Unpünktlichkeit bei der Deutschen Bahn – über kaum ein Problem wird bei Bahnfahrern häufiger diskutiert. Auch die Bahn versucht gar nicht erst, die Sache klein zu reden. „Die Pünktlichkeit ist dieses Jahr inakzeptabel“, so Berthold Huber, der bei der DB für die Infrastruktur verantwortlich ist.
Ironisch: Infrastruktur-Chef Huber sieht in eben jener Infrastruktur die größte Ursache für die Verspätungen bei der Deutschen Bahn. Millionenschwere Investitionen der Regierung sollen helfen. Doch eine Maßnahme, die kürzlich beschlossen wurde, macht Huber große Sorgen – denn sie könnte das Bahn-Netz noch mehr überlasten und somit zu noch mehr Verspätungen führen.
Deutsche Bahn: Mehr Verspätung wegen 49-Euro-Ticket?
Die Rede ist vom 49-Euro-Ticket, dem Nachfolger des beliebten 9-Euro-Tickets. Für 49 Euro pro Monat mit das gesamte Regionalverkehrs-Angebot in ganz Deutschland nutzen können – das klingt verlockend für die Bahnfahrer, aber für die Deutsche Bahn selbst ist das eine riesige Herausforderung.
Denn je mehr Menschen sich jetzt Billig-Tickets kaufen, desto mehr Zugplätze benötigt man. „Im Regionalverkehr rund um die großen Knotenbahnhöfe gibt es keinen Platz für zusätzliche Züge“, sagte Huber gegenüber der „Welt am Sonntag„. Mehr Züge oder gar einen 30- bis 15-Minuten-Takt könne man dort unmöglich einrichten.
DB-Vorstand mit eindeutiger Forderung
„Die Infrastruktur ist dicht. Man müsste versuchen, die gestiegene Nachfrage kurzfristig durch mehr Plätze in Zügen zu lösen, aber auch hier stößt man an Grenzen. Auf Dauer gehe es ohne zusätzliche Kapazität der Infrastruktur nicht“, erklärt Huber. „Die Infrastruktur verzeiht lange, aber jetzt ist der Punkt erreicht, wo es nicht mehr geht und die Lage zu kippen droht.“
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An die Regierung hat er eine deutliche Forderung: „Oberste Priorität muss die Sanierung und Kapazitätserweiterung des strukturell überalterten Netzes haben, dessen Störanfälligkeit immer größer wird. Es gibt das Problem, dass wir zu wenig Netz für zu viel Verkehr haben.“