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Rocky-Darsteller Sylvester Stallone feiert 70. Geburtstag

Rocky-Darsteller Sylvester Stallone feiert 70. Geburtstag

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1491BC00A1B9566E.jpg Foto: dpa
Der Film „Rocky“ war ein Karrierebeginn wie ein Paukenschlag: Nun wird Sylvester Stallone 70. Seine Geschichte birgt tragische Momente.

Frankfurt/Main. 

Man muss nicht tief eintauchen ins Leben von Sylvester Stallone, um zu wissen, dass er diese beiden Filmsätze für sich selbst geschrieben hat. „Es kommt nicht darauf an, wie hart einer zuschlagen kann. Es zählt bloß, wie viele Schläge er einstecken kann und ob er trotzdem weitermacht“, sagt Rocky Balboa, bevor er ein letztes Mal in den Ring steigt. Mit diesem müden Gesichtsausdruck, den wir seit nunmehr 40 Jahren von der Leinwand kennen.

Und dem schiefen Mund, dem Nuscheln, weil die Geburtszange seiner linken Gesichtshälfte am 6. Juli 1946 einen irreparablen Nervenschaden zufügte. Der Filmstar, der selbst aus der Gosse kam, dem Spott seiner New Yorker Spielkameraden ausgesetzt war und von zwölf Schulen flog, ehe er zum Mythos des körpergetriebenen Actionkinos wurde, er feiert heute seinen 70. Geburtstag.

Einmal hat Sylvester Stallone versucht, dem Klischee der Kampfmaschine zu entkommen. Er fraß sich einen Schmerbauch an, um sich mit Schauspieltitanen wie Harvey Keitel und Robert De Niro zu messen, dümpelte tapsig als müder kleiner Polizist durch einen Ort voll korrupter Kollegen in James Mangolds Krimimelodram „Cop­land“ 1997. Ein großer Film, man spürte, welche darstellerischen Qualitäten in Stallone stecken und um welche Anerkennung er bei diesem Auftritt rang. Doch weder Kollegen noch Filmemacher sahen in ihm offenbar mehr als den Haudrauf mit dem bedrohlichen Bizeps.

Auf ewig verbunden mit der Figur Rocky

Es hätte indes wohl nicht verhindert, dass er auf ewig mit der Figur des Boxers aus den Slums von Philadelphia verschmolzen ist, die ihn zum amerikanischen Helden erster Klasse und zum Multimillionär machte: Rocky. 30 Drehbücher hatte Stallone geschrieben, der über kleine Filmrollen (bei Woody Allen und Jack Lemmon!) nicht hinausgekommen war und eine Nische für sich suchte. 29 waren Schrott, so wie viele andere, die er später verfasste, aber eines war genial.

Sylvester Stallone lieferte Amerika, das die Wunden des Vietnam-Traumas noch spürte und Watergate zu verdauen hatte, 1976 das Märchen vom kleinen Mann, der die eine Chance im Leben nutzt, um sich mit unbändigem Willen nach oben zu boxen. Bei aller Naivität im Kern war das auch großes Kino, weil Stallone mit liebenswürdiger Detailtreue das zarte Portrait eines zerbrechlichen Unterschichten-Amerikas zeichnete. Szenen wie die, in denen Rocky auf die Schweinehälften im Schlachthaus wie auf Sandsäcke eindrischt, sind mit Recht im kollektiven Filmgedächtnis der Welt fest verankert.

Den Erfolg des Typen, der sich nicht unterkriegen lässt, versuchte er zu verlängern, auch mit Rocky-Fortsetzungen. Es gelang ihm kommerziell, nicht aber künstlerisch. Mit kruden Bodybuilder-Fantasien schoss und prügelte Stallone sich durch 50 Filme. Allen voran Söldner Rambo, der in einer besonders sinnfälligen Szene die Computertechnik am Armeestützpunkt mit Maschinenpistolensalven in Stücke schießt: der Prototyp des Modernisierungsverlierers, der allen weltpolitischen Krisen mit Handarbeit entgegentritt und zur Freude eines Publikums, das einfache Lösungen liebt, unbezwingbar ist.

Die Zeit der schweißglänzenden Muskelpakete freilich ist vorbei, und wenn Stallone alte Prügel-Kameraden in Streifen wie „The Expendables“ um sich versammelt, ist das eher wie ein Klassentreffen, bei dem man sich noch einmal über die derbsten Pennälerscherze amüsiert. Aber Stallone macht weiter, dreht gerade wieder einen Krimi und bekommt gar eine eigene Fernsehshow. Dabei hat er inzwischen selbst als Maler und Bildhauer Erfolg. Auch wenn das für viele alte Fans wohl schwer erträglich ist: Bei der Arbeit trägt er eine Brille.