Der Ostfriese gilt als Tierflüsterer, der Heilung bringt, wo andere die Hoffnung schon aufgegeben haben. Kabel Eins schickt ihn in die weite Welt.
München.
Er ist nicht entdeckt worden, er hat sich selbst entdeckt und beim Fernsehen vorgestellt. Aber dort haben sie ihn mit offenen Armen empfangen. Weil er ein Typ ist, wenn auch nicht jedermanns Fall. Tamme Hanken heißt der Mann aus Deutschlands Norden, ist über zwei Meter groß, wohl genährt und nie um einen Spruch verlegen. Manche nennen ihn deshalb XXL-Ostfriesen.
Andere nennen ihn gerne auch Knochenbrecher. Das ist nicht böse gemeint, muss außerhalb Frieslands aber erklärt werden. Denn ein Knochenbrecher ist in Hankens Heimat die volkstümliche Bezeichnung für einen traditionellen alternativen Heilkundler, der seine Praktiken selbst erlernt hat. Hanken selbst macht Tiere wieder flott – meist Pferde und Hunde, wenn es sein muss auch mal ein Huhn oder einen Leguan. Damit ist er ins Programm des NDR gekommen. Und mittlerweile auch zu Kabel 1.
Tamme Hanken auf den Spuren von „Toto & Harry“
Weil aber mittlerweile eigentlich alles schon gesagt ist zum tierischen Wunderheiler, schicken sie Hanken nun „on Tour“ – in fremde Länder. So ähnlich wie die Bochumer Streifenpolizisten „Toto & Harry“, die bald wieder Kollegen rund um den Globus besuchen.
Zunächst aber geht es auf Tammes Hof in Filsum, wo Mensch und Tier Schlange stehen und vor Ehrfurcht erstarren, wenn der Meister hier drückt, dort zieht und manchmal nur die Hand auflegen muss, um eine Diagnose stellen zu können. „Rechtsdrehend“. Ganz klar, der Hund schläft am falschen Platz. „Wasserader.“ Auch für Menschen nicht gut. Weiß er alles, der Hanken. Dass er nicht unumstritten ist mit seinen Behandlungsmethoden, das weiß er auch, ist für diese Sendung aber kein Thema.
Bodenständig ist Tamme Hanken wohl wirklich
Dann geht es in die Türkei, um ein paar Rennpferde auf Trab zu bringen. In den nächsten Folgen heilt Hanken in Übersee, kümmert sich unter anderem um die Tiere der Schönen und Reichen von Beverly Hills. Ach ja, einen Lehrling bekommt er auch noch, und zwischendurch darf er in einer Westernstadt vom Leben als Cowboy träumen. Auf beides hätte man verzichten können, aber knapp zwei Stunden Sendezeit füllen sich nicht von alleine.
Momentaufnahmen sind das alles, in denen sich der Tier-Physiotherapeut stets perfekt in Szene zu setzen weiß. Bodenständig gibt er sich, und wahrscheinlich ist er das wirklich. Jedenfalls duzt er jeden, der in seine Nähe kommt und nennt Frauen meist „Schätzelein“. Muss man mögen, war bei den Vorgänger-Shows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aber kaum anders.
Mit der Zeit wird sogar Tamme Hanken langweilig
Und da liegt dann auch das Problem. Selbst wenn man den Mann mag, beginnt er mit der Zeit zu langweilen. Denn anders als in ähnlichen Formaten ruht die Last der Unterhaltung hier fast nur auf seinen – zugegeben breiten – Schultern. Keine keifende Ehefrau, keine durchgeknallten Kinder. Und auch wenn er nun die Welt bereist, ändert sich wenig. Ziehen, drücken, Hand auflegen und ein paar markige Sprüche, das war’s.
Fazit. Kurzzeitig ganz unterhaltsam, aber extrem unkritisch. Und wie so oft bei Doku-Soaps verliert die Hauptperson mit der Zeit viel von ihrer Natürlichkeit.
Sonntag, 30. August, Kabel 1, 20.15 Uhr