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Sylvester Groth nennt Gründe für „Polizeiruf 110“-Ausstieg: „Ich bin daran wirklich verzweifelt“

Sylvester Groth im Interview über seine Rolle in „Marvel’s Wastelanders: Doom“ und seinen Ausstieg beim „Polizeiruf 110“.

Sylvester Groth
© IMAGO/Sebastian Gabsch

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Er spielte einen Kommissar im ARD-Krimi „Polizeiruf 110“, verkörperte die Figur des Joseph Goebbels in Quentin Tarantinos Meisterwerk „Inglourious Basterds“ – Sylvester Groth. Nun jedoch schlüpft der gebürtige Jerichower in eine ganz andere Rolle.

In der Podcast-Serie „Marvel’s Wastelanders: Doom“ leiht Sylvester Groth der Figur des Doom seine Stimme. Im Interview spricht der Schauspieler über Superhelden, die Faszination Hörspiel und seinen Ausstieg beim „Polizeiruf 110“.

Sie sind die Stimme von Doom in Marvel‘s Wastelanders …

Und darüber soll ich Ihnen jetzt etwas erzählen? (lacht)

Was wollen Sie denn erzählen?

Das ist so kompliziert. (lacht)

Was genau?

Naja, ich kannte den Charakter „Doom“ gar nicht. Man kennt die üblichen Verdächtigen, die ‚Fantastic Four‘. Ich bin jetzt aber auch nicht der größte Comic-Fan, und dadurch waren mir nur die Filme ein Begriff, mit denen die Hörbücher aber so gar nichts zu tun haben. Die Figuren sind dieselben, aber die Geschichten sind ganz andere. Ich habe auch Freunde gefragt: Kennt ihr Doom aus den Marvel-Comics? Ne, keine Ahnung. Dabei spielt er eine wichtige Rolle. Er ist schließlich der Hauptgegner der Superhelden, insbesondere von Reed Richards.

Und wie haben Sie sich dann in die Rolle eingefunden?

Ich habe die Manuskripte gelesen und fand das sehr interessant. Ich empfand sogar Doom selbst als ganz liebenswert. Dass er sich immer wieder abmüht, die Weltherrschaft zu erringen und jedesmal bekommt er wieder was auf die Finger.

Wie kam man denn auf Sie als Sprecher für diese Rolle?

Das fragen Sie besser Audible (lacht). Ich wurde angefragt, ob ich Lust dazu hätte, dann habe ich das Drehbuch gelesen und dachte mir: So etwas habe ich noch nie gemacht. Eine Comic-Figur, die ja doch sehr stringent gestrickt ist und bei der wenig mit Psychologie zu machen ist. Ich fand das schön. Und so habe ich zugesagt.

Sie sind Schauspieler. Ist es anstrengend, ein Hörspiel aufzunehmen?

Das ist schon ziemlich anstrengend, auch weil es sich bei Marvel‘s Wastelanders eher um einen Hör-Film handelt. Das war nicht ohne, da war ich abends schon ziemlich K.O, wenn ich aus dem Studio kam. Du musst ja mit deinem ganzen Körper hinterm Mikrofon arbeiten, sonst liest du ja nur vor.

Sehen wir Sie dann bald auch auf den Comic-Cons?

(lacht) Ich glaube nicht. Es sei denn, es gibt dort einen Pressetermin. Aber ich würde gerne mal hingehen, weil es mich wirklich interessiert. Das ist eine Welt, die mir völlig fremd ist.

Ich finde diese Fantasie, die die Menschen dort mitbringen, ganz großartig. Ich war einmal in Leipzig bei einem Gothic-Treffen. Das zu sehen, wie viel Mühe sich die Menschen geben, in diese fremden Welten einzutauchen, das ist wirklich faszinierend.

Marvels Wastelanders Doom
Sylvester Groth spricht den Doom in „Marvel’s Wastelanders: Doom“. Foto: Audible

Apropos andere Welten – wie gelang es Ihnen, sich in die Welt von Doom einzufühlen?

Das war gar nicht so schwer, weil die Figuren so direkt auf ihr Ziel ausgerichtet sind. Bei Doom kommt hinzu, dass er die Sprache anders spricht. Eher altmodisch. Er wählt seine Worte sehr präzise. Sprache ist für ihn ganz wichtig. Er kommt aus Rumänien, hat von seiner Mutter alte Zaubersprüche gelernt, die kein anderer versteht. Ich fand es spannend, dass er darüber seine Superkraft findet. Er ist sehr konsequent und fokussiert, die anderen stören ihn halt nur immer dabei.

Das klingt, als hätten Sie sich die Figur des Doom auch selbst ausgesucht?

Ich weiß nicht. Vielleicht hat sich Doom mich ausgesucht. Für mich ist er die interessanteste Figur im Marvel-Universum.

Haben Sie ein Faible für die bösen Rollen? Sie haben ja auch in ‚Inglorious Basterds‘ Goebbels gespielt.

Diese Rollen sind immer die interessantesten. Weil sie so schwer zu fassen sind. Sie können ja alles machen und die anderen müssen darauf reagieren. Mir ist nur wichtig, dass die Rolle immer noch ein Mensch bleibt, dessen Handlungen nachvollziehbar sind. Ohne sie zu entschuldigen.

Fällt das bei einer Rolle wie Doom einfacher als beispielsweise bei Goebbels, weil sie ja ganz der Fantasie entspringt?

Natürlich ist der Interpretationsspielraum bei einer ausgedachten Figur wie Doom viel größer als bei einer Figur der Zeitgeschichte wie Goebbels. Da gibt es Filmaufnahmen und Tondokumente – jeder glaubt zu wissen, was das für ein Mensch war. Und da ein bisschen gegenzusteuern, das ist schon eine dankbare Aufgabe für einen Schauspieler. Er begreift sich ja auch als Schauspieler und das trifft sich mit meiner Profession. Sein Intellekt ist wahnsinnig gut ausgebildet. Und das macht seine Gefährlichkeit aus, weil er eben so manipulativ und rhetorisch stark ist.

Viele kennen aus der Sportpalast-Rede eigentlich nur den Teil mit dem ‚Totalen Krieg‘, aber wenn man sich mal die gesamte Rede durchliest, ahnt man, warum die Leute am Ende so mitschreien. Es geht gegen die Engländer und er macht seinen Zuhörern sehr geschickt deutlich, warum es in diesen ‚totalen Krieg‘ münden muss, damit der Krieg ein Ende hat und Deutschland als Sieger dasteht. Das ist rhetorisch erschreckend meisterhaft.

Kann man sich in diesen Rollen verlieren?

Nein, mir ist das noch nicht passiert. Dann hat man ganz große Probleme, wenn man glaubt, jetzt der zu sein, den man zu spielen hat.

Ich meinte auch eher in die Richtung, dass man Verständnis für die Figuren empfindet.

Das muss ich als Schauspieler. Sonst ist es uninteressant. Spannend ist es doch, die Zuschauer mit einer menschlichen Geste oder einem Gefühl, das sie nicht erwartet haben, zu überraschen. Sonst wären die Figuren nur Klischees und Abziehbilder. Das interessiert mich nicht.

Sie haben 2015 beim „Polizeiruf 110“ aufgehört. Man hörte, dass einer der Gründe dafür war, dass die Qualität der Drehbücher Ihnen nicht mehr zusagte. Ist das wahr?

Zunächst einmal waren es private Gründe. Diese Art Fernsehen ist nicht mein Ding. Eine Figur über viele Teile zu entwickeln… Das macht ja auch etwas mit einem, wenn man ständig dieselbe Figur spielt. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Und dann kommt es natürlich auf das Drehbuch an, es ist das A und O bei einem Film. Das war etwas schwierig beim Polizeiruf.

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Inwiefern?

Mitunter waren die Drehbücher nicht fertig. So etwas kann ich nicht. Ich muss mir doch mit den Versatzstücken eine Figur und eine Geschichte bauen, die den Zuschauer interessiert. Wenn ich dann aber nicht weiß, wo die Geschichte endet, ist das sehr schwierig. Ich bin daran wirklich verzweifelt und habe gemerkt, dass mir das nicht guttut, das ging an meine Substanz als Schauspieler und als Mensch und ich wollte mich damit nicht mehr auseinandersetzen.

Ist das ein grundsätzliches Problem im deutschen Fernsehen?

Wenn man sich die Sachen so anguckt….. (lacht). Aber da können die Schauspieler nichts für. Du kannst als Schauspieler nur spielen, was dir vom Drehbuch vorgegeben wird. Und wenn Verantwortliche bei den Sendern glauben, von Drehbuchfassung zu Drehbuchfassung in Figuren und Geschichten der Drehbuchautoren bis zur Unkenntlichkeit eingreifen zu müssen, dann wird es grenzwertig und respektlos. Und selbst Drehbücher schreiben oder Dialoge und Szenen umbauen … das kann ich gar nicht. Ich bin kein Autor, das würde ich mich auch nie wagen.



Ist das bei Marvel‘s Wastelanders besser gelöst worden?

Auf jeden Fall. Alles war sehr gut vorbereitet, sehr professionell. Es gibt eine klare Geschichte und wunderbare Figuren . Es war  eine tolle  Zusammenarbeit mit Audible und dem Regisseur Tommi Schneefuss.

Wird es weitere Auftritte von Ihnen im Marvel-Universum geben?

Keine Ahnung. Die Figur ist ja eigentlich zu Ende geführt. Aber bei Doom kann man sich nie sicher sein. Der ist immer für ’ne Überraschung gut.

Am 13. Juni erscheint die fünfte Staffel der deutschen Audible Original Podcast-Serie „Marvel’s Wastelanders: Doom“ mit Sylvester Groth in der Rolle des Doom. „Marvel’s Wastelanders: Doom“ kann von allen Abonnentinnen und Abonnenten von Audible.de als Teil des Streaming-Angebots unbegrenzt gehört werden.

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