Veröffentlicht inPromi-TV

Rammstein: Shelby Lynn findet herzzerreißende Worte – „Es hört einfach nicht auf“

Im Rahmen der Netzwerkveranstaltung „Frauen100“ sprach Shelby Lynn über Machtmissbrauch. Sie findet herzzerreißende Worte.

Shelby Lynn
© Franziska Krug / Getty Images

Shelby Lynn erzählte in Berlin ihre Geschichte

Rammstein-Sänger Till Lindemann bestreitet die Missbrauchs-Vorwürfe.

Die Investigativ-Journalistin Maike Backhaus war die Erste, die vor Ort war. Sie war die Erste, die Shelby Lynn zugehört – und sie ernst genommen hat. Backhaus war die Erste, die hinter dem Fall Till Lindemann ein mögliches System erkannt hat.

Am Donnerstagabend spricht Backhaus im Rahmen der Initiative „Frauen100“ über Machtmissbrauch. Über die Strukturen, die Täter und nicht Opfer schützen. Sie steht nicht alleine auf der Bühne, die im „Hotel de Rome“ aufgebaut wurde. Sie hat jene mutige Frau an ihrer Seite, die seit zwei Monaten durch die mediale Hölle geht, und sich ihren Mund trotzdem nicht verbieten lässt: Shelby Lynn.

Shelby Lynn spricht über Missbrauch

„Wenn Betroffene nicht über Gewalt und missbräuchliche Strukturen sprechen können, führt das nicht dazu, dass die Gewalt nicht stattfindet. Es führt dazu, dass wir nicht darüber sprechen, dass sie aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein verschwindet“, macht Backhaus klar. Und weiter: „Deshalb ist es so wichtig, dass wir immer wieder über all das sprechen. Zu Hause, auf der Arbeit, in Schulen, in der Politik und den Medien. Und dass diejenigen, die sprechen, gehört und ernst genommen werden.“ 

Viele Opfer von Machtmissbrauch, von sexualisierter Gewalt, von Unterdrückung trauen sich nicht, über das Erlebte zu sprechen. Sie haben Angst, einen Stempel verpasst zu bekommen. Und schlimmer noch: sie haben Angst, dass ihnen niemand glaubt.


Das steckt hinter der Initiative „Frauen100“:

  • Das Frauennetzwerk „Frauen100“ wurde von Janina Hell und Felicitas Karrer gegründet
  • Die Initiative bringt starke und einflussreiche Frauen aus unterschiedlichen Branchen zusammen
  • Die Netzwerk-Veranstaltungen sollen Impulse für Female Empowerment, Frauensolidarität und Gleichberechtigung setzen
  • Schauspielerinnen, Politikerinnen, Unternehmerinnen und Journalistinnen unterstützen die Initiative
  • Darunter finden sich Persönlichkeiten wie Ursula Karven, Alexandra Maria Lara, Regina Halmich, Sawsan Chebli oder auch Julia Klöckner
  • Ursula Karven rief gemeinsam mit „Frauen100“ die Petition C190 ins Leben, die Machtmissbrauch am Arbeitsplatz auch gesetzlich verbieten soll – über Hunderttausend Menschen haben diesen Aufruf bereits unterzeichnet 

Wie wichtig es gerade dann ist, sich an Journalistinnen wie Maike Backhaus oder die Öffentlichkeit zu wenden, macht die Investigativ-Journalistin deutlich: „Man kann davon ausgehen, dass man sehr viel öfter als man glaubt, eben nicht die einzige Person ist, die betroffen ist. Und wenn man sich wehrt, man das nicht nur für sich, sondern für viele tut. Wenn man spricht, man auch für andere spricht. Andere schützt und mehr sprechen können. Man verhindert, dass anderen das Gleiche passiert.“

Shelby Lynn: „Sie verlieren alles“

Shelby Lynn möchte verhindern, dass anderen das Gleiche passiert, wie es ihr passiert ist. In einer herzzerreißenden Rede stellt sie dar, was Machtmissbrauch mit Opfern machen kann: „Normale, gesunde Frauen sind jetzt abhängig von Kokain, Meth. Ihr Leben hat sich komplett verändert. Sie verlieren alles. Ihr Zuhause. Ihre Familie. Frauen haben Essstörungen entwickelt. Einige von ihnen werden sich erholen, manche werden sich aber nie erholen.“

Frauen100
Shelby Lynn und Journalistin Meike Backhaus. Foto: Franziska Krug / Getty Images

Es mache sie „krank“, dass Frauen oftmals als Objekte gesehen werden. „Wir leben in einer von Männern dominierten Welt“, erklärt Shelby Lynn. „Es macht mich krank, dass Frauen als Objekte gesehen werden. Die Männer sprechen für uns. Wir haben keine eigenen Gedanken, keine eigenen Gefühle. Wir leben in einer von Männern dominierten Welt. So etwas wie Gleichberechtigung gibt es nicht. Nicht derzeit“, erklärt Shelby Lynn.

Bevor Shelby Lynn an jenem Abend die Bühne verlässt, macht sie eine Kampfansage. Sie gilt Tätern, die missbrauchen, sie gilt Opfern, denen niemand zuhört: „Ich lasse nicht zu, dass es so weitergeht. Ich werde niemals still sein, niemals.“


Mehr Nachrichten:


Lindemann hatte die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten, wie die Berliner Rechtsanwälte Simon Bergmann und Christian Schertz am 8. Juni bekannt gaben. „In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben“, hieß es in einer Mitteilung. „So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr.“