Wer hätte gedacht, dass diese Sendung so eskalieren würde. Mit Schriftstellerin Deborah Feldman, Schauspielerin Adriana Altaras, Historiker Michael Wolffsohn und Jurist Michael Fürst hatte Markus Lanz am Donnerstagabend Menschen eingeladen, die zu der Thematik, was es bedeute, jüdisch zu sein, sprechen sollte. Jeder einzelne mit einer Geschichte, die einem unter die Haut ging.
Doch im Laufe der Sendung wurde der Ton immer rauer und härter. Besonders um es die Thematik der Diaspora ging, platzte einigen Gästen an diesem Abend bei Markus Lanz der Kragen.
Was war geschehen? Adriana Altaras hatte erklärt, dass es für sie nun darum gehe, wie man Frieden herstellen könne. Frieden für die Juden, aber auch Frieden für die Palästinenser. Das, so Historiker Michael Wolffsohn, sei jedoch, wenn man über Juden in Deutschland oder Europa spreche, nicht „unsere Aufgabe“.
Zoff bei Markus Lanz
Da schoss Deborah Feldman dazwischen. Das sei „hundertprozentig falsch“, Wolffsohn habe selbst geschrieben, so die Schriftstellerin, dass es auf die Diaspora ankommen werde. Das jedoch wollte der 77-Jährige so nicht stehen lassen. „Wann habe ich das geschrieben, und außerdem war es ein ganz anderer Zusammenhang“, erwiderte dieser. Was Feldmann so nicht stehen lassen wollte: „Das war der selbe Zusammenhang. Es kommt absolut auf uns an. Wer soll Israel vor den rechtsextremen Juden […], wenn nicht die jüdische Gemeinschaft?“
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Da brach Jurist Michael Fürst in Gelächter aus, was Markus Lanz dazu brachte, das Ganze ein wenig aufzudröseln. „Das Argument das gerade im Raum steht, sie sagen, da gibt es sozusagen Menschen jüdischen Glaubens in der Diaspora, auch in diesem Land? Wie groß ist eigentlich diese Community?“
Und da kam es schon zum nächsten Zoff. „Größer als in Israel. Mehr Juden wohnen außerhalb Israels als innerhalb Israels“, so Feldmann. Da reichte es Adriana Altaras so langsam. „Ich weiß auch nicht, worüber ihr gerade streitet“, merkte sie an. Es ging um Zahlen. Und so wollte Lanz wissen, wie viele Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland leben würden.
Streit um Zahlen
„250.000 ungefähr“, merkte Michael Fürst an. Aber auch hier hatte Deborah Feldman etwas zu verbessern. „Was man zählen kann, man kann sie nicht alle zählen“, entgegnete sie. „Es sind ungefähr 250.000 Juden, die in Deutschland leben. Davon sind rund 120.000 in den jüdischen Gemeinden“, versuchte Fürst es noch einmal. Aber auch hier ließ ihn Feldmann nicht ausreden.
„Ne, 90.000 …“, rief sie dazwischen. Und so langsam verlor Fürst, seinerseits auch Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, die Geduld: „Ja, gut, Sie wissen alles besser, ich weiß.“ Und Lanz, der versuchte die Wogen ein wenig zu glätten: „Ist jetzt kein grandioser Unterschied.“
Der Zoff jedoch war noch lange nicht vorbei. Als Feldmann behauptete, dass der Frieden in Deutschland aktiv verhindert würde, drohte Michael Wolffsohn gar die Sendung zu verlassen. „Nein! Schluss! Keine Agitprop machen! Nein! Schluss Frau Feldmann! Machen Sie keine Agitprop. Ich gehe weg, ich mache keine Agitprop mit. Das geht nicht, entweder reden wir sachlich. Wir müssen sachlich reden und nicht schreien“, wurde der 77-Jährige deutlich. Das jedoch konnte Lanz gerade noch verhindern.