Schauspieler Ralf Richter baut Hotel für Obdachlose auf
Der Bochumer Schauspieler Ralf Richter plant in Köln ein „Sieben-Sterne-Hotel“ für Obdachlose. Es soll den Komfort eines guten Mittelklasse-Hotels bieten, mit Einzelzimmern, Dusche und Frühstücks-Büffet. „Es geht darum, diesen Menschen zu zeigen, dass sie es wert sind“, sagt Richter.
Köln.
Man kann ihm einfach nicht böse sein! Nicht, wenn er viermal verspricht anzurufen, und es dann doch nicht tut. Nicht, wenn er eine Stunde verspätet zu dem von ihm selbst vorgeschlagenen Termin kommt. Er ist ein Chaot. Aber eben ein ziemlich liebenswerter. Ralf Richter, jener Schauspieler, der den Otto Schablowski in der Fernseh-Serie „Rote Erde“ spielte, der bei „Bang Boom Bang“ Kalle Grabowski war. Im Moment sorgt Ralf Richter für Aufsehen, weil er in Köln ein so genanntes Sieben-Sterne-Hotel aufbauen will, ein Hotel für Obdachlose.
Das Café Schmitz hatte er als Treffpunkt vorgeschlagen, ein Café in der Kölner Innenstadt, das einmal eine traditionsreiche Metzgerei war und noch immer so aussieht. Jugendstil-Kacheln und Wursthaken an den Wänden, Kronleuchter unter der Stuckdecke. Und es passt wirklich gut zu ihm. 57 Jahre ist er inzwischen, aber irgendwie immer noch ein großer Szene-Junge. Sweatshirt, Blouson, die trendige Mütze über das graue Haar tief ins Gesicht gezogen. In vielen seiner Filme war er der Typ aus dem Ruhrgebiet, und so wie die Filme oft Kultstatus erlangten, „wurde ich selbst zum Kultdarsteller“.
Einen Bettler auf der Straße zu sehen, rührt ihn immer wieder an
Den Sinn für das Bodenständige hat er über all seinen Erfolg aber nicht verloren. „Als Darsteller bin ich ja häufig wie ein Montage-Arbeiter unterwegs. Etwa in Berlin, im Winter. Da sehe ich die Bettler auf der Straße, ahne, was ihnen droht, und es bleibt oft dieses schale Gefühl zurück. Weil auch ich ihnen die Tür öffnen könnte und es doch nicht mache“, sagt er. Deshalb engagiere er sich mit Hans Mörtter, dem Pfarrer der Kölner Südstadt, und dem Künstler Cornel Wachter für die Errichtung eines Obdachlosen-Hotels.
Ein Hotel, das den Komfort eines guten Mittelklasse-Hotels bietet, mit Einzelzimmern, Dusche und Frühstücks-Büffet. „Es geht darum, diesen Menschen zu zeigen, dass sie es wert sind“, sagt Richter. Vorbild sind die rund ein halbes Dutzend Sieben-Sterne-Hotels auf der Welt, die von der Künstlerin Miriam Kilali aufgebaut wurden. Für Köln schwebt Ralf Richter und Pfarrer Mörtter ein Haus mit 30, 40 Zimmern vor, dessen Räume von Obdachlosen selbst umgebaut werden sollen.
„Egal wem ich davon erzähle, alle sind begeistert, bieten ihre Hilfe an“, sagt der gebürtige Essener. Da gibt es Firmen, die versprechen, die Wäsche des Hotels zu übernehmen, andere, die sämtliche Baumaterialien oder die Computer-Anlage für die Rezeption stiften wollen. Eine große Stiftung habe zugesagt, das Projekt mit drei Millionen Euro zu unterstützen.
Das Konzept sieht vor, dass ein Teil der Obdachlosen im Hotel fest, für längere Zeit wohnen und es betreiben soll. Tagesgäste müssten 15 Euro pro Übernachtung zahlen. Außerdem soll der laufende Betrieb des Hauses aus jenen Mitteln finanziert werden, die die Stadt ohnehin für jeden in Köln gemeldeten Obdachlosen zahlen muss.
Ganz entschleunigt in Holland
Vieles ist schon vorbereitet, was fehlt ist das passende Gebäude. Dabei waren sie schon ganz nah dran, hatten ein Haus mit Architekten besichtigt. Doch im letzten Moment benötigte es der Besitzer, die Evangelische Kirche, für andere Zwecke. Also wird nun weiter gesucht, weiter geworben. Unermüdlich macht Richter das, und – wie er betont – gerne. „Ich will ja nichts für mich selbst. Deshalb läuft das auch gut!“. Dabei dürfte sich der Schauspieler ohne dieses Projekt nicht langweilen. Schließlich dreht er immer noch Filme, hat er das Mode-Label „Grabowski couture“ gegründet, mit dem er auf T-Shirts, Hoodies und Mützen den ureigenen Bang Boom Bang-Stil kultiviert. Und ein Geschenke-Portal betreibt er, und im Bochumer VfL-Stadion plant er einen irren Contest. Und, und, und…
Zwischendurch jedoch scheint er sich nach Entschleunigung zu sehnen. Da fährt er nach Holland und tuckert im Boot über die Kanäle. Schon als Kind verbrachte er dort mit der Familie die Ferien. „Mein Vater war Architekt und hatte für uns ein praktisches Haus gebaut, mit Schlafzimmern, in denen jeweils zwei Stockbetten standen. Ich bin mit sieben Geschwistern aufgewachsen. In Bochum, wo wir wohnten, kannten uns deshalb viele.“ – Was sich, wie man hört, bis heute nicht geändert haben soll.