Bei der Show von Benjamin von Stuckrad-Barre auf Tele 5 hatte der 80-jährige FDP-Politiker Gerhart Baum einen schrillen Auftritt. Er schlug mit einem Vorschlaghammer auf ein „Guidomobil“, mit dem die FDP einst auf Stimmenfang ging, ein. Und geißelte die Partei dazu als „ausgetrocknet“ und „intellektuell uninteressant“.
Berlin.
Keine Frage: Benjamin von Stuckrad-Barre hat ein Händchen für seine Gäste. Vor drei Wochen erst zog Martin Lindner bei ihm in der Show an einem Joint. Diesmal schlug Ex-Minister Gerhart Baum mit einem Vorschlaghammer auf ein „Guidomobil“, mit dem die FDP einst auf Stimmenfang ging, ein – und anschließend mit markigen Worten auf seine jungen Parteikollegen.
80 Jahre alt ist Deutschlands ehemaliger Innenminister der Ära Schmidt gerade geworden. Bis heute gilt Gerhart Baum als das liberale Gewissen der FDP. Sein aktuelles Buch heißt „Meine Wut ist jung“ – und die richtet sich offenbar auch gegen die neuen Köpfe seiner Partei: „Die FDP ist ausgetrocknet“, sagte er in seinem schrillen Auftritt bei Tele5, der ab Freitag im Internet zu sehen ist. „Sie ist intellektuell uninteressant. Sie ist reduziert auf ,Mehr Brutto vom Netto‘.“
Angesprochen auf Guido Westerwelles Versuch, die FDP zur 18%-Partei zu machen, ereiferte sich Baum: „Eine maßlose Selbstüberschätzung, die ja dann auch zu nichts geführt hat. Dazu gehört der Kanzlerkandidat Westerwelle.“ Entsprechend engagiert beteiligte Baum sich an der Zerstörung eines „Guidomobils“ mit dem Westerwelle einst Wahlkampf machte. Unter dem Ruf „Bürgerrechte!“ durchschlug der Politiker eine Seitenscheibe.
Ernsthaftigkeit ist wichtig
Ob er mit der Aktion seine These, ,,dass „Ernsthaftigkeit und seriöser Politikstil überlebenswichtig für eine liberale Partei“ sind, einen Bärendienst erweisen hat, sei dahingestellt. Seinen Humor hat Baum jedenfalls bei aller Wut offenbar noch nicht verloren: Auf die Frage, ob „die Geschichte der FDP mit dem Sat.1-Klopper ,Das Vermächtnis der Wanderhure?’ angemessen historisiert“ sei, antwortete Baum: „Das war die FDP nie. Sie hat zwar ihre Positionen gewechselt, manchmal hat mich das zornig gemacht, wie 1982. Aber sie ist auch gar nicht mehr kräftig genug, um das Gewerbe ausüben zu können.“