Stade. Im Prozess um den Siebenfach-Mord in einem China-Restaurant in Sittensen hat das Landgericht Stade hohe Haftstrafen verhängt. Der Todesschütze und einer seiner Komplize bekamen lebenslänglich. Der Richter sprach von einem der schwersten Verbrechen in der Nachkriegsgeschichte.
Lebenslange Haft für Blutbad im China-Restaurant: Mehr als zwei Jahre nach dem siebenfachen Mord in Sittensen und zahlreichen Verzögerungen ist der Mammutprozess vor dem Landgericht Stade am Mittwoch mit teils hohen Schuldsprüchen zu Ende gegangen. Zwei der fünf angeklagten Vietnamesen müssen lebenslang in Haft, wobei einer wegen besonderer Schwere der Schuld nicht nach 15 Jahren frei kommen kann. Der dritte Haupttäter erhielt eine Haftstrafe von 14 Jahren, zwei weitere Beteiligte müssen für vier Jahre und neun Monate sowie fünf Jahre ins Gefängnis.
Bei Verkehrskontrollen ins Netz gegangen
Das Blutbad im China-Restaurant im niedersächsischen Sittensen im Februar 2007 hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt und zunächst Spekulationen über eine Beteiligung der chinesischen Mafia ausgelöst. Der Ehemann einer Angestellten hatte die Leichen des Betreiberehepaars und von fünf Mitarbeitern am 5. Februar 2007 entdeckt. Die Opfer im Alter von 28 bis 57 Jahren waren erschossen worden, zum Teil mit aufgesetzten Kopfschüssen. Nur die zweijährige Tochter der Betreiber hatte unverletzt überlebt. Die Täter waren mit rund 5.000 Euro, zwei Notebooks und einigen Handys geflohen.
Zwei der nun Verurteilten waren der Polizei per Zufall schon 13 Stunden nach der Tat bei einer Verkehrskontrolle ins Netz gegangen: Wegen fehlender Papiere hatten Polizisten den Wagen durchsucht und einen Zettel mit dem Lageplan des China-Restaurants gefunden. Bis Ende Juni 2007 waren auch die drei weiteren nun Verurteilten festgenommen und angeklagt worden. Es handelt sich um zwei vietnamesische Brüderpaare und eine ehemalige Aushilfskraft des Restaurants.
Eine der schlimmsten Straftaten in Deutschland
Der 31-jährige Phong D.C., dem das Gericht die Schüsse zuschreibt, wurde wegen siebenfachen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt und kann nicht nach 15 Jahren entlassen werden. Sein als Wortführer geltender 35-jähriger Bruder Trong D.C. muss ebenfalls lebenslang in Haft, hat aber die Chance auf eine Entlassung nach 15 Jahren. Ihn verurteilte das Gericht wegen eines Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge.
Für den dritten Haupttäter, den 33-jährigen Van Hiep V., verhängte das Landgericht eine Haftstrafe von 14 Jahren wegen Raubes mit Todesfolge. Der 42-jährige Fahrer des Fluchtwagens erhielt wegen Beihilfe zu schwerem Raub eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten. Der fünfte Beschuldigte, eine 43-jährige Aushilfe des China-Restaurants, der als Tippgeber gilt, wurde wegen Anstiftung zu schwerem Raub zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt.
107 Verhandlungstage
Der Vorsitzende Richter Hans-Georg Kaemena erklärte, man habe eine der schlimmsten Straftaten verhandelt, die es nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gegeben habe.
Der nun am 107. Verhandlungstag beendete Mammutprozess hatte im August 2007 begonnen. Im Dezember 2007 war zunächst Schluss, weil eine Richterin erkrankte, im Januar 2008 wurde der Prozess fortgesetzt. Vor allem wegen ständig neuer Anträge der Verteidigung hatte sich das Verfahren aber immer mehr in die Länge gezogen. Auch am Tag der Urteilverkündung hatte die Verteidigung wieder mehrere Anträge gestellt und so für weitere Unterbrechungen gesorgt, so dass das Urteil erst am Nachmittag fiel. (ap)
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