Moerser liefern die Bilder für Film von Cadillac. Hunderte Filme hat das Duo produziert: Firmenportraits, Image- und Messefilme…

Moers/Duisburg. 

Oh Mann, fast hätten Nick und Tim Hahne diese E-Mail gelöscht. Diese zwei Zeilen aus Amerika, die im Herbst auf ihrem Rechner ankamen und von denen die Brüder zuerst nicht wussten, ob sie sie ernst nehmen sollten. Gut dass sie’s doch getan haben, denn mit der E-Mail begann für die beiden Filmproduzenten unverhofft eine tolle Geschichte. An deren Ende waren sie mit ihren Bildern am erfolgreichsten amerikanischen Werbefilm aller Zeiten beteiligt.

Seit 1995 ist Tim Hahne (40) im Filmgeschäft, 2001 gründete er die Firma Stereoscreen mit Sitz in Ruhrort, vor vier Jahren kam sein Bruder Nick (35) dazu. Hunderte Filme hat das Duo produziert: Firmenportraits, Image- und Messefilme, viele Motorsportbeiträge für den TV-Sender Vox. Überhaupt stehen von Anfang an Autos im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Kein Wunder, entstammen sie doch einer Moerser Rennfahrerdynastie, in der gleich drei Onkel als Rennsportler unterwegs waren.

Ihr eineinhalbstündiger Doku-Spielfilm „Ein Team – ein Ziel“ über BMW beim 24-Stunden-Rennen muss es irgendwie bis in die USA geschafft haben, denn er löste eben jene ominöse E-Mail aus: „Da wollte jemand wissen, ob wir öfter am Nürburgring drehen“, erzählt Tim. „Meine Güte, wir haben als Kinder unsere meisten Wochenenden dort verbracht. Der Nürburgring – das ist unser Wohnzimmer.“ Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich der „Jemand“ als Werbeagentur eines amerikanischen Autoriesen. Gesucht wurde ein Kamerateam, das die Tests des neuen ATS Cadillac auf der Eifel-Piste filmte.

111 Millionen Zuschauer, mehr als je zuvor

Klar sagten Tim und Nick zu. Als Ende September das Cadillac-Team mit einem Dutzend Leuten und drei Testfahrzeugen anreiste, stießen die beiden dazu. Der ATS hat für den Autohersteller eine immense Bedeutung, erläutert Tim Hahne: „Cadillac will damit vor allem auf dem amerikanischen Markt BMW attackieren.“

Und alle waren von der Arbeit der Deutschen beeindruckt. „Kameras im Wagen, am Helm oder außen haben wir so oft montiert – das ist für uns ‘ne Fingerübung“, sagt Nick Hahne. „Abends hat das ganze Team vorm Monitor gestanden und über die Filme gestaunt. Es war einfach klasse, das zu sehen.“ Bald darauf wurden die Moerser zu weiteren Dreharbeiten nach Detroit geholt. Der Werbefilm lief im Internet erfolgreich und ebenso bei der Präsentation des ATS auf der Detroit-Automobilmesse.

Schon zu diesem Zeitpunkt war der Auftrag für Nick und Tim Hahne eine aufregende Erfolgsstory. Doch sie wurde tatsächlich noch getoppt. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Finale im American Football, das größte Fernsehereignis eines Jahres in den USA, bei dem 30 Sekunden Fernsehwerbung 3 Millionen Dollar kosten. Eben dafür produzierte Cadillac mit Hahne-Bildern einen weiteren Clip für seinen ATS. Und so rauschte der Wagen am 5. Februar zwei Minuten vor dem Ende des Super-Bowls über Amerikas Fernsehschirme, gefilmt von zwei „Moerser Jungs“ in ihrem Nürburgring-Wohnzimmer. Wow! „110 Millionen Zuschauer“, sagt Tim. „So viele hatte kein Werbefilm in Amerika davor.“

Natürlich hat sich der Cadillac-Job finanziell gelohnt, aber er fördert auch das Prestige der Hahne-Brüder als Filmemacher. Die Firma laufe gut, freuen sie sich, „schön, dass alles jetzt entspannter wird.“ Was Tim ebenso wichtig ist: „Die wollten unseren Stil, und das ist ein Traum.“