Für die Passagiere ist es Luxuserholung auf hoher See. Für die Schiffscrew bedeutet eine Kreuzfahrt dagegen lange Schichten voller harter, nicht immer angemessen bezahlter Arbeit.
Dennoch muss das Service-Personal den Passagieren auf einer Kreuzfahrt immer freundlich und höflich begegnen. Doch das ist nicht immer einfach. Dabei stützt sich das Online-Portal „reisereporter.de“ auf Informationen der Website „kreuzfahrtberater.de“, die Mitarbeiter verschiedener Reedereien über ihren Job befragt hat. Das Fazit: Auch Urlauber aus Deutschland seien ziemlich gut darin, die Nerven der Crew zu strapazieren.
Kreuzfahrt: Damit gehen deutsche Urlauber der Crew auf die Nerven
Über eine „regelrechte Beschwerdekultur“ beschwert sich demnach Ilona W., die als Maître d’Hotel (Oberkellnerin) auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet. „Eine auffällige Eigenart von vielen deutschen Kreuzfahrturlaubern ist es, jede Gelegenheit zu nutzen, um an kostenlose Goodies zu kommen“, erklärt sie.
Die Passagiere würden bei ihren teilweise übertriebenen oder sogar frei erfundenen Beschwerden auf Entschädigungsgeschenke wie Gutscheine oder kostenlose Sektflaschen hoffen.
Zudem werde oft ignoriert, dass auf Kreuzfahrten ein internationales Team an der Arbeit sei. Perfektes Deutsch könne somit nicht von allen Crew-Mitgliedern erwartet werden, so Fotomanager Gonzo K. „Gäste machen sich nicht sonderlich beliebt, wenn sie meine philippinische Mitarbeiterin permanent in deutscher Sprache anweisen, diese aber aus Höflichkeit, Ängstlichkeit oder Unwissenheit, gar nicht weiß, wie sie sich verhalten soll“, sagt er. Bereits der Versuch, ein paar Brocken Englisch hervorzukramen, um sich angemessen verständigen zu können, würde von der Crew „sehr hoch geschätzt.“
Kreuzfahrt-Mitarbeiter beklagen fehlende Wertschätzung
Kreuzfahrt-Barkeeperin Vanessa S. arbeite jeden Tag zwischen zehn und zwölf Stunden, ist aber aufgrund ihres geringen Festgehalts auf Trinkgeld angewiesen. Doch das falle oftmals nur sehr niedrig aus – egal, wie gut die Leistung ist, die sie erbringt. Fitnesstrainerin Nadja A. beklagt, dass Crew-Mitglieder, die keine weiße Offiziersuniform tragen, von den Urlaubern „wie Menschen zweiter Klasse“ behandelt würden.
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Als Rezeptionist ist Thomas R. oft der erste Ansprechpartner für unzufriedene Kreuzfahrt-Passagiere. Anstatt sich von ihm weiterhelfen zu lassen, verschaffen die Urlauber im Gespräch mit ihm oft ihrem kompletten Ärger Luft und schreien ihn „in aller Öffentlichkeit“ an. „Wir sind monatelang auf See und von Familie und Freunden getrennt, absolvieren ein hohes Arbeitspensum, da wünschen wir uns zumindest ein bisschen Empathie und Wertschätzung“, appelliert Thomas R. laut „reisereporter.de“.
Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Respekt – schwer zu verstehen, warum ein solcher entspannter, höflicher Umgang miteinander gerade auf einer erholsamen Kreuzfahrt so schwer sein soll. (at)