Daniel Schippers aus Wattenscheid baut Elektro-Gitarren auf Bestellung – nicht nur für Grammy-Preisträger.
Wattenscheid.
Redd Volkaert ist ein Schwergewicht der amerikanischen Countrymusik. Für seine Fingerfertigkeit auf der E-Gitarre ist er mit einem Grammy ausgezeichnet worden. Seine Instrumente könnte sich Redd Volkaert bei renommierten Firmen wie Fender oder Gibson bestellen. Er aber gab den Auftrag nach Wattenscheid.
Dort hat der gebürtige Bochumer Daniel Schippers in einer ehemaligen Schreinerei seine Werkstatt eingerichtet. Er baut Elektro-Gitarren nach den Wünschen seiner Kunden. Redd Volkaert hat er per E-Mail geschrieben und ihm eine individuelle Gitarre angeboten. Die detaillierte Antwort des Countrystars arbeitet Schippers jetzt ab – mit Holzbeitel und Hobel, Fräse und Feile.
Schippers Werkstatt überzieht eine dünne Schicht aus feinem Holzstaub. Das einzige, was im Neonlicht noch glänzt, ist das goldene Ziffernblatt der silbernen Uhr, die an seinem tätowierten Unterarm prangt. Lässig lehnt er im schwarzen Kapuzenpulli auf einem Barhocker, dreht die Baseballkappe nach hinten und erzählt vom Gitarrenbau. Wie er mit einer Handfräse einem Stück Holz die gewünschte Form gibt, wie er die Bundstäbchen in den Gitarrenhals einsetzt, mit speziellem Nitrolack den richtigen Farbton aufträgt, Tonabnehmer verdrahtet und das fertige Instrument das erste Mal in den Verstärker stöpselt. „Das ist immer ein tolles Gefühl, und auch irgendwie erleichternd“, sagt Schippers.
Die Details unterscheiden von Standart-Gitarren
Dann klärt sich die Frage: Wie klingt die Gitarre? Wenn der Kunde jedes Detail selbst bestimmen kann, könnte auch einiges schief gehen. „Laien sehen keinen Unterschied zu Gitarren aus dem Geschäft“, sagt Schippers. Doch für die Kunden sind es gerade die nur scheinbar unscheinbaren Details, weshalb sie den Gitarrenbauer beauftragen. Manchen ist der Hals der Standardgitarren zu dick, anderen zu schmal. Einige wollen exquisite Hölzer, wieder andere sind mit den Standard-Tonabnehmern nicht zufrieden oder wollen bloß eine ausgefallene Lackierung. Mit dem Preis von Gitarren vom Fließband können Schippers und die Handvoll Gitarrenbauer im Ruhrgebiet nicht mithalten. Einen vierstelligen Betrag muss der Kunde schon zahlen, nach oben gibt es – je nach Material – kaum Grenzen.
Studium in den USA
Mit dem Gitarrenbau erfüllt sich Schippers einen Traum. „Ich wollte schon immer etwas mit Musik machen“, sagt der 37-Jährige. Als er mit 22 Jahren hört, dass man in England Gitarrenbau studieren könne, packt er seine Sachen und zieht nach London. „Das war so, als ob ich die richtige Frau getroffen hätte, und wusste: Die ist es!“ Zwei Jahre lernt er dort den Gitarrenbau von der Pike auf und setzt ein zweites Studium im US-Staat Minnesota drauf – im Land seiner Träume. „Der amerikanische Geist ist unglaublich. Nach einem Jahr habe ich selbst geglaubt, dass wirklich alles machbar ist“, erzählt Schippers begeistert.
Dann ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aber doch nicht alles machbar für ihn. Zwar war er zum Vorstellungsgespräch bei Gibson eingeladen, „doch ohne unbefristete Aufenthaltsgenehmigung hätte ich mir keine dauerhafte Existenz aufbauen können“, erinnert sich Schippers.
Persönliche Übergabe in Texas
Zurück in Europa repariert er zuerst Gitarren in einem Geschäft in Wattenscheid, und geht dann der Liebe wegen nach Holland, macht sich selbstständig. Doch die Liebe zur Frau hält nicht lange, die zu den Gitarren schon. In Wattenscheid zieht er in die ehemalige Schreinerei, wo er neben einem Musikanlagen-Verleih und einem Musikelektroniker das richtige Umfeld in bester Verkehrslage an der A 40 findet.
Sein Traum von Amerika lebt in ihm auch in Deutschland fort: Lange spielte er in einer Countryband, auf dem Hof steht sein Dodge-Pickup mit mehr Hubraum als Ladefläche, und seinen ersten Werkzeugkoffer aus den USA benutzt er auch noch. Ende Februar kann Schippers seine Erinnerungen mit der Wirklichkeit abgleichen, wenn er die E-Gitarre persönlich bei Redd Volkaert abliefert.