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Seebestattung oder Almwiese: Alternativen zum Friedhofsgrab

Seebestattung oder Almwiese: Alternativen zum Friedhofsgrab

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Baumgrab - Beisetzung mit gleichzeitiger Pflanzung eines Obstbaumes in Dortmund Foto: Helmuth Vossgraff/Funke Foto Services
In Deutschland sind Bestattungen gesetzlich geregelt. Doch es gibt Alternativen zur Erdbestattung. Zum Beispiel im Meer, auf der Alm oder im Weltall.

Ruhrgebiet. 

Wer nach seinem Tod nicht unter der Erde landen möchte, hat viele Alternativen. Die Möglichkeiten reichen von See- über Wald-, Fels-, und Almbestattung bis hin zur Verstreuung der Asche in der Luft aus einem Ballon. Doch wer nicht gegen das Gesetz verstoßen will, muss für einige alternative Beisetzungen den Umweg in die Nachbarländer in Kauf nehmen.

In Deutschland ist das Bestattungsrecht Angelegenheit der Bundesländer. Generell gilt aber der Friedhofs- und Bestattungszwang. Das bedeutet, dass in NRW der Leichnam oder die Totenasche laut Gesetz auf einem Friedhof bestattet werden müssen.

Heute gibt es in NRW vorrangig Feuerbestattungen

Die in NRW zulässigen Bestattungsformen sind die Erdbestattung, die Feuerbestattung und die Seebestattung. Christian Jäger ist Geschäftsführer des Bestattungsverbands NRW und sagt, es habe eine deutliche Wende bei der Art der Bestattung gegeben. Heute seien 65 bis 70 Prozent der Bestattungen Feuerbestattungen und zwischen 30 und 35 Prozent Erdbestattungen. Vor etwa 15 Jahren sei es genau umgekehrt gewesen. Seebestattungen seien eine feste Größe, so Jäger. „Einen Trend können wir nicht feststellen, es gibt eine konstante Nachfrage.“

Nach der Verbrennung kann die Totenasche in einer Urne auf einem Friedhof oder auf See beigesetzt werden. Einige Friedhöfe bieten festgelegte Bereiche an, auf denen die Asche oberirdisch verstreut oder ohne Urne vergraben werden darf. Mit einer Genehmigung darf die Totenasche außerhalb eines Friedhofs verstreut oder vergraben werden. Bedingung ist, dass die die Achtung der Totenwürde gewährleistet ist.

Eine Urne gehört nicht auf den Kaminsims

Außerdem muss der Ort öffentlich zugänglich sein. „Trauer ist etwas Öffentliches. Jedem soll die Möglichkeit gegeben sein zu trauern. Das geht nicht, wenn die Asche des Verstorbenen auf dem Kaminsims im Wohnzimmer steht,“ erklärt Jäger.

Jeder Bestattung liege der Wille des Toten zugrunde, so Jäger. „Oft ist der nicht schriftlich festgehalten, man hat vielleicht bei einem Glas Wein mal darüber gesprochen. In so einem Fall können die nächsten Anverwandten den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen umsetzen.“ Der Rechtsanwalt und Notar Thomas Grosse empfiehlt, mit Angehörigen oder Freunden über den Bestattungs-Wunsch zu sprechen. Durch sie könnte der Wunsch des Verstorbenen schneller umgesetzt werden als durch ein Testament, das beim Amtsgericht hinterlegt ist.

Naturbestattungen unter Bäumen

Viele Bestatter bieten diverse Alternativen zur Erdbestattung an. So auch der Bestattungsunternehmer Achim Kuhnert aus Dortmund. Bei ihm gibt es unter anderem Naturbestattungen. Dazu gehören Baum- und Waldbestattungen, Fels-, oder Almwiesenbestattungen. Eins haben sie alle gemeinsam sagt Kuhnert: „Ihnen geht die Einäscherung des Leichnams voraus und die Natur übernimmt die Grabpflege.“ Fels- und Almwiesenbestattungen sind aufgrund des Friedhofszwangs in Deutschland nicht erlaubt. Sie werden zum Beispiel in der Schweiz vollzogen.

Seebestattung, Luftbestattung und der Umweg ins Ausland 

Für eine Seebestattung müssen Angehörige aus NRW zwangsläufig eine Reise antreten. Seebestattungen finden in Deutschland auf der Nord- oder Ostsee statt, möglich sind aber auch Bestattungen auf anderen Meeren. Dann gilt das Gesetz des jeweiligen (Bundes-)Landes, sagt Christian Jäger. Ein Schiff einer Bestattungsreederei begibt sich mit der Totenasche und den Angehörigen aufs offene Meer. Der Kapitän hält die genauen Koordinaten der Beisetzung schriftlich fest. Eine Flussbestattung sei in Deutschland nicht möglich. „Dafür müsste man dann ins Ausland reisen.“

Kooperationspartner im Ausland

Für alternative Bestattungen, die in Deutschland nicht zulässig sind, arbeiten viele Bestattungsunternehmen mit Kooperationspartnern im Ausland. Illegal sei das nicht, denn die Überführung der Asche des Verstorbenen ins Ausland sei erlaubt, erklärt der Bestatter Achim Kuhnert.

Beispielsweise Luftbestattungen dürfen nicht im deutschen Raum stattfinden. „An der deutsch-französischen Grenze gibt es einen Bestatter, der auch Ballonfahrer ist“, sagt Kuhnert. Für eine Luftbestattung fahre der mit dem Heißluftballon in den französischen Luftraum.

Bisher keine Weltraumbestattung in NRW

Bei der Diamant- und der Weltraumbestattung handle es sich nicht um Bestattungen im eigentlich Sinn, sagt der Bestatter. Denn es werde nur ein Teil der Asche entnommen, um daraus einen Diamanten zu pressen oder sie im Weltall zu verstreuen. Die Arbeit werde ebenfalls von Dienstleitern im Ausland übernommen, so Kuhnert. Er schätzt, dass mittlerweile etwa 30 Prozent der Menschen den Weg einer alternativen Bestattung, also jenseits des Friedhofs, wählen. „Tendenz steigend.“

Doch ganz ausgefallene Modelle wie beispielsweise die Weltraumbestattung sind in NRW bisher nicht populär. „Meines Wissens hat sich noch niemand aus NRW im Weltraum bestatten lassen,“ sagt Christian Jäger.

Kosten variieren stark

Die Kosten für eine Bestattung lassen sich nur schwer benennen oder vergleichen. Sie seien immer vom Umfang der Bestattungsart abhängig, so der Bestattungsunternehmer Kuhnert. Grundsätzlich sei es aber so, dass Feuerbestattungen günstiger seien, als Erdbestattungen. „Weil die Grabstelle bei einer Erdbestattung größer und damit teurer ist.“

Noch günstiger sei eine Seebestattung, weil es dort keine Grabstelle, damit keine Grabpflege und keine Laufzeit gebe. Allerdings fielen in einigen Fällen Reise- und Übernachtungskosten für Verwandte an.

Wald- und Baumbestattungen variierten je nach Art des Baums (z.B. Partner- oder Gemeinschaftsbaum) stark. Eine anonyme Bestattung sei „mit Abstand am günstigsten“. Dabei sei der Bestattungsort unbekannt und bei der Bestattung sei niemand dabei.