Das hätte richtig ins Auge gehen können. Ein betrunkener Zugführer der Deutschen Bahn war am Donnerstag (16. Dezember) mit einer S-Bahn unterwegs. Der Fahrer hatte rund um Stuttgart für mächtig Wirbel gesorgt.
Statt an den geplanten Haltestellen zu halten, fuhr er einfach weiter und lästerte dabei über die Lautsprecher über seinen Arbeitgeber – die Deutsche Bahn. Als die Polizei seine Trunkenfahrt schließlich stoppte, gab er Unfassbares zu.
Deutsche Bahn-Fahrer fährt betrunken
Die Stuttgarter Bundespolizei hatte am Donnerstag am Bahnhof Korntal-Münchingen, nordwestlich von Stuttgart, den sturzbetrunkenen 43-Jährigen und damit eine äußerst ungewöhnliche Bahnfahrt gestoppt. Zum Dienst angetreten war er gegen 13.30 Uhr. Erst etliche Stunden später, um 22.30 Uhr, war sein Zustand dann an der Bahnstation Rutesheim aufgefallen. Eine Frau wollte dort ihre Tochter abholen, die in der S-Bahn saß. Doch rauschte diese einfach an ihr vorbei. Die Frau alarmierte sofort die Polizei.
Bis zur Endhaltestelle „Weil der Stadt“ sollte die Bahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus eigentlich zwölf Haltestellen passieren – und dort auch warten und die Türen öffnen. Laut einer Polizeisprecherin hatte der Fahrer aber häufig gar nicht erst gehalten, sodass etliche Passagiere nicht aussteigen konnten, sondern weiterfahren mussten. Zudem soll er bei Durchsagen über seine Arbeit und die DB hergezogen haben. Laut der Sprecherin habe er sich „sichtlich negativ über seinen Arbeitgeber geäußert“.
Bahnfahrer auf Sauftour
Geistesgegenwärtig genug muss der Mann allerdings gewesen sein, denn er schaffte es, den Schutzmechanismus zu umgehen. Dafür musste er alle 30 Sekunden die Sicherheitsfahrschaltung bedienen, sonst wäre der Zug stehen geblieben. Mit einer ungeplanten Schleife kam er dann in Korntal-Münchingen zum Stehen, wo ihn die Polizei festnahm.
Nach einem freiwilligen Alkoholtest ergab sich ein erschreckendes Ergebnis: 2,8 Promille hatte der 43-Jährige intus. Gegenüber der Behörde gab er zu, bereits vor Dienstbeginn Alkohol getrunken zu haben. Ob auch während der Fahrt, war unklar. Allerdings musste es eine ziemliche Menge gewesen sein, wenn er nach Stunden noch so einen hohen Alkoholpegel im Blut hatte. „Der Mann ist noch nicht vernehmungsfähig“, so die Sprecherin. Er sei gleich in ein Krankenhaus gebracht worden.
Deutsche Bahn zieht Fahrer aus dem Verkehr
Bis auf Weiteres wird der Bahnmitarbeiter nun nicht mehr zur Arbeit antreten dürfen, so die DB. Gegen ihn wird nun wegen Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr ermittelt. „Alkoholmissbrauch im Führerstand ist kein Kavaliersdelikt“, stellte eine DB-Sprecherin klar. An allen Arbeitsplätzen gelte null Toleranz und eine Null-Promille-Regelung. Seinen Triebfahrzeugführerschein ist der Mann bereits los.
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„So haben wir das noch nie gehabt“, gab die Sprecherin zu. Nur einmal hätte ein Betrunkener in einem Führerhaus gesessen. Der sei aber nicht gefahren. In Niedersachsen hingegen gab es einen Fall im Januar. Da war ein betrunkener Lokführer von Oldenburg nach Wilhelmshaven gefahren, um einen Kesselwagen abzuholen. Als ein Mitarbeiter merkte, dass der Mann beim Rangieren Probleme hatte, musste der Fahrer einen Atemalkoholtest machen. Das Ergebnis: 2,17 Promille (mit dpa).