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Emotionaler Auftritt bei „Markus Lanz“: Deshalb kämpft Stefan Kretzschmar plötzlich mit den Tränen

Emotionaler Auftritt bei „Markus Lanz“: Deshalb kämpft Stefan Kretzschmar plötzlich mit den Tränen

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Foto: Screenshot ZDF

Es waren unruhige Tage, die Ex-Handball-Star Stefan Kretzschmar Anfang des Jahres erlebt hat. Ein Interview des 45-Jährigen mit „t-online“ schlug hohe Wellen. Darin äußerte der 45-Jährige sich teilweise sehr kontrovers.

Am Mittwochabend war Kretzschmar zu Gast bei „Markus Lanz“ im ZDF. Auch dort wurden die Interview-Ausschnitte noch einmal gezeigt. Darin tätigte der Ex-Handballer folgende Aussagen:

  • „Welcher Sportler äußert sich denn heute noch politisch? Es sei denn, es ist die Mainstream-Meinung. Wir sind bunt und Refugees Welcome, wo man gesellschaftlich eigentlich nichts falsch machen kann. Aber hat man eine einigermaßen kritische Meinung zu Themen, auch gesellschaftskritisch oder regierungskritisch, dann darf man das in dem Land auch nicht sagen.
  • Wir haben Meinungsfreiheit sicherlich in dem Punkt, dass wenn wir uns regierungskritisch äußern, nicht in den Knast kommen. Aber wir haben keine Meinungsfreiheit im eigentlichen Sinne. Weil sobald wir eine kritische Meinung äußern, haben wir mit unserem Arbeitgeber Probleme

Stefan Kretzschmar stellt bei „Markus Lanz“ vieles klar

Bei „Markus Lanz“ stellte Kretzschmar dann einiges richtig. Die Aussagen habe er auf die Frage gegeben, warum es im Sport keine richtigen Typen mehr gebe. „Auf diese Frage hin, zielt meine Antwort, dass das eine heuchlerische Frage der Medien ist“, so Kretzschmar.

Denn wer sich heutzutage kritisch äußere, wie einst Effenberg oder Basler würde „innerhalb von zwei Wochen“ zerrissen werden. „Man möchte es gerne zum Zwecke, dass man einen Skandal produzieren kann“, so der Ex-Handall-Star.

Stefan Kretzschmar: „Es gibt nur schwarz und weiß“

Er beschwert sich, dass es keinen vernünftigen Diskurs mehr gebe: „Es gibt nur schwarz und weiß. Du wirst entweder als Gutmensch oder als Nazi beschimpft. Es gibt keinen vernünftigen Meinungsdiskurs mehr in diesem Land. Es wird sofort kategorisiert und bestraft.“

Sportler würden sich „in ökonomischen Abhängigkeiten“ befinden und dürften aus Rücksicht auf Sponsoren und Arbeitgeber nicht mehr alles sagen. Er bringt sogar ein Beispiel: „Ich kann nicht, wenn ich Spieler bei Bayern München sagen, die Arbeitsbedigungen in Katar gefallen mir nicht.“

Ex-Handball-Star distanziert sich klar von der AfD

Kretzschmar stellt auch klar, dass er mit der AfD, die den Ex-Sportler für dessen Aussagen feiert, nichts zu tun haben will: „Dass ausgerechnet ich aufgrund meiner Biografie von der AfD instrumentalisiert werde, ist grotesk.“

Das ist Stefan Kretzschmar:

  • Der Handballer wurde 1973 in Leipzig (DDR) geboren
  • Seine besten Jahre als Handballer verbrachte er zwischen 1996 und 2007 beim SC Magdeburg
  • Kretzschmar spielte außerdem zwischen 1993 und 2004 für die deutsche Handball-Nationalmannschaft. In 218 Spielen erzielte er 821 Tore. Einen großen Titel konnte er jedoch nicht gewinnen
  • Mittlerweile arbeitet Kretzschmar als Handball-Experte im TV

Er wünscht sich, dass man die Sorgen der Menschen ernster nimmt und lernt, wieder vernünftig zu diskutieren: „Indem wir uns als Gutmenschen und Nazis beschimpfen, spielen wir eigentlich nur einer Seite in die Karten. Und das ist die AfD.“

Kretzschmar argumentiert mit seiner Biografie

Die Wähler der AfD müsse man zurückgewinnen: „Diese Menschen müssen wir zurückholen und zwar nicht indem wir sagen: Ihr Vollidioten!“

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Im Folgenden stellt der Ex-Handballer noch einmal klar, dass die Instrumentalisierung durch die AfD seiner Meinung nach grotesk sei. Immer wieder bringt Kretzschmar seine eigene Biografie ins Spiel. Spätestens an dieser Stelle dürften sich viele Zuschauer gefragt haben, was Kretzschmar damit meint. Das dürfte auch Moderator Markus Lanz bemerkt haben, der für Aufklärung sorgt – und einen extrem emotionalen Moment für Kretzschmar.

Freund von Kretzschmar starb bei Neo-Nazi-Angriff

„Wir haben uns damals drauf geeinigt, dass wir das Thema nicht weiter vertiefen“, so Markus Lanz, der dann erzählt, dass Kretzschmar und ein Freund als Jugendliche in Ost-Berlin von Nazis verprügelt wurde. Kretzschmar wurde dabei schwer verletzt, sein Freund verstarb sogar. Kretzschmar kämpft sichtlich mit den Tränen, wirkt sehr angefasst.

Das Magazin „Der Spiegel“ berichtete 1999 genauer über den Vorfall, der sich in Berlin-Friedrichshain abspielte. Demnach lauerten ein Dutzend Skinheads Kretzschmar und dessen Freund am an einem U-Bahnhof auf, während sie auf „Zeckenjagd“ waren. Kretzschmar kleidete sich damals regelmäßig als Punk, war für die Neo-Nazis ein willkommenes Ziel. Diese Geschichte prägte ihn – bis heute. (fel)