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Justiz-Irrtum in den USA: Kind (11) kam unschuldig in den Knast

Justiz-Irrtum in den USA: Kind (11) kam unschuldig in den Knast

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FILE - This undated file photo provided by the Lawrence County Prison shows Jordan Anthony Brown when he was 11-years-old. Brown, who was 11 when he was accused of killing his father?s pregnant fiancee and her unborn son was found guilty Friday, April 13, 2012 of the 2009 shotgun slayings. Lawrence County Judge John Hodge found the now-14-year-old Jordan Brown delinquent, the juvenile court equivalent of a guilty verdict, in the deaths of 26-year-old Kenzie Houk and her unborn child. (AP Photo/Lawrence County Prison via Beaver County Times, File) [ Rechtehinweis: picture alliance/AP Images ] Foto: Lawrence County Prison
  • Ein Elfjähriger soll seine Stiefmutter erschossen haben
  • Das Kind kommt ins Gefängnis – jahrelang
  • Später wird entschieden: Er ist unschuldig

Berlin. 

Es ist ein unfassbarer Vorgang, schon allein, weil es in Deutschland rechtlich gar nicht möglich wäre: Ein Elfjähriger kommt in den Knast – ein Kind, das hierzulande nach dem Gesetz nicht einmal strafmündig wäre.

In den USA ist das anders. Jordan Brown war genau elf Jahre alt, als er 2009 ins Gefängnis kam. Der krasse Vorwurf: Er sollte seine schwangere Stiefmutter erschossen haben. Ein Skandal, der international für Aufmerksamkeit sorgte.

Freiheit – nachdem er ein Drittel seines Lebens im Knast war

Später stellte sich heraus: Der Junge war unschuldig. Ein Justiz-Irrtum, der einen kleinen Jungen das ganze Leben lang belasten wird – der 21-Jährige verbrachte mehr als ein Drittel davon bisher eingesperrt. Im US-Fernsehen spricht er nun über sein tragisches Schicksal.

Sieben Jahre lang hat Brown eingesessen, 2016 dann entschied ein Gericht: Die Beweislage ist nicht genügend. Das Urteil wird revidiert – Freiheit nach sieben Jahren für den in den Vereinigten Staaten gerade volljährigen Jordan. Er sagt im TV: „Ich bin nicht wütend.“

Schwester sagt gegen „eifersüchtigen“ Bruder aus

Das war damals geschehen: Die Stiefmutter von Jordan Brown schläft in dem gemeinsamen Wohnhaus in Wampum, einer Stadt im US-Bundesstaat Pennsylvania. Bis jemand auf sie schießt – die schwangere Frau stirbt. Die Ermittler verdächtigen den Elfjährigen. Denn der, so geben die Beamten bekannt, sei massiv eifersüchtig gewesen. Zeugen? Keine. Aber die Aussage der kleinen Schwester.

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Diese hatte bei der zweiten Befragung angegeben, morgens vor Schulbeginn kurz auf ihren Bruder vor der Haustür gewartet zu haben, als sie einen Schuss gehört habe. In dem Haus hätten viele Waffen gelegen. Dann seien beide zur Schule gegangen. Später war dann die Erschossene gefunden worden. Verdacht also: Der Sohn war es.

Brown leidet unter posttraumatischer Belastungsstörung

Brown macht heute der Justiz wenig Vorwürfe: „Ich habe eine 100-prozentige weiße Weste. Alles ist vorbei, das macht mich so glücklich, die Wahrheit kam ans Licht“, sagte er ABC News. Im Gefängnis habe ihn das alles sehr beschäftigt, anfangs. „Ich hab es gehasst. Aber dann kam ich an den Punkt, an dem es mir egal war. Es hat mich nicht interessiert.“

Er leide unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Aber er geht auch zur Universität, im Gefängnis hat er viel gelernt, gelesen. Sein Vater braucht nun Unterstützung, er fuhr jeden Tag zum Gefängnis, Hunderte Kilometer, verlor seinen Job. Der Mann ist pleite.

Polizei war überzeugt von der Sachlage

Ein Polizist, der damals an der Verhaftung beteiligt war, erklärte ABC News: „Für uns war der Fall klar. Keiner hatte auch nur eine schlaflose Sekunde deshalb.“

Jordans Vater war immer von der Unschuld überzeugt: „Das bedeutet aber, dass hier ein Mörder frei rumläuft.“ (ses)