Bei Markus Lanz ging es am Donnerstagabend um das unwürdige Ende des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Ende Juni kehrten die letzten Bundeswehrsoldaten zurück, drei Transportflugzeuge landeten im niedersächsischen Wunstorf.
„Verdruckst, verstohlen, heimlich“, sei das abgelaufen, so ZDF-Talker Markus Lanz. Er kritisiert in seiner Sendung: „Keiner war da aus der ersten Reihe der Politik“. Auch eine Veteranin der Bundeswehr äußert deutliche Kritik an der Bundesregierung.
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Die Gäste bei Markus Lanz am 23. Juli:
- Lars Klingbeil: SPD-Generalsekretär
- Katrin Eigendorf: ZDF-Reporterin
- Dunja Neukam: Bundeswehr-Veteranin, als Sanitäterin und Psychologie-Feldwebel in Afghanistan
- Nadia Nashir-Karim: Vorsitzende „Afghanischer Frauenverein e.V.“
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Markus Lanz (ZDF): Bundeswehr-Veteranin fühlt sich unwürdig behandelt – „Schon sehr traurig“
Die Intensivpflegerin Dunja Neukam war vier Mal als Sanitäterin und später als Psychologie-Feldwebel im Afghanistan-Einsatz. In der ZDF-Sendung von Markus Lanz zeigt sie sich enttäuscht über das Verhalten der Politik zum Ende der Mission.
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Zwar habe sie als Soldatin auch nie einen „großen Aufmarsch“ am Flughafen gewollt, aber dieser Moment sei schon „etwas Historisches“ gewesen. „Zumindest einer hätte dastehen können als Symbol“, so Neukam, und die Fahne der Truppe übernehmen können. „Es war schon sehr traurig“, so die Veteranin, die ein Dankeschön für die Opferbereitschaft und den Dienst der Soldatinnen und Soldaten an diesem Tag als Wertschätzung vermisst hat.
ZDF-Reporterin bei Markus Lanz: „Exemplarisch für den ganzen Umgang mit dem Einsatz“
Aus Sicht von ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf, die unter anderem aus Afghanistan berichtet, war dieser Tag „exemplarisch für den ganzen Umgang mit dem Einsatz“ in Deutschland. Lange Zeit sei hierzulande noch die Rede davon gewesen, dass die Soldaten als „Brunnenbauer“ in Afghanistan wären, während es längst ein Kriegseinsatz war.
„Nicht nur die Würdigung vermisse ich hier, sondern auch die Lehren aus den Fehlern, denn es wurden viele Fehler gemacht“, so Eigendorf. Diese Debatte müsse nun dringend politisch geführt werden.
SPD-Politiker Lars Klingbeil räumt bei Markus Lanz Fehler ein: „Total unwürdig“
Auch SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil räumt ein, dass es „total unwürdig“ gewesen sei, wie die letzten 264 Soldaten nach 20 Jahren Bundeswehreinsatz empfangen wurden. Er erinnert an 59 gefallene Soldaten sowie die vielen Veteranen mit posttraumatischen Belastungsstörungen.
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Bundeswehr und der Krieg in Afganistan:
- Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beteiligte sich die Bundeswehr am internationalen Militäreinsatz in Afghanistan.
- Ein Bündnis unter Führung der USA stürzte das Taliban-Regime im Rahmen des Anti-Terror-Krieges.
- Ab dem Jahr 2006 übernahm die Bundeswehr das Regionalkommando für die Nordregion Afganistans.
- Bei einem vom Bundeswehr-Oberst Georg Klein verordneten Luftangriff starben bei Kundus 2009 nach Nato-Angaben 142 Menschen, darunter viele Zivilisten. Deutschland zahlte Entschädigungen an Hinterbliebene. Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan wurde entlassen.
- Die Gesamtkosten des Einsatzes der Bundeswehr werden auf über 10 Milliarden Euro geschätzt.
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„Da hätte jemand stehen müssen. Da gibt es keine Entschuldigung, keine Ausrede. Das muss gar keine Zeremonie sein. Da muss nur jemand stehen und sagen: ‚Schön, dass ihr wieder da seid. Danke, dass ihr diesen Einsatz geleistet habt. Und jetzt fahrt zu euren Familien’“, so Klingbeil. Dass dort kein Vertreter der Bundesregierung war, sei ein „großer, großer Fehler“ gewesen.
Klingbeil selbst, darauf macht Moderator Lanz aufmerksam, kannte sogar einen Gefallenen persönlich. Ein Ex-Partner seiner Schwester starb als Soldat in Afghanistan.
Der SPD-Politiker griff aber auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer indirekt an. Der Verteidigungsausschuss des Bundestages habe erst am Abend vor der Landung erfahren, dass die Rückkehr an diesem Tag stattfinden werde. Deswegen sei es richtig, dass nun im Ausschuss ein Großer Zapfenstreich vor dem Bundestag durchgesetzt wurde, um zumindest rückwirkend die Truppe zu würdigen.