Babysimulatoren sollen eine präventive Wirkung haben, damit Jugendliche nicht so früh Eltern werden. Eine australische Studie stellt das in Frage.
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Mama und Papa auf Probe sein. Mit weinenden Babys, Windeln wechseln und der Aufgabe des Fütterns und Tröstens durch wiegen im Arm. Das ermöglicht das Präventionsprogramm Elternpraktikum für Jugendliche ab 14 Jahren. Ein computergesteuertes RealCare Baby muss mehrere Tage rund um die Uhr versorgt werden. Es ist ein Projekt, das vorbeugend wirken soll, damit die jungen Menschen nicht zu früh Eltern werden und wissen, was sie im Alltag mit einem Kind alles erwartet.
Doch eine Studie der University of Western Australia in Adelaide mit 3000 Schülerinnen stellt diese präventive Wirkung durch Babysimulatoren jetzt in Frage. Es hätte sogar den gegenteiligen Effekt: „Unsere Studie zeigt, dass das Programm zur Schwangerschaftsverhütung in Westaustralien, das einen Babysimulator verwendet, das Risiko einer Schwangerschaft bei Teenagern nicht verringert. Im Gegenteil, das Risiko ist sogar höher, verglichen mit Mädchen, die nicht an der Intervention teilnahmen“, sagte Studienautorin Sally Brinkman.
Pädagogin hält Studie für fragwürdig
Solche und ähnliche Projekte gibt es weltweit in fast 90 Ländern. Diplom-Pädagogin Edith Stemmler-Schaich hat die Säuglingssimulationspuppen im Jahr 2000 aus den USA nach Deutschland geholt und die „babybedenkzeit“ mit dem Projekt Elternpraktikum gegründet. Sie hält die Studie für fragwürdig. Es sei eine Studie, die von nur einer Organisation durchgeführt worden wäre. Mit dem großen Unterschied, dass dort das Ziel ausschließlich Abschreckung sei.
Hier in Deutschland dagegen ginge es um noch viel mehr, wie auch Ulrike Bartz von babybedenkzeit in einem Interview bei „rbb aktuell“ unterstreicht: „Es geht nicht darum abzuschrecken. Es geht darum, Schlüsselkompetenzen zu lernen, Verantwortung für sich selber und andere zu übernehmen, sich Herausforderungen zu stellen und Lösungsmöglichkeiten in schwierigen Situationen zu finden.“
In Deutschland gehen die Projekte weiter
Ein weiterer entscheidender Unterschied zur Projektarbeit mit den Säuglingssimulatoren ist für Stemmler-Schaich, dass die Jugendlichen in Australien die Puppen teilweise nur für Stunden oder wenige Tage bekommen würden. Ein Zeitraum von drei bis fünf Tagen sei aber erforderlich, um sich wirklich mit der Elternrolle vertraut machen zu können.
Mittlerweile bieten etwa 1000 Einrichtungen bundesweit Elternpraktika mit Babysimulationspuppen an. Werden diese Projekte trotz der australischen Studie in Deutschland weitergehen? „Ja natürlich“, sagt Pädagogin Stemmler-Schaich, „denn wir bekommen immer viel positives Feedback von Schulen, Schülern und Einrichtungen.“