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ZDF-Star Nadja Uhl: „Ich habe zwar nicht zehn Regenbogen-Flaggen am Haus, aber …“

In der ZDF-Reihe „Die Jägerin“ schlüpft Nadja Uhl am Montag (20. November 2023) um 20.15 Uhr wieder in die Rolle der Judith Schrader.

Uhl
© ZDF und Christoph Assmann

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Es ist schon ihr dritter Fall. In Staatsanwältin Judith Schrader scheint Schauspielerin Nadja Uhl in „Die Jägerin“ ihre Paraderolle gefunden zu haben. Klug, engagiert und mit viel Einfühlungsvermögen kämpft die 51-Jährige im ZDF gegen die organisierte Kriminalität.

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Am Montag (20. November 2023) zeigt das ZDF den dritten Fall der Reihe. In „Riskante Sicherheit“ muss Staatsanwältin Schrader bei einem Security-Unternehmen ermitteln, das mittlerweile sogar Zugang zur Polizei gefunden hat. Im Interview spricht Nadja Uhl über ihren neuen Fall und das Thema Inklusion.

Wichtigste Frage zuerst: Ihre Figur der Judith Schrader zeigt sich am Ende des Filmes selbst an, ist ihre Karriere damit beendet?

Nein, wir drehen nächstes Jahr weiter.

Können Sie denn schon ein bisschen spoilern?

Ich kann Ihnen reinen Gewissens antworten, dass ich noch gar keine Ahnung habe. Ich habe noch kein Drehbuch bekommen. Wir hatten vor Monaten mal ein Brainstorming gemacht, was aber gar nichts bedeutet (lacht).

Judith Schrader wird zu Beginn des Filmes mit Chauvi-Sprüchen bedacht. Ist das etwas, was Sie nervt?

Ich lache darüber. Es ist voll mein Humor. Beispielsweise diesen Spruch ‚Sie sind mein bester Mann‘ finde ich saukomisch. Der Spruch kommt vom Staatsanwalt, den wir als windigen Typen charakterisiert haben. Er soll genauso dargestellt werden. Im wirklichen Leben redet keiner so mit mir.

Wobei in der jüngeren Vergangenheit Gendern und Inklusion große Themen – auch im TV – geworden sind.

Ich bin ein toleranter, weltoffener Mensch. Ich habe zwar nicht zehn Regenbogen-Flaggen am Haus, aber einige Themen sind für mich selbstverständlich. Jeder soll nach seiner Façon leben.

Der Arbeitsbereich Ihrer Rolle ist die Clan-Kriminalität. Wie tief tauchen Sie in der Vorbereitung in diese Welt ein?

Die Vorbereitung fand hauptsächlich vor Teil 1 statt. Ich habe beispielsweise mit Robert Hummel, dem Autor, Gerichtsverhandlungen besucht, wir saßen in vielen Verhandlungen, die nichts für schwache Nerven waren. Das waren manchmal sehr schwere Themen, wenn es zum Beispiel um die Fünffach-Vergewaltigung einer 12-Jährigen geht. Das geht nur über starke Versachlichung, was ich sehr spannend fand.

Im Film kommt das Zitat „der Rechtsstaat ist ein zahnloser Tiger“ auf. Sehen Sie das – auch nach ihren Recherchen – genau so?

Da wage ich nicht, mir ein Urteil zu erlauben. Das kann ich nicht einschätzen. Ich habe aber oft das Gefühl, dass sich manche Urteile einem Laien nicht erschließen. Beispielsweise das Urteil für Florian Teichtmeister. Ich verstehe nicht – und da geht es sicher vielen so – wie jemand, der über 70.000 Dateien Kinderpornografie besitzt, mit so einer milden Strafe davonkommen kann.

Nadja Uhl
Judith Schrader (Nadja Uhl, l.) bei der Hausdurchsuchung von Matthias Stolzes (Jürgen Maurer, r.) Büroräumen. Foto: ZDF und Christoph Assmann

Der Film hat am Ende eigentlich nur Verlierer. Können Sie in solchen Momenten auch Mitleid für Täter entwickeln?

Das kann ich pauschal nicht sagen. Ich bin generell kein Mensch, der zu Radikalität neigt. Es ist die Natur meiner künstlerischen Sicht auf die Dinge, dass mir nichts Menschliches fremd sein sollte. Das heißt aber auch, dass ich so eine starke innere Balance habe, dass ich mir zutraue, verschiedene Positionen einzunehmen, ohne dass ich mich von ihnen wegspülen lasse. Ich habe Brigitte Mohnhaupt gespielt, ich habe eine Staatsanwältin gespielt, ich habe Kriminalkommissare gespielt. Ich muss in meinem Beruf in der Lage sein, verschiedene Positionen einzunehmen, ohne mich mit ihnen gemein zu machen. Das heißt aber auch, dass ich nicht das Bedürfnis habe, schnell die Genugtuung des Drüberstehens zu bekommen. Ich brauche für mein Ego nicht die Bestätigung, auf der richtigen Seite zu stehen. Ich muss die Toleranz aufbringen, zu verstehen, was einen Täter irgendwo hingeführt hat. Das macht mich oft traurig, besonders, wenn es um Kinder geht.

Können Sie das abstellen, wenn Sie gerade nicht arbeiten? Oder geht es Ihnen auch so, wenn Sie beispielsweise die Nachrichten schauen?

Wenn ich die Psychologie oder den Charakter hinter einer Tat nachvollziehen will, heißt das ja nicht, dass das meine Psychologie ist. Das bedeutet, dass ich mich in den Dienst dieser Rolle stelle. Auch weil ich weiß, dass mich das Dunkle der Rolle nicht wegspült. Das hat etwas mit meinem Wertekompass zu tun. Ich sitze auch vor den Nachrichten und denke: Ich weiß nicht, wie diese Welt funktioniert. Solange ein Mensch oder ein Kind auf dieser Welt in Kriegen stirbt, ist das menschliches Versagen.

Solange Kinder auf dieser Welt verhungern, homosexuelle Menschen aufgehängt, solange Frauen in häuslicher Gewalt halb totgeprügelt und Kinder vergewaltigt werden, herrscht menschliches Versagen auf diesem Planeten. Solange Menschen auf der Flucht sein müssen, weil sie in ihrem Zuhause nicht leben können – menschliches Versagen.


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Ich richte meinen Fokus dann bewusst auf das Positive: Überall wird geholfen, überall wird gelächelt, Menschen helfen Kindern, Menschen, die frei und bunt durch die Gegend ziehen können – das ist die Welt, die ich will. Die Frage ist also: Worauf richte ich meinen Fokus. Das liegt in meiner Verantwortung. Bin ich am Ende der dunklen Skala resigniert, weil ich es nicht mehr aushalte, oder schaue ich, was alles in der Welt und an den Menschen positiv ist? Ich vermeide es sehr bewusst, anderen Vorschriften zu machen. Man sollte erst bei sich anfangen.

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