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Käpt’n Kirk landet auf dem Broadway

Käpt’n Kirk landet auf dem Broadway

Die Show war sein Leben, seine Leben war eine Show: William Shatner alias Käpt’n Kirk verbindet auf dem Broadway beides miteinander. In seinem Soloprogramm hat der 80-Jährige die Lacher auf seiner Seite.

New York. 

Die Erde ist keine Scheibe. Die Erde ist ein Raumschiff. Und auf der Brücke steht immer noch er: William Shatner. William wer? Sie wissen schon: der Weltraum. Unendliche Weiten. Sulu, Chekov, „Pille“. Und Scotty, der klaglos wegbeamt, was eben weg zu beamen ist, auch wenn der Halbvulkanier spitz mit den Ohren spockelt und Lieutenant Uhura vor lauter Aufregung blinkende Knöpfe drücken muss. Gute, alte Science-Fiction. Die Klingonen sind lange besiegt. Nur William Shatner alias Käpt’n James T. Kirk ist immer noch der Asteroid in seinem eigenen Universum. Seine ganz persönliche „Enterprise“ ist just am New Yorker Broadway gelandet, bevor sie sich aufmacht ab März zu einer Patrouille durchs ganze Land. Ein halbes Jahrhundert, damals, 1961, mit Hausnummern wie Walter Matthau, war der an Shakespeare geschulte Shatner nicht mehr auf dem Theater. Gefahr einer Begegnung mit der dritten Art? Nicht mit ihm. Dazu hat er zu viel gemacht. Dazu macht er zu viel. Und zu gut. William Shatner, im kanadischen Montréal als Sohn jüdischer Eltern geboren, ist in Amerika heute so präsent wie Obama und Kentucky Fried Chicken. Fernsehen. Kino. Spiel-Shows. Radio. Bücher. Schallplatten. Comics. Star-Trek-Versammlungen. Werbespots. Vor allem Werbespots. William Shatner zu entkommen ist schwer. Muss so einer jetzt auch noch die Bühne wallstreetmäßig okkupieren? „Shatner’s Welt – wir leben mitten drin” heißt sein 100-Minuten-Programm. Eine Lebensbeichte. Eine autobiographische Solo-Nummern-Revue ohne hoch das Bein. Mit bald 81 sitzt man gern im Sessel. In seiner Blue Jeans und mit der lässigen Weste untem Sakko mutet Shatner an wie ein 59-jähriger Schriftsteller bei der 250. Lesung seines ersten Bestsellers. Trotzdem nie langweilig. Er erzählt von sich. Und aus seinem Leben. Das reicht für zwei. Vier Ehefrauen, die dritte ertrunken. Er selbst ist bis heute ein Pferdenarr. Also sattelfest. „Star Trek“, 1969 in USA eingestampft und in Deutschland ab 1972 als „Raumschiff Enterprise” zu sehen gewesen, war für ihn die Startrampe in die Umlaufbahn des Planeten Ruhm. James T. Kirk, sagt Shatner, war ihm nie fremd: „Dauernd Außerirdische und Helden und Mädchen mit grüner Farbe und sehr kleinen Bikinis um einen herum – genau die Dinge, die mich interessiert haben.” Zwischendurch gibt es Musik und Videoaufnahmen und schräge Monologe. Wer die unterhaltsame Autobiographie „Durch das Universum bis hierher“ gelesen hat, findet sich beizeiten zurecht. Shatner kann was. Im Publikum wird viel gelacht. Auch zwischen den Zeilen.

Ego, Witz, Selbstironie

Ego, Selbstironie, Witz und ein halbes Jahrhundert Showbiz auf dem Buckel fügen sich dank einer wohligen Bassstimme widerspruchsfrei zu einem erbaulichen Ganzen. Am Ende singt Shatner „Real” von seinem 2007er-Album „Has Been”, so als wäre alles schon vorüber. Fakt ist, Shatner dringt jeden Tag in künstlerische Galaxien vor, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat.