FILMKRITIK.
Der US-Präsidentschaftswahlkampf 2024 zwischen Joe Biden und Donald Trump entwickelt sich gefühlt zu einer Schlacht zweier extremer politischer Lager, die sich gegenseitig mit Hass und Abwertung begegnen. Und spätestens am 6. Januar 2021 beim Sturm aufs Kapitol hat man gesehen, wohin blinde Wut gepaart mit radikalen Überzeugungen führen kann.
Regisseur und Drehbuchautor Alex Garland („Ex Machina“) kreiert in seinem neuen Film nun ein Szenario, in dem dieses gesellschaftliche Pulverfass bereits explodiert ist. In „Civil War“ (ab dem 18. April im Kino) befinden sich die USA in einem blutigen Bürgerkrieg. Der Präsident erzwingt eine dritte Amtszeit, attackiert das eigene Volk mit Luftangriffen – während Kalifornien und Texas eine eigene Fraktion bilden und in Washington D.C. einmarschieren wollen.
>> Die vollständige Film-Kritik zu „Civil War“ findest du im Video oben <<
Ein brisanter Polit-Thriller in einem genauso brisanten Polit-Jahr, der gesellschaftliche Krisen ungeschönt aufarbeitet? Leider nein…
„Civil War“ zeigt Bürgerkriegs-Horror in den USA
Nicht, dass wir uns falsch verstehen. „Civil War“ ist kein schlechter Film. Er fokussiert sich auf eine Gruppe von Kriegsreportern (u.a. Kirsten Dunst), die aus den Wirren des Konflikts berichten. Dabei werden sie Zeuge grauenvoller Szenen und erleben, wie ein solcher Krieg aus Menschen brutale Killer machen kann. Wie geht man mit so etwas um? Wie abgestumpft muss man sein, um als Kriegsfotografin nach dem perfekten Bildwinkel zu suchen, während vor der Linse unschuldige Menschen getötet werden?
Das sind Momente, die einen auch als Zuschauer nicht kalt lassen. Und die inszeniert Garland auch stark und wirkungsvoll, unterstützt von den großartigen Schauspielern.
Doch was dabei auf der Strecke bleibt, ist ausgerechnet das, was an diesem Film eigentlich am interessantesten ist – der Bürgerkriegs-Handlungsrahmen!
Weniger Politik – mehr Emotionen
Auf den US-Bürgerkrieg und die Hintergründe geht „Civil War“ so gut wie gar nicht ein. Was war der Auslöser für den Konflikt? Warum verbündet sich wer mit wem? Was sind die genauen Beweggründe der US-Regierung? Keine dieser Fragen wird im Film beantwortet.
Es gibt nur wenige Szenen, die mal an der politischen Brisanz des Handlungsrahmens kratzen. Ein rassistischer Redneck mit Sturmgewehr, der jeden erschießt, der kein reinrassiger US-Amerikaner ist. Eine abgelegene US-Kleinstadt, in der die Leute versuchen, das Blutvergießen zu ignorieren und so weiterleben wie bisher. Oder ein zum Flüchtlingscamp umgebautes Football-Stadion, in dem die Kriegsreporter Zuflucht, Gastfreundschaft und Menschlichkeit erfahren. Doch das sind zusammengerechnet maximal zehn Minuten des Films.
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Zugegeben: Wenn es die Absicht des Regisseurs war, bewusst nicht allzu tief in die politische Ebene einzutauchen, und stattdessen die menschlichen Protagonisten in den Fokus zu nehmen – dann kann man ihm das nicht wirklich zum Vorwurf machen. Denn genau das macht der Film. Und das macht er auch überhaupt nicht schlecht.
Aber wenn man einen solchen Film zu einer solchen Zeit herausbringt… Man kommt als Zuschauer nicht umhin zu denken, dass hier die Chance bestand, am Ende mehr zu bekommen als das, was „Civil War“ am Ende bietet.
„Civil War“ startete am 18. April 2024 in den deutschen Kinos. Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben und dauert 109 Minuten.
Das Video entstand mit freundlicher Unterstützung von CinemaxX. Unsere Videos produzieren wir im CinemaxX Essen – für den Inhalt sind allein wir, die FUNKE Mediengruppe, verantwortlich.