Rosamunde Pilcher ist die Romantik-Marke des ZDF schlechthin. Doch es gibt noch mehr Autorinnen, die starke Herz-Schmerz-Geschichten schreiben. Wie Katie Fforde. Ulrich Schilling-Strack sprach mit ihr.
Essen.
Eine Frau, ein Fjord, denkt man, aber Katie Fforde hat mit Norwegen nichts zu tun. Die 59-Jährige lebt in England, wuchs mit dem durchaus auch für romantische Romane geeigneten Namen Catherine Rose Gordon-Cumming in Wimbledon auf, wurde erst 2009 vom ZDF bei der rastlosen Suche nach einer Nachfolgerin für Rosamunde Pilcher entdeckt und entwickelte sich rasch zu einem Quotengarant.
Schreiben liegt nun mal in der Familie, und allein schon über die kurvenreichen Lebensläufe der Verwandtschaft könnte man dicke Bücher schreiben. Neben der ebenfalls als Autorin tätigen Schwester Jane Gordon-Cumming und dem angeheirateten Vetter Jasper Fforde ist vor allem der Großvater ein dankbares Objekt. Sir William Gordon-Cumming war Großgrundbesitzer, wagemutiger Spieler und hemmungsloser Lebemann, in seiner schottischen Heimat eine Legende, weil seine Affären unter anderem die Schauspielerin Sarah Bernhardt und die noble Lady Randolph Churchill einschlossen – gar nicht einfach, wenn man auf einem Auge blind ist und unter Asthma leidet. Enkelin Katie wirkt indes eher bodenständig.
Die spätberufene Autorin
Ihre Bücher spielen in England, aber die ZDF-Filme werden ins Hudson-Tal verlegt. Will man damit Rosamunde Pilcher aus dem Weg gehen – und sind Sie damit einverstanden?
Katie Fforde: Der Umzug hatte sicher mehrere Gründe, und grundsätzlich bin ich glücklich damit. Die Drehorte liegen allerdings ziemlich weit entfernt von meiner Heimat, und ich komme viel zu selten dazu, die Schauplätze zu besuchen. Letztes Jahr war ich mit meiner Tochter einmal da, und wir hatten eine schöne Zeit.
Sie begannen erst nach der Geburt Ihres dritten Kindes mit dem Schreiben. Warum so spät?
Katie Fforde: Viele berühmte Autoren begannen sogar noch später. Ich habe mit 32 mein erstes Buch geschrieben, es dauerte allerdings lange, bis ich einen Verlag gefunden hatte. Ich dachte auch immer, meine Schwester ist doch schon die Schriftstellerin in der Familie, und ich könnte das nie. Da lag ich zum Glück falsch!
Das Strohdach-England mit urigen Pubs
TV-Filme, die auf Büchern englischer Autoren fußen, sind in Deutschland enorm populär. Warum ist das so? Und haben wir hier vielleicht ein falsches Bild eines Englands mit Strohdachhäusern und urigen Pubs, das so gar nicht mehr existiert?
Katie Fforde: Ich bin fasziniert davon, dass englische Romane und Filme so beliebt in Deutschland sind. Warum das so ist, weiß ich auch nicht genau. In der Tat gibt es bei uns wirklich ganz viele Strohdachhäuser und urige Pubs, insofern sind meine Bücher ziemlich realistisch. Allerdings: Meine Schwiegertochter kommt aus Russland und glaubte lange, die Leute in England würden den ganzen Tag Tee trinken. Das ist sicherlich nicht so.
Sie haben gemeinsam mit Ihrem Ehemann ein florierendes Touristik-Unternehmen aufgebaut und drei Kinder groß gezogen. Das schafft man nicht ohne exakte Planung des Alltags. Hilft Ihnen das beim Schreiben?
Katie Fforde: Ich stehe früh auf, im Sommer morgens um sechs Uhr, und schreibe am liebsten, bevor das Telefon klingelt. Wenn ich mein Pensum von 1500 bis 2000 Worten geschafft habe, höre ich auf. Bis zum Mittagessen ist das erledigt.
Bücher mit trockenem Humor gesegnet
Titel wie „Diagnose Liebe“ zielen auf ein weibliches Publikum. Ihre Bücher sind zudem mit trockenem Humor gesegnet, was in den Filmen nicht immer rüberkommt. Typisch deutsch?
Katie Fforde: Klar schreibe ich hauptsächlich für Frauen, aber ich habe auch männliche Fans, die eben gerne über Frauen lesen. Die Produktionsfirma sagt im Übrigen, dass sie meine Bücher besonders wegen des Humors liebt. Bis jetzt war ich sehr glücklich mit dem, was ich gesehen habe.
In Ihrer Freizeit tanzen Sie, wird berichtet?
Katie Fforde: Ich liebe Flamenco, komme allerdings kaum noch dazu. Hoffentlich finde ich bald wieder Zeit. Der Flamenco-Tanz ist wirklich schwer, verschafft aber große Befriedigung. Olé!
Haben Sie eine Botschaft?
Katie Fforde: Eigentlich nicht, einmal abgesehen von den einfachen Dingen wie, jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich, und wenn du in der Klemme sitzt, tue was, damit du da wieder raus kommst.