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Mick Hucknall: Die harte Kindheit formte ihn zum Superstar

Mick Hucknall: Die harte Kindheit formte ihn zum Superstar

Pünktlich zum 30-jährigen Band-Jubiläum melden sich Simply Red ab Oktober 2015 auf der Musikbühne zurück. Wie es Frontmann Mick Hucknall in den letzten Jahren ergangen ist, und warum er seine steile Karriere unter anderem auch seiner schweren Kindheit zu verdanken hat, erklärt der Rotschopf im Interview mit spot on news.

Seine roten Haare, wegen denen er in der Schule stets gehänselt wurde, sind sein Markenzeichen – und auch der Grund warum Mick Hucknall (54, „Simplified“) seine Band vor 30 Jahren „Simply Red“ taufte. Mit weltweit über 50 Millionen verkauften Platten gehört das kleine Energiebündel aus Manchester zu den ganz Großen im Pop-Geschäft. Dennoch löste er die Band vor sieben Jahren auf, um sich Solo-Projekten zu widmen. Eines davon war Töchterchen Romy. Die ist jetzt acht Jahre alt und lässt Papa Mick Hucknall anscheinend wieder genug Zeit für ein Comeback. Anlässlich des 30-jährigen Band-Jubiläums geht Simply Red ab Oktober 2015 wieder auf Tour.


Wie waren die letzten Jahre ohne Simply Red?


Mick Hucknall: Ich hatte eine gute Zeit, ich durfte mit einigen großartigen Künstlern, wie Bill Wyman, Ronnie Wood oder Charlie Watts auftreten und dabei wertvolle Erfahrungen sammeln. Aber die wertvollste Erfahrung von allen, war die Geburt meiner Tochter. Romy hat alles verändert.


Macht es die Sache leichter oder schwerer, mit 47 Jahren Vater zu werden?


Hucknall: Ich denke, dass es am ehesten noch der mangelnde Schlaf ist, der mir heute mehr zu schaffen macht als es mir wahrscheinlich in meinen 20ern was ausgemacht hätte. Aber ich war vorher einfach nicht bereit, Kinder zu haben. Ich hatte viel zu viel Unfug im Kopf, als dass ich mich hätte auf eine Familie einlassen können. Erst durch die Begegnung mit meiner Frau, habe ich erfahren, dass man auch monogam glücklich sein kann. Sie hat mein Leben verändert.


Wie freigeistig erzieht ein Rockstar seine Tochter?


Hucknall: Sie kann ruhig ein bisschen wild sein, sollte aber auch gewisse Regeln beachten. Ich denke, man muss die Balance finden. Man muss Kindern die Bedeutung des Wortes „Nein“ beibringen, aber gleichzeitig aufpassen, wie man dieses Wort gebraucht, ohne ihre Entwicklung zu bremsen. Ich versuche, meiner Tochter genügend kreativen Raum zu lassen, um Dinge zu verstehen, aber auch, ihr Grenzen zu setzen. Sie muss das lernen, und es ist eine wahre Freude, ihr das beizubringen.


Wie war Ihre eigene Kindheit?


Hucknall: Ich hatte eine schwierige Kindheit. Ich stamme aus einer armen Familie und meine Mutter hat mich verlassen als ich drei Jahre alt war. So wurde ich ausschließlich von meinem Vater, einem Friseur, und einer uns nahestehenden Familie mit vier Töchtern erzogen. Mit neun Jahren war ich schon ziemlich unabhängig und habe damals schon mein eigenes Geld verdient. Ich habe alle möglichen Jobs gemacht, wie Zeitungen austragen und Milch ausliefern. Ich war stets sehr geschäftstüchtig. Nur mit der Schule hatte ich nicht viel am Hut.


Wann ging es mit der Musik los?


Hucknall: Ganz früh. Ich war drei Jahre alt, als die Beatles – gerade mal 35 Meilen von meinem Heimatort – bei uns einschlugen. Ich wollte immer wie John Lennon sein. Dessen Mutter hatte ihn übrigens ebenfalls als Kleinkind verlassen. Ich habe mein erstes Konzert im Alter von vier Jahren auf einer Hochzeit gegeben. Ich stand in Lederhosen, die mir eine Tante aus Österreich mitgebracht hat, auf der Bühne und sang „I wanna hold your Hand“. Später hatte ich dann einen richtigen Beatles-Anzug und eine Beatles-Plastikgitarre und habe vor dem Spiegel John Lennon imitiert. Es war immer klar, dass ich mal Sänger werden wollte.


Hat Sie Ihre harte Kindheit stark gemacht für die spätere Karriere?


Hucknall: Ich glaube schon. Wenn man als Kind einsam ist, macht einen das stark und unabhängig. Wenn man als kleines Kind bereits auf sich selbst gestellt ist und Erfahrungen macht, die man normal erst alt Teenager macht, dann prägt einen das fürs Leben. Aber auch wenn mich diese harte Kindheit stark gemacht hat, so wünsche ich es dennoch niemandem, weil es wirklich nicht schön ist. Ich hatte viel Glück, dass aus mir kein Krimineller geworden ist, denn von meinen damaligen Kumpels sind einige im Knast gelandet. Gott sei Dank hatte ich diese Leidenschaft zur Musik, die hat mich vor schlimmerem bewahrt.


Inwiefern hat die mutterlose Kindheit Ihr späteres Leben beeinflusst?


Hucknall: Ich suchte stets überall auf der Welt nach weiblicher Anerkennung und war ein professioneller Charmeur. Es schien, als versuchte ich die Liebe, die ich als Kind vermisst hatte, von jeder Frau auf der Welt zurück zu bekommen. Und ich habe wirklich nicht viele ausgelassen. Glücklicherweise habe ich diese Phase nun überwunden, weil ich etwas in mir gefunden habe, das mich geheilt hat. Die Erfahrung mit meiner Tochter und die Liebe meiner Frau haben mich zu einem anderen Menschen werden lassen. Ich fühle mich runder, vollständiger und geerdeter. Ich habe nicht mehr die Ängste, wie ich sie früher hatte. Vor allem fühle ich mich gut aufgehoben.


Bereuen Sie die wilden Zeiten?


Hucknall: Ich schäme mich für nichts. Es waren die 80er und wir haben das Credo von „Sex, Drugs %26 Rock’n Roll“ gelebt. Ich habe nichts ausgelassen. Das ist auch großartig für eine Zeit, aber es ist wie mit allem, es wird irgendwann langweilig. Irgendwann möchte man etwas Bedeutungsvolleres in seinem Leben. Und ich bin sehr glücklich, dass ich das gefunden habe, anstatt als zerstörter Alkoholiker in der Gosse zu enden.