehen. Im Schlüsselmoment des Schönheitswettbewerbs zur Wahl der „Miss Universe“ in Las Vegas vergeigte der von Natur aus Heiterkeit verbreitende Schnauzbart live vor einem Millionen-Publikum am Fernseher den Namen der Siegerin. Nur leider war es der Falsche.

Twitter-Erklärung inzwischen gelöscht

Die Kolumbianerin Ariadna Gutierrez Arevalo trug im Festsaal des Planet Hollywood Hotel-Casinos bereits Krone und Schärpe, als der bekannte Komiker bei seinem Debüt als Moderator auf die Bühne zurückkehrte und zerknirscht einräumte, falsch von seinem Spickzettel abgelesen zu haben: Nicht Arevalo, sondern die in Stuttgart geborene Deutsch-Philippinerin Pia Alonzo Wurtzbach hatte den Wettbewerb für sich entschieden.

Harvey entschuldigte sich mehrfach „von ganzem Herzen“ für „meinen riesigen Fehler“. Niemand fühle sich „schrecklicher“ als er. Was vielleicht auch den zweiten Fehler erklärt: In seiner inzwischen gelöschten Twitter-Erklärung war „Miss Philippinen“ ziemlich unkonventionell geschrieben. In einer anderen Twitter-Nachricht bedauerte er den Fehler zutiefst.

Für den 58-Jährigen ist der Lapsus, für den er in Internet-Foren kaum Häme aber viel aufmunternde Anteilnahme erhielt, nach einer beeindruckenden Erfolgsserie der erste Dämpfer. Mit seiner landesweit ausgestrahlten Frühstücks-Radio-Sendung, einer täglichen Spiel-Show („Family Feud“) und einer Mittags-Talkshow im Fernsehen („Steve Harvey“) gehört der Glatzkopf nicht nur auf den Bildschirmen und am Mikrofon mit knapp 600 festen Auftritten pro Jahr zu den härtesten Arbeitern im Geschäft. Mit seinem Zahnpasta-Lächeln und unverstellter Gute-Laune-Onkel-Empathie ist Harvey so etwas wie das männliche Pendant zur Talkshow-Ikone Oprah Winfrey geworden. Mit ihr teilt er das Konzept: Spaß muss sein. Aber noch mehr: aktive Lebenshilfe.

Elf Jobs, elf Mal gekündigt

Darum setzte der in dritter Ehe verheiratete Erziehungsberechtigte von sieben Kindern sein Wissen um Beziehungen und wie man sie vor die Wand fahren kann auch schriftstellerisch ein. Sein Ratgeber „Act Like a Lady, Think Like a Man“ stand 2009 wochenlang auf Platz 1 der Bestseller-Liste der „New York Times“. Das in Deutschland zunächst unter dem verkopften Titel „Frag einen Mann, wenn du mit Männern glücklich werden willst“ verkaufte Opus wurde später in Hollywood verfilmt und brachte über 100 Millionen Dollar ein. Harveys Privatvermögen wird inzwischen auf die Hälfte taxiert.

Vor seinem Durchbruch 1985, als er im Apollo Theater in New York einen Amateur-Komiker-Wettbewerb gewann, irrte Steve Harvey lange Zeit unzufrieden durchs Leben. Er verließ vorzeitig die Highschool, schlug sich als Gelegenheitsarbeiter durch, stand in der Auto-Industrie am Fließband und reinigte Teppiche. „Ich hatte elf Jobs. Und ich wurde elf Mal gefeuert.“ Nach dem Aussetzer in Las Vegas bleibt ihm wohl das erspart. Wie man hört, soll Steve Harvey im nächsten Jahr erneut die schönste Frau der Welt ankündigen dürfen. Dann auf Anhieb die Richtige.