Im Alleingang hat Spanien als einziges EU-Land die traditionellen offenen Öl-Karaffen auf den Lokaltischen verboten. Seit gestern dürfen Wirte nur noch Wegwerffläschen mit Etikett verwenden. Die Empörung im Land gegen das „Gesetz der Verschwendung“ ist groß.
Madrid.
Sie standen bisher in jedem spanischen Speiselokal auf dem Tisch: Fläschchen mit Olivenöl, um den Salat zu würzen. Oder um das geröstete Weißbrot mit ein paar Tropfen zu veredeln. War das Kännchen leer, füllte der Wirt es aus einer großen Ölflasche nach. Mit diesem alten Brauch ist nun in Spanien Schluss. Seit gestern darf nur noch Öl in Einweggefäßen vor den Gästen stehen. Mit Etikett, auf dem Herkunft und Qualität abzulesen sind.
Spaniens mächtige Olivenöl-Industrie setzte sich mit dieser Forderung durch und jubelt nun, weil ihr dieser Regierungsbeschluss in schwierigen Zeiten ein blendendes Geschäft verspricht: die Herstellung von Millionen kleinen Wegwerfbehältern. Verbraucherorganisationen und Wirte protestieren heftig gegen dieses „Gesetz der Verschwendung“.
Die Norm wurde von Spanien übrigens im europäischen Alleingang durchgesetzt, nachdem die spanische Olivenöl-Lobby mit einem EU-weiten Vorstoß gescheitert war. Brüssel leuchteten Spaniens Argumente der „Qualitätssicherung“ nicht ein. Der Gast vertraue darauf, dass die Produkte auf seinem Tisch in Ordnung sind. Falls nicht, beschwerte er sich halt. Schließlich kleben auf seiner Paella auch keine Etiketten.