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Moderator Ingo Zamperoni ist der Mann zwischen den Welten

Moderator Ingo Zamperoni ist der Mann zwischen den Welten

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DSC_1940.jpg Foto: Reto Klar
Nach drei Jahren als Korrespondent in den USA kehrt Ingo Zamperoni zurück. Er übernimmt einen der prestigeträchtigsten Jobs im TV.

Berlin. 

Es gibt diese eine Sache, die er wieder machen würde. Und die wird seinen Beliebtheitsgrad hierzulande nicht gerade steigern. Also. 2012, als Deutschland im Fußball-EM-Halbfinale gegen Italien antreten musste, sagte Ingo Zamperoni, 42, zur Halbzeit in den „Tagesthemen“ auf Italienisch „Möge der Bessere gewinnen“. Es folgten Briefe empörter Zuschauer, Mails und Anrufe, allgemeiner Tenor: Wie kann der nur? Was bildet der sich ein? Geht’s noch, im deutschen Fernsehen einen Italiener so einen Spruch machen zu lassen?

Zumindest die Senderverantwortlichen nehmen dem Deutschitaliener seine damalige Zerrissenheit nicht übel. Vier Jahre später darf er nun von Ende Oktober an wieder die Tagesthemen moderieren. „Ich würde den Satz immer wieder sagen. Das ist etwas, was wir Deutschen noch mehr lernen könnten. Dass man Deutscher sein darf, ohne gleich seine Wurzeln vergessen zu müssen. Da sind die Amerikaner zum Beispiel ganz anders, dort wird man viel eher als Amerikaner akzeptiert, weil die meisten ja eh irgendwann zugewandert sind.“

ARD-Korrespondent in Washington

In der Zwischenzeit war Zamperoni drei Jahre lang als ARD-Korrespondent in Washington D.C. Einer der prestigeträchtigsten Jobs im Fernsehen, genauso wie die Moderation der „Tagesthemen“.

Und als ob das nicht genug der Auszeichnung wäre, hat er jetzt auch noch sein erstes Buch geschrieben: „Fremdes Land Amerika – Warum wir unser Verhältnis zu den USA neu bewerten müssen“. Es ist auch eine Aufarbeitung der eigenen Geschichte geworden. Ingo Zamperoni wuchs in Wiesbaden auf, in der Nähe einer Siedlung für US-Soldaten. Als Jugendlicher bewunderte er deren „American way of life“. Die Basketballkörbe an den Garagen, die breiten Autos, die Kürbisse an Halloween. Die logische Folge: Er ging mit Hilfe eines Fulbright-Stipendiums zum Studium nach Boston.

Schon seine Zeit damals habe ihn desillusioniert. „Es gibt so viele Punkte in den USA wie die Waffengesetze, die krasse Armut, die eigentlich schon akzeptierte gesellschaftliche Ungerechtigkeit, aber auch die hohe Zahl der Gefangenen in amerikanischen Gefängnissen, die befremdlich sind.“ Diese Zeit hat ihn für sein Leben geprägt, während des Studiums lernte er seine heutige Frau kennen. Sie haben drei Kinder, die inzwischen mehr Amerikaner als Deutsche sind.

Rolle des Buchautors ist neu

Nebenher machte er ein Praktikum im ARD-Studio in Washington. Studioleiter war damals Claus Kleber, der jetzt das „heute-journal“ im ZDF moderiert und dessen direkter Konkurrent um die Quoten künftig ausgerechnet sein ehemaliger Praktikant sein wird.

Zamperoni wird den Vergleich nicht scheuen müssen. Sein Stil ist locker, genau und angenehm. Im Gespräch im Garten des Berliner Ullstein-Verlags trägt er Jeans und Turnschuhe, ist entspannt und eloquent. Am Abend davor bei der Lesung aus seinem Buch zeigt er sich in Arbeitskleidung, im Anzug, beantwortet ein wenig aufgeregt Fragen zur amerikanischen Politik. Die Rolle des Buchautors ist neu.

Clinton oder Trump?

Die Gretchenfrage: Wer wird gewinnen? Hillary Clinton oder Donald Trump? „Auf dem Papier spricht das meiste für Hillary Clinton. Auf der anderen Seite hat Donald Trump ein Tabu nach dem anderen gebrochen, mobilisiert die Nichtwähler und jene, die vom Politestablishment genervt sind. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, der nächste Präsident heißt nicht Donald Trump.“

Sagt es und freut sich auch ein bisschen darauf, denn: „Auf der anderen Seite ist das Demokratie. Das müssen wir aushalten.“