Eine „Killer-Familie“ tötete in Russland über Jahre hinweg wehrlose Menschen. Die Bande ging so brutal wie gnadenlos vor. Erst durch eine Schießerei kam die Polizei ihnen jetzt auf die Spur. Auch, weil die Familiei jahrelang von einem Verwandten bei der Polizei gedeckt wurden.
Moskau.
Aus Habgier und Rache hat eine russische Familie in bis zu 30 Menschen umgebracht. Nun wurde die Killer-Sippe gefasst. Die 46-jährige Mutter Inessa Tarwerdijeva erzählt offen von ihren Bluttaten. Es sei ihr Job gewesen. „Ich bin die geborene Verbrecherin.“ Ihre Geschichte klingt wie aus einem schlechten Horrorfilm
Zwei Polizisten, die im Streifenwagen auf der „Don“-Autobahn patrouillierten, sahen im nahen Wald Taschenlampenlichter. Als sie ausstiegen und die Leute im Wald anriefen, schlug ihnen Pistolenfeuer entgegen. Ein Polizist wurde getötet, der andere am Arm verletzt. Aber er erwiderte das Feuer und forderte Verstärkung an. Roma Podkopajew (36), ein Zahnarzt, kam bei der Schießerei um, seine Stieftochter Viktoria (25) schleppte sich mit einem Bauchschuss in ein Zelt am Ufer des Don, wo sie wenig später gemeinsam mit ihrer Mutter Inessa (46) und ihrer 13-jährigen Schwester Anastasija verhaftet wurde. „Äußerlich war das eine wohlgeratene Familie“, sagt ein Sprecher des russischen Ermittlungskomitees. „Zusammen wirkten sie völlig unverdächtig.“
Der Vater hatte Zahnmedizin studiert, sie war Kindergärtnerin
Die Vier bewohnten ein stattliches Backsteinhaus in Diwnoje. Sie lebten nach Aussage von Nachbarn zurückgezogen. Die letzten acht Jahre sei die Familie sehr oft weg gewesen, im Rostower Gebiet, angeblich verdienten sie dort auf Baustellen sehr gut, erzählt die Schwägerin Olga Jakschina. „Ihre Kinder haben sie oft hier gelassen. Viktoria hat sich wie eine Mutter um ihre jüngere Schwester gekümmert.“
Podkopajew hat Zahnmedizin studiert. Die zehn Jahre ältere Inessa Tarwerdijewa arbeitete im Kreisarchiv, dann als Kindergärtnerin. Eine hoch gewachsene, weißblonde Frau. Sie soll schön und lebenslustig gewesen sein. Podkopajew verliebte sich in sie. Und erschoss nach Zeitungsberichten Inessas aserbaidschanischer Ehemann. Um seine Eifersucht zu beruhigen, soll sie danach mit ihm einen Verkehrspolizisten und seine Frau ermordet haben. Er hatte angeblich eine Affäre mit Inessa gehabt. Die Ehefrau kooperiert eifrig mit den Ermittlern, genießt das Rampenlicht bei Presseterminen sichtlich. „Sie scheint von sich selbst begeistert zu sein“, zitiert die Nachrichtenagentur Ria Nowosti einen Beamten. Ihre Antwort auf die Frage nach dem Motiv: „Das ist unser Lebensunterhalt.“
Die Bande brach in Häuser ein, tötete die Besitzer, schleppte Geld, Schmuck, CD-Spieler, aber auch Kosmetik davon. Bei einem Überfall schlachteten sie ihr eigenes Patenkind und deren Freundin ab, einem der Teenager stachen sie ein Auge aus. Nachts kurvte das Ehepaar oft auf einem Motorroller herum, lauerte an der Don-Autobahn Autofahrern auf. Einen Touristen aus Nischni Nowgorod erschoss die Killermutter dort laut Polizei mit einem Jagdgewehr, dann erstach ihr Mordgatte die Frau des Reisenden und ihre zwei Kinder mit einem Messer.
Schwager hat alles vertuscht
Gedeckt wurde das Trio von einem Schwager, der bei der Polizei arbeitete. Er soll Spuren verwischt und mit seiner Frau die Beute versteckt haben, unter anderem Schmuck, Wodka und Elektronik. Beide wurden ebenfalls festgenommen. Hingegen sei die gemeinsame 13-jährige Tochter von Inessa und Roman unschuldig, sagte Justizsprecherin Gagalajewa. Das Mädchen sei bei Verwandten untergekommen.
Medien kritisierten „stümperhafte“ Fehler der Ermittler. So habe ein 26-Jähriger wegen Totschlags zwei Jahre unschuldig in Untersuchungshaft gesessen