Dunja Hayali ist erst am Wochenende bei dem sogenannten Rechtsrock-Festival in Themar in Thüringen gewesen. Dort wollte sie mit Neonazis sprechen, einen Einblick in die Welt der Rechtsextremen bekommen und sich selbst einen Eindruck verschaffen. Doch die Reportage im ZDF endete mit einem schnellen Rückzug.
In ihrer Talkshow im ZDF spricht Dunja Hayali über die Erfahrung bei dem Rechtsrock-Festival. Ihre Talk-Gäste zu dem Thema: Holger Münch (57), BKA-Chef, Mehmet Daimagüler (51), Strafverteidiger, Philip Scheffler (44), Aussteiger aus der Neonazi-Szene.
Dunja Hayali im ZDF: Moderatorin will auf Rechtsrock-Festival Einblick in die Neonazi-Szene bekommen
In dem Einspieler, der Dunja Hayali auf dem Festival zeigt, sind immer wieder Glatzen, schwarze T-Shirts mit abgeklebten Symbolen, Frauen im Dirndl zu sehen. Dunja Hayali will sich einen Überblick verschaffen, spricht mit mehreren Teilnehmern.
Angela Schaller, bekanntes Gesicht der Szene, diskutiert mit der Moderatorin darüber, warum man „den Herrn Hitler“ nicht gut finden kann. „Wenn jemand meint, er müsse Herrn Hitler gut finden, dann soll man ihn doch lassen“, betont die Frau im Dirndl mit roten Haaren.
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Und ob Dunja Hayali bei den Morden (dem Holocaust, Anm. d. Red.) dabei gewesen sei. „Ich darf nicht sagen, ob so stattgefunden hat. Das ist strafbar.“
Gesprächspartner leugnen indirekt den Holocaust
Der nächste Gesprächspartner ist ebenfalls kein Unbekannter in der Szene. Patrick Schröder, Betreiber eines Modelabels, tönt laut herum, dass alles rund um 1945 „ein großes schwarzes Loch“ für ihn sei, genauso wie alles rund um 1969 (Mondlandung, Anm. d. Red.).
„Da liegt halt ein Leichenberg und ich kann nicht zuordnen, welche Leichen das sind, wer da liegt. Das ist das Problem. Ich sag ja nicht, dass es die Leichen nicht gegeben hat, aber….“, beendet Schröder achselzuckend seine Antwort auf die Frage, warum er den Aufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg nicht glaubt. Den TV-Aufnahmen vom WM-Sieg 1954 glaubt er übrigens schon.
Auf dem Festivalgelände sind mehrere Hundertschaften der Polizei im Einsatz, am Rande der Konzerte demonstrieren einige Gegner des Festivals und es gibt ein striktes Alkoholverbot. Dieses setzt die Polizei auch streng um.
Gefährliche Situation für Dunja Hayali
Doch trotzdem versuchen Besucher und Bands immer wieder, Verbote zu umgehen. Und dann kommt es plötzlich zur vermutlich gefährlichsten Situation für Dunja Hayali.
Eine Band brüllt beängstigende Zeilen ins Mikro („Wir sind Skinheads für alle Zeit…“). Dann stürmt plötzlich die Polizei das Zelt.
Es sei eine vorher nicht abgesprochene Zeile des Liedes gesungen worden, das ist verboten. Die Kamera lässt die Stimmung noch mehr eskalieren. „Aus Sicherheitsgründen bittet die Polizei uns, das Zelt zu verlassen“, sagt Hayali und geht. Hinter ihr eine Menge, die Parolen gegen die Polizei skandieren.
Neo-Nazi-Aussteiger weiß um die Wichtigkeit der Musik und des Alkohols
Im Studio weiß vor allem Philip Scheffler als Aussteiger, dass gerade die Musik ein wichtiger Faktor für Rechtsextreme ist. Der ehemalige Neonazi hat selbst oft genug an Rechtsrock-Konzerten teilgenommen.
„Über die Musik findet sich eine Plattform zum kanalisieren der Gefühle. Das ist überall so, auch im Rechtsextremismus. Und bei solchen Konzerten merken die Neonazis dann, dass sie nicht alleine sind, es gibt ihnen Hoffnung, dass so viele von ihnen plötzlich zusammen sind“, so Scheffler. Deswegen sei die enorme Polizeipräsenz so wichtig gewesen.
„Diese tausend kleinen Nadelstiche wie das Alkoholverbot und bei dem kleinsten Verstoß durchzugreifen, das macht den Rechtsextremen richtig zu schaffen. Das war früher nämlich nicht so, da stand die Polizei eher abseits.“
Zivilcourage ist das zweite Thema der Sendung
Der Rest der Sendung behandelte das Thema Zivilcourage, zu Gast waren Linda Cariglia (18). Sie rettete eine Frau nach einem Diskobesuch vor einer mutmaßlichen Vergewaltigung.
Außerdem zu Gast die Schauspielerin Esther Schweins (49). Sie hatte im Februar auf Mallorca einen Mann aus dem Mittelmeer gezogen, der dort hineingefallen war. Er ist trotz ihres Eingreifens später im Krankenhaus verstorben. (fb)