Auf den wenigen Fotos, die es von Jacob Schick gibt, ist er immer glatt rasiert: Vor 80 Jahren hat der leidenschaftliche Tüftler den Elektrorasierer herausgebracht – so groß, dass man ihn kaum halten konnte.
Essen.
Es gibt nicht viele Fotos von ihm. Aber auf denen, die es gibt ist Jacob Schick immer glatt rasiert zu sehen. Das war wichtig für ihn. „Ein gut rasierter Mann“, pflegte er zu sagen, „kann 120 Jahre leben.“ Und bei der Verlängerung des Lebenszyklus wollte der Mann aus Iowa gerne behilflich sein. Auch deshalb hat er im März 1931 den ersten Elektrorasierer der Welt auf den Markt gebracht.
Als der kleine Jacob geboren wird am 16. September 1877, da kürzen die Männer ihre Bartstoppeln noch mit klassischen Rasiermessern. Gründlich sind die freistehenden Klingen aber bei unruhiger Hand auch Verursacher vieler kleiner und großer Verletzungen im männlichen Antlitz. So geht das, bis ein gewisser King Camp Gillette vor 100 Jahren die Wegwerfklinge und den Rasierhobel erfindet. Praktisch sind beide, aber für Jacob Schick nicht praktisch genug. Denn noch immer braucht man Schaum und Wasser.
Wer sich rasieren will, muss zuvor ein Loch ins Eis hacken
Vor allem letzteres ist nicht einfach zu bekommen in Alaska, wo Schick damals für die US-Armee Telegrafenleitungen zieht. Temperaturen von bis zu minus 40 Grad lassen Brunnen, Bäche und Seen flächendeckend zufrieren. Wer sich rasieren will, muss zuvor ein Loch in das Eis hacken. „Sehr umständlich“, findet Schick das und als er sich auch noch einen Fuß verstaucht „fast unmöglich“. In einer Holzhütte in der Wildnis entwirft er erste Skizzen eines Elektrorasiers und schickt sie an verschiedene Firmen. Alle kommen zurück. „Will keiner, braucht keiner“, steht dazu geschrieben.
Jacob lässt sich nicht irritieren, aber zunächst durchkreuzt der Ausbruch des 1. Weltkrieges alle seine Pläne. Erst als er 1919 die Armee als Colonel verlässt, kann der Vater von zwei Kindern seinen großen Traum weiter verfolgen. Wenn sich keine große Firma für seine Erfindung interessiert, sagt Schick, dann wird er den Elektrorasierer eben selbst auf den Markt bringen, Dumm nur, dass er gerade ein wenig klamm ist.
Ein Tüftler aus Leidenschaft
Doch Schick, ein Tüftler aus Leidenschaft, erfindet den sogenannten Magazine Repeating Razor, einen besonders sicheren Nassrasierer, bei dem man eine neue Klinge berührungslos aus einem Klingenmagazin in den Hobelkopf schiebt und dabei die alte Klinge herauslöst. Der läuft so gut, dass ordfentlich Geld in die Kasse kommt und Schick sich endlich wieder an die Produktion seines elektrischen Stoppelentferners machen kann.
Nun aber ist das Timing schlecht. Die ersten Modelle stehen unmittelbar vor dem „Schwarzen Freitag“, dem Beginn der großen Weltwirtschaftskrise von 1929, in den Läden. Und sie sind so groß und schwer, dass man sie nur mit zwei Händen hochheben kann. Was das Rasieren nicht unbedingt einfacher macht. Dementsprechend schlecht laufen die Geschäfte. Nur durch die Aufnahme einer Hypothek von 10000 Dollar auf sein Haus kann Schick die Firma retten.
Für 25 Dollar
Kleiner hat er den Apparat gemacht und trotzdem den früher externen Motor integriert, als er am 18. März 1931 einen zweiten Versuch startet. 3000 Rasierer verkauft er gleich im ersten Jahr, obwohl der Preis stolze 25 Dollar beträgt. Was damals in etwa 300 Euro entspricht. Ende 1936 roden in England, Kanada und den USA bereits zwei Millionen Elektrorasierer das Kinn ihrer Kunden. Schick ist ein gemachter Mann. Ihren großen Durchbruch allerdings erlebt die elektrische Trockenrasur nach dem Zweiten Weltkrieg. Da ist Schick schon tot. Im Juli 1937 stirbt er an den Folgen eines Nierenversagens.
Frisch rasiert ist er bis dahin immer gewesen.Und trotzdem wird er nicht mal 60 Jahre alt.