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Campino und die Wurzeln des Punk

Campino und die Wurzeln des Punk

Berlin. 

Anarchie, Chaos, laute Musik, Sex und Drogen – Punk war in seinen Anfängen nicht nur ein Musikstil, sondern eine Haltung. Auch Die Toten Hosen begannen 1982 als Punk-Rock-Band im Ratinger Hof in Düsseldorf ihre musikalische Laufbahn. Arte geht mit deren Frontmann Campino auf eine musikalische Geschichtsexpedition. Den Film „London’s Burning: Campino auf den Spuren des Punk“ strahlt der deutsch-französische Sender an diesem Samstag um 22.50 Uhr aus.

Keine Zukunft für niemand

Um die Ursprünge des Punks zu ergründen, reiste der 54 Jahre alte Campino nach London. 1976 sei er bei einem Besuch seiner Verwandten in England Zeuge davon geworden, wie sich der Punk-Rock in Großbritannien explosionsartig ausbreitete.

Die Arte-Reise setzt im Jahr 1974 in London ein: „Die englische Wirtschaft war ruiniert. Es gab keine Wirtschaft“, erinnert sich der Frontmann der New-Wave-Band Boomtown Rats, Bob Geldof, im Film. Englands Wirtschaft sei am Boden gewesen. Die Gewerkschaften hätten mit den vielen Streiks die Regierung kontrolliert und das Land stillgelegt. „Ich war hier, wie sie sich weigerten, den Müll einzusammeln. (…) Es gab Ratten, sie wollten die Toten nicht begraben“, sagt er.

Inmitten des Chaos formte sich eine Bewegung aus jungen Leuten, die fanden, dass es reicht. Mit dem Slogan „No Future!“ und einer Mischung aus Sex, Drogen und lauter Musik wollten die Punker schockieren und gegen die Missstände rebellieren. Punk war ein brodelndes Durcheinander von Politik, Provokationen, Anarchie und Gegensätzen.

„Es ging mehr um die Haltung als um die Musik, erklärt Viv Albertine, Front-Frau der Punk-Band The Slits. 1979 veröffentlichte ihre Band das Album „Cut“, auf dem die nackten Frauen-Oberkörper der Bandmitglieder zu sehen waren – ein Skandal. „Wir wollten unsere Körper zurück“, schildert die inzwischen 61-Jährige Albertine im Gespräch mit Campino. Sie hatten genug davon, dass die Werbeindustrie nackte Frauenkörper für ihre Zwecke missbrauchte.

„Das wichtigste am Punk war nicht die Musik, sondern der befreiende Aspekt“, sagt Chris Sullivan, Mit-Autor des Buches „Punk“. Es sei darum gegangen, Dinge auszuprobieren, die vorher undenkbar gewesen seien.

Auch das Aussehen spielte bei den Punkern eine wichtige Rolle. Lou Reed setzte beispielsweise mit seinem Nieten-Halsband neue modische Ausrufezeichen für den Punk.

Campino unterhält sich in dem 86-minütigen Film mit vielen Rebellen und Punks aus der alten Szene und führt den Zuschauer an geschichtsträchtige Orte. Später berichtet er auch über sein Leben als Punk in Düsseldorf Ende der 1970er – die Wurzeln seiner Karriere. Und die liegen am Anfang der 1980er Jahre, als Campino noch mit seinem bürgerlichen Namen Andreas Frege gerufen wurde.

Heute sind die Toten Hosen eher eine Rock-Pop-Band. Auf die Frage, wie der rebellische Campino von damals auf die Musik der Band von heute schauen würde, antwortete der Sänger: „Ich hoffe, er würde damit irgendwie klarkommen, er muss ja kein Fan davon sein“.