Sie hat TV-Geschichte geschrieben: als erste „Tatort“-Kommissarin. Viele Zuschauer kennen sie als Lady Cool. Was macht Nicole Heesters heute?
Essen.
Nicole Heesters
(78) war die erste „Tatort“-Ermittlerin überhaupt. Das war im Jahr 1978, was ja schon ein wenig her ist. Die Tochter des legendären Johannes Heesters gehört bereits seit Jahrzehnten zu den führenden Fernseh-Schauspielerinnen. Nun ist sie am 2. Februar wieder im „Taunuskrimi“ zu sehen. Petra Koruhn sprach mit der Schauspielerin über ihre Rollen als die ewige Unnahbare und über das, was sich im Alter ändert.
Sie sind immer noch eine häufig gebuchte Schauspielerin. Legen Sie gelegentlich mal die Beine hoch?
Nicole Heesters: Die Beine hoch legen? Das ist eine etwas seltsame Frage. Ich gehe viel raus. Ich gehe spazieren. Und gehe auch sehr gerne ins Kino. Gerade erst in dem neuen Roy-Andersson-Film „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ – wunderbar.
Das hört sich so an, als würden Sie sich ins Auto setzen, quer durch Hamburg fahren, um den schönsten Film sehen zu können.
Heesters: Ich fahre kein Auto mehr. Ich bin genug gefahren. Außerdem war ich nie eine begeisterte Autofahrerin. Es ist doch schon mühsam, einen Parkplatz zu finden. Dass ich das Autofahren aufgegeben habe, hat auch etwas mit dem Alter zu tun. Da hat der Verstand gesiegt. Ich fahre viel Bus und Bahn. Das gefällt mir. Ich kann Menschen erleben, das ist doch hervorragend. Im Auto fährt jeder nur in seinem eigenen Käfig herum.
Haben Sie noch anderen Dingen Adieu gesagt?
Heesters: Andere Dinge habe ich im Alter nicht geändert. Ich gehe schon länger nicht in die Disco, das ist nicht mein Platz.
Klingt logisch, aber auch ein bisschen wehmütig.
Heesters: Ich bin 78 Jahre alt. Ich bin eine alte Frau. Aber ich bin glücklich. Mir geht es gut, und ich kann auf vieles verzichten, ohne das Gefühl zu haben, dass es ein Verlust ist. Im Alter kann man dem Leben zuschauen, ohne traurig zu werden. Schließlich habe ich ja in meiner Jugend und im mittleren Alter sehr intensiv gelebt.
Werden Sie eigentlich noch auf die „Tatort“-Kommissarin Buchmüller angesprochen?
Heesters: „Tatort“? Das ist doch lange her. Es wird oft noch viel Wirbel darum gemacht. Aber ich habe doch nur drei Folgen gespielt.
In den Jahrzehnten danach haben Sie immer wieder Mörderinnen gespielt. Oder reiche Frauen, gern auch etwas snobistisch.
Heesters: Die Strenge, die Unnahbare, die Reiche, die Mörderin – ja, das sind die Rollen, die ich spiele. Im Grunde fantasielos. Man wird einfach in diese Schublade gesteckt.
Kann man sich da nicht gegen wehren, aufmucken? Sie sind doch ein Fernseh-Star. Sie haben doch auch Macht.
Heesters: Man kann das kritisieren, es ändert nichts. Ab einem gewissen Alter wird das Angebot weniger, das ist ganz logisch. Und ich freue mich mehr oder weniger über die Angebote, ich muss ja schließlich auch meine Miete bezahlen.
Sie haben aber immer auch Theater gespielt. Und zwar auf der ganz großen Bühne, unter Kult-Regisseuren wie Peter Stein und Andrea Breth. Schauspielhaus Düsseldorf, Graz, das Thalia Theater Hamburg, Schauspielhaus Bochum, Theater in der Josefstadt in Wien – das sind Top-Adressen. Gehört Ihr Herz dem Theater?
Heesters: Im Theater ist es anders, da ist man nicht so festgelegt. Da spiele ich ja zum Beispiel noch die Bernarda Alba von Garcia Lorca in Mannheim. Wir haben das Stück sogar in Teheran gespielt. Ich gehe auch selbst sehr gerne ins Theater. Das bringt einen weiter im Kopf, das beflügelt die Fantasie.
Apropos Kopf. Ich habe Sie immer bewundert wegen Ihrer unverwechselbaren Frisur. Sie verleiht der Lady in Ihnen immer auch etwas Burschikoses. Und sieht nebenbei noch praktisch aus.
Heesters: Ach ja, meine Haare. Ja, da fahre ich nur mit den Händen durch.
Tragen Sie immer noch diese eine dunkle Strähne im Pony Ihrer Frisur?
Heesters: Ja, die dunkle Strähne habe ich immer noch. Ohne sie habe ich mich nicht wohlgefühlt. Das sah aus wie eine weiße Angora-Mütze. Das fand ich nicht so knackig.