„Ganz schön widerlich“ und „Ihr habt doch den Schuss nicht gehört“. Schon im August dieses Jahres hagelte es heftige Kritik an Kaufland in den Sozialen Medien. Die Kunden waren fassungslos über das, dass die Supermarkt-Kette in einigen Filialen in Sachsen-Anhalt Magazine mit rechtsextremen Inhalten verkauft hatte.
Nun wurden vergleichbare Produkte in Kaufland-Regalen in Thüringen entdeckt. Gleichzeitig sorgte die Supermarkt-Kette mit einer Entscheidung extreme Verwunderung.
Kaufland sorgt für Kunden-Wut: „Untragbar“
„Hey Kaufland, wieso verkauft ihr Nazi-Zeitungen“, fragt ein Kunde nach einem Blick ins Regal im thüringischen Oberwellenborn. Dort hatte er die neue Ausgabe des „Compact“-Magazins entdeckt. Ein Blatt, das der Verfassungsschutz Ende letzten Jahres bereits als „gesichert extremistisch“ eingestuft hatte.
Der Kunde konfrontierte darauf die Mitarbeiter und fordert das „untragbare“ Blatt aus den Regalen zu nehmen. Das habe er nach ähnlichen Vorfällen bei Nahkauf und Rewe ebenfalls so gemacht und appelliert bei Twitter dazu, es ihm gleichzutun:
So reagiert Kaufland auf die Kritik
Der Supermarkt gibt an, dass es in der Vergangenheit bereits versucht habe, rechtsextreme Magazine aus seinen Regalen entfernen zu lassen. Die Pressefreiheit stehe dem allerdings im Weg. Recherchen des „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ zufolge soll Kaufland diesbezüglich tatsächlich wenig Handhabe haben.
Denn der Einzelhandel könne bei der Abnahme von Pressetiteln nicht frei entscheiden. Stattdessen sei es im Sinne des Gesetzgebers, das über Pressegroßhändler auch „Außenseitermeinungen“ verbreitet werden. Es sei für Kaufland und andere Supermarkt-Ketten deshalb schwierig, rechtsextreme Magazine aus den Regalen zu verbannen.
Supermarkt sorgt für neuen Ärger
Doch jetzt hat der Supermarkt für neuen Unmut im Netz gesorgt. Denn nach der Beschwerde eines Twitter-Users über den Verkauf von Merchandise-Artikeln mit dem Logo der Antifaschistischen Aktion (Antifa) über den Onlineshop hat das Unternehmen sofort reagiert. Weil man extreme Meinungen ablehne, seien die Angebote eines externen Händlers aus dem Shop entfernt worden.
An diesem Punkt nahm die Debatte neue Fahrt auf. Denn auf der einen Seite verbannt der Supermarkt Antifa-Artikel. Auf der anderen Seite wird über den Onlineshop reihenweise rechtsextreme Literatur angeboten – wie etwa die unkommentierte Ausgabe von Adolf Hilters „Mein Kampf“, wie Recherchen eines Hamburger Juso-Mitglieds zeigen:
Kaufland gibt zu: „Haben wir nicht geschafft“
Kaufland hat nun nach eigenen Angaben Konsequenzen gezogen. „Wir sind uns einig: Rassismus, Volksverhetzung oder NS-Glorifizierung dürfen bei uns keinen Millimeter Platz finden. Demokratiefeindlichkeit und Extremismus müssen wir an der Wurzel jederzeit entschlossen entgegentreten. Das haben wir nicht geschafft. Das tut uns leid“, gab das Unternehmen kürzlich zu.
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Danach wurden zahlreiche rechtsextreme Angebote aus dem Sortiment entfernt. Kaufland habe nun in seine Händlergrundsätze folgenden Absatz aufgenommen: „Extremistisches Propagandamaterial und Produkte mit Kennzeichen verbotener und verfassungswidriger Organisationen, gewaltverherrlichendes, volksverhetzendes und diskriminierendes Material sind auf unserer Plattform verboten.“ Das Unternehmen verspricht, jedem Hinweis entschieden nachzugehen.