Veröffentlicht inPanorama

Gesine Cukrowski musste Loslassen lernen

Gesine Cukrowski musste Loslassen lernen

136408169451710.jpg
Ein Sommer in Portugal Foto: Michael Keusch/ZDF
Die Schauspielerin hat ihr Talent an der Seite von Ulrich Mühe in der beeindruckenden ZDF-Krimireihe „Der letzte Zeuge“ unter Beweis gestellt. Sie kann aber auch Romantik. Im Interview äußert sich die 44-Jährige über Liebe zu jüngeren Männern, Optimismus und Portugal.

Berlin. 

Gesine Cukrowski galt lange als die deutsche Sharon Stone. Ein zwiespältiges Kompliment. Die Berliner strafte es Lügen durch ihre Rolle in der ZDF-Krimireihe „Der letzte Zeuge“ an der Seite von Ulrich Mühe. Die 44-Jährige kann aber auch Romantik. Am Freitag ist die Schauspielerin in dem ARD-Film „Fliegen lernen“ (20.15 Uhr), zu sehen, am 29. September verbringt sie einen „Sommer in Portugal“ (ZDF). Jürgen Overkott sprach mit ihr.

Sie sind in einem Doppelpack zu sehen. Ich stelle Ihnen eine gemeine Frage: Welcher der beiden Filme gefällt Ihnen besser?

Gesine Cukrowski: Das ist wirklich gemein. Das sind zwei unterschiedliche Filme, auch wenn es jedes Mal um scheiternde Ehen geht. Es waren beides interessante Arbeiten mit einem jeweils unterschiedlichen Ansatz.

„Das Alter ist schnurzpiepegal, so lange…“

Was hat Ihnen denn bei „Fliegen lernen“ besonders gut gefallen?

Cukrowski: Das Thema ist nach wie vor ein aktuelles gesellschaftliches Thema. Dass ein Mann eine jüngere Frau liebt, ist akzeptiert. Aber anders herum wird es immer noch kritisch beäugt. Ich persönlich bin der Auffassung, dass wenn man sich in einen Menschen verliebt, das Alter schnurzpiepegal ist, so lange der andere nicht minderjährig ist.

Ich stelle fest, dass es in diesem Punkt ein gesellschaftliches Umdenken gibt.

Cukrowski:

Endlich! Endlich! Und in unserem Film kommt eine weitere Problematik dazu: nämlich dass die Frau schwanger wird. Da hat sich einiges verschoben. Ich selbst habe vor zehn Jahren meine Tochter bekommen, da war ich 33, und ich war damals spät gebärend. Rein medizinisch hat sich die Grenze nach hinten verschoben. Mit Mitte dreißig schwanger werden – das ist heutzutage ganz normal. Selbst mit Anfang vierzig ist das heute nicht mehr ungewöhnlich.

„Ich bin schon jemand, der gerne die Kontrolle hat“

Bei „Fliegen lernen“ geht es ums Loslassen. Können Sie das gut?

Cukrowski: Das ist unterschiedlich. Ich bin schon jemand, der gerne die Kontrolle hat. Loslassen musste ich auch erst mal lernen. Ich habe mir einen extrem unkontrollierbaren Beruf ausgesucht. Als Schauspieler muss man oft loslassen und das mach ich mittlerweile seit fünfundzwanzig Jahren. Da hilft mir, dass ich eine Optimistin bin.

Eine Gabe von Ihnen?

Cukrowski: Eine positive Sicht auf die Dinge hatte ich schon immer. So etwas hat man – oder eben nicht.

Viel Humor und viel Toleranz

Ihr zweiter Film heißt „Sommer in Portugal“ – und klingt nach Urlaub. Fühlten sich die Dreharbeiten wie Ferien an?

Cukrowski: Gemischt. Ich bin extrem dankbar, durch meine Arbeit wundervolle Orte kennenzulernen. Ich liebe es, diese Orte zu erspüren, indem man Kontakt zu Einheimischen von Anfang an hat. Das genieße ich sehr. Ich hatte die ganze Zeit die portugiesische Sprache um mich herum und musste mich zum ersten Mal damit auseinandersetzen.

Kam Ihnen Portugiesisch spanisch vor?

Cukrowski: Vor Portugiesisch hatte ich großen Respekt, vor allem vor der Aussprache. Irgendwann habe ich schließlich meine Hemmungen überwunden und einige Worte gesprochen. Meine Kollegen haben auf meine Aussprache mit viel Humor und Toleranz reagiert…(lacht).

Ich höre Begeisterung daraus. Haben Sie einen Urlaub drangehängt?

Cukrowski: Es war andersrum. Ich bin etwas eher angereist, um mich zu akklimatisieren. Aber wir hatten in Portugal den kältesten Mai seit 1813. Es waren elf Grad. Auch wenn man es nicht sieht: Wir haben gefroren. Wir sind nur mit Daunenjacken und Stiefeln herumgelaufen. Und die portugiesischen Team-Mitglieder sind am Anfang mit kurzen Hosen gekommen, weil sie sagten: Wir haben Mai, und der Mai ist in Portugal warm. Nach einer Woche kamen auch sie mit Daunenjacken.