Drama bei Baseballspiel – USA trauern um Kind Kaiser Carlile
Kaiser Carlile Foto: Earl Watt
Kaiser Carlile wurde so unglücklich von einem Schläger am Kopf getroffen, dass er starb. Sein Fall löste beispiellose Hilfsbereitschaft aus.
Wichita.
Er war so stolz. Niemand wurde in diesem Sommer öfter als „Bat Boy“ eingesetzt als Kaiser Carlile. Der Neunjährige mit der großen Brille hatte dabei die Aufgabe, die Schläger seiner Baseball-Mannschaft einzusammeln: den Amateuren der Bee Jays in der Kleinstadt Liberal, US-Staat Kansas. Auch am Samstag voriger Woche widmete sich der fröhlich wirkende Junge – in weinrotem Polo und blütenweißer Hose – bei brütender Hitze mit Hingabe seinem Dienst. Doch binnen weniger Sekunden wurde alles anders. Ein Spieler hatte den Kleinen bei einem Probeschwung nicht gesehen. Sein Schläger traf Kaiser am Kopf. Ein Drama begann, das als Tragödie endete.
Vor den Augen seiner Tante brach er zusammen
Für Kaiser ging ein kleiner Traum in Erfüllung, als er zum „Bat Boy“ berufen wurde. Baseball ist eine der großen Sportarten in Amerika, sie feiert die Leistung der Mannschaft und lässt dem einzelnen Sportler dennoch genügend Raum zu glänzen. Der Sport ist so wichtig in den USA, dass die Alltagssprache durchsetzt ist von Anspielungen auf taktische Züge. Baseball gilt als Männersport. Nicht nur der kleine Lederball, sondern auch die Schläger – ganz gleich, ob aus Holz oder Alu – sind buchstäblich knüppelhart.
Kaiser wurde gegen die San Diego Waves im Lawrence-Dumont-Stadium in Wichita von dem Schläger mit voller Wucht getroffen. Obwohl er einen Helm trug, blieb er chancenlos. Der Junge brach zusammen – vor Augen seiner Tante. Spieler Gavin Wehby reagierte geistesgegenwärtig, fing den Kleinen auf und hielt ihn schützend in seinen Armen. Der Schiedsrichter leistete sofort Erste Hilfe, rief einen Krankenwagen. In einer Klinik kämpften Ärzte um Kaisers Leben. Vergeblich.
„Du wirst immer in meinem Herzen sein“
Die Mannschaft reagierte so, wie viele Menschen im Mittleren Westen der USA in der Stunde der Not reagieren: Sie beteten für den schwerstverletzten Jungen.
Was dann passierte, hat viel mit der positiven Kraft der sozialen Netzwerke im Internet zu tun. Am Montag, 6.24 Uhr, postete der Verein voller Mitgefühl und mit ausdrücklicher Billigung von Kaisers Familie, dass der Junge an den Folgen seiner Verletzung gestorben sei: „Schließt seine Familie und unsere Mannschaft in Eure Gedanken und Gebete ein!“
Später, bei einer Pressekonferenz, sprach Kaisers Vater Chad von einem „tragischen Unfall“. Er fügte hinzu: „Keine bösen Worte. Ich empfinde keine Wut. Kaiser hat gemacht, was er geliebt hat.“ Spieler Pitcher Kadon trauerte um den kleinen Balljungen: „Er war alles für uns.“ Sein Mannschaftskollege Brady Cox versagte unter Tränen beinahe die Stimme: „Du wirst immer in meinem Herzen sein, Kaiser. Nie wieder werde ich ein Spielfeld betreten, ohne an Dich zu denken.“
„Fliege hoch, kostbarer Engel“
Die Nachricht löste im Internet eine beispiellose Welle der Anteilnahme aus. Jason Altman notierte auf Facebook: „Die Flaggen auf Halbmast. Ich finde das gut. Sehr berührend.“ Monnica Westendorf schrieb an derselben Stelle: „Fliege hoch, kostbarer Engel.“ Auch Stimmen aus Deutschland fanden sich auf der Seite der Bee Jays.
Bereits am Sonntag hatte eine gegnerische Mannschaft der Bee Jays, die Hutchinson Monarchs, Spenden für die Familie des Jungen gesammelt. Und das war nur der Anfang. Kaisers tragisches Schicksal machte im Netz die Runde, Bürger spendeten, auch Unternehmen wie die örtliche „Pizza Hut“-Filiale sammelten. Bisher kamen umgerechnet mehr als 100.000 Euro zusammen.
Der Baseball-Verband NBC zog als Lehre aus dem Fall. In Kansas werden bei der „World Series“ keine Balljungen mehr eingesetzt.