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Franzose schickt Ex-Freundin Emoji und muss ins Gefängnis

Franzose schickt Ex-Freundin Emoji und muss ins Gefängnis

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data22~5924cc48-cbcc-4fcc-8e3c-2e46a96695a0.jpg Foto: Imago
Es ist die vermutlich erste Verurteilung wegen eines Emojis: Ein Franzose soll ins Gefängnis, nachdem er ein Pistolenbild verschickte.

Valence. 

Vielleicht war ihm bei dem Urteil nach dem Symbol mit dem weinenden Gesicht zumute: Ein 22-Jähriger hätte sich in Frankreich viel Ärger erspart, wenn er seiner verflossenen Liebe nicht eine Nachricht aufs Handy geschickt hätte mit dem Symbol einer Pistole. Wie die Zeitung „Le Dauphine“ meldet, hat ein Richter in Valence im Südosten Frankreichs darin eine Morddrohung gesehen. Die Folge: Er muss für drei Monate hinter Schloss und Riegel und seiner Ex-Freundin 1000 Euro Schadenersatz zahlen.

Dem Bericht der Zeitung zufolge kennen sich der heute 22-Jährige und seine minderjährige Ex-Freundin bereits einige Jahre. Die Trennung konnte der junge Mann nicht so recht verwinden, schickte ihr viele Nachrichten. Und im August 2015 eine mit dem Symbol der Pistole.

Anwältin: Junge Frau bekam Alpträume

Einem weiteren Bericht der Zeitung zufolge berichtete die Anwältin der Adressatin: Die junge Frau leide seither unter Todesängsten und Alpträumen, habe sich nicht mehr auf die Straße getraut. Ihr zufolge gibt es eine Vorgeschichte, die drei Jahre zurückreicht: „Ich hole mir Deine Mutter, ich töte sie und töte Dich“, habe der junge Mann gedroht. Mögliche Vorstrafen des Angeklagten gehen aus dem Artikel nicht hervor.

Der Verteidiger des Angeklagten spielte die Rolle des Emojis herunter, so die Zeitung: Zwei auf zwei Millimeter sei das Bild gerade mal groß, und kommentarlos verschickt könne es ja auch ganz andere Bedeutungen haben. Seine Deutungsversuche reichten von „Unsere Beziehung ist tot“ bis zu „Ich bin nicht glücklich.“ Durch die einfache kleine Pistole solle das Gericht der Anklage folgen können und auf eine Morddrohung schließen? Das Gericht konnte es.

Sprachwissenschaftler: Emojis sind Bereicherung

Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin ist aber auch schon in anderem Kontext begegnet. Bei einer Studie zur Verwendung der Emojis habe er einen jungen Mann auf Facebook mitverfolgt, der das Symbol ständig nutzte und so ausdrücken wollte, dass er sich für einen harten Typen hält. Der „Zeit“ sagte Stefanowitsch, Emojis bereicherten die geschriebene Sprache um etwas, was weder die schriftliche noch die gesprochene Sprache bislang gekannt habe. Emojis ersetzten nichts und machten nichts verständlicher.

Nachdem sie lange vor allem im asiatischen Raum beliebt waren, haben sie in Deutschland im vergangenen Jahr die breite Öffentlichkeit erreicht – bis hin zu eigenen Emojis für Stars, für Finnland und von Ikea. Auf der Fotoplattform Instagram funktionieren sie sogar als Hashtags.

Aubergine-Emoji steht für Sex

Sprachwissenschaftler Stefanowitsch sagt auch: Mit Personen, die man gut kenne, ließen sich sogar ganze Gespräche in Emojis führen, „solange es sehr einfache und vorhersehbare Dinge sind“. Bei dem Versuch, mit seiner Partnerin eine Woche lang nur über die Bilder zu kommunizieren, sei es aber durchaus zu Missverständnissen gekommen.

Und da droht Ärger schon bei harmloseren Emojis als der womöglich drohend gemeinten Pistole: Die Aubergine – oft in Verbindung mit dem Pfirsich – gilt als Code für Sex … Instagram sieht gar eine Verletzung seiner Richtlinien in der Verwendung und blockiert in der Suche nach dem Hashtag mit der Eierpflanze aktuelle Treffer.