BAP-Frontmann Niedecken spricht erstmals über Schlaganfall
Wolfgang Niedecken hat sich in einem Interview erstmals über seinen Schlaganfall geäußert. Der BAP-Frontmann hat demnach um sein Leben gefürchtet. Doch jetzt gebe ihm das Leben noch eine Zugabe, sagt der Musiker. Inzwischen sei er fast wieder der Alte, bestätigt Ehefrau Tina.
Hamburg.
Der Frontmann der Kölschrock-Band BAP, Wolfgang Niedecken, hat sich erstmals öffentlich über seinen Schlaganfall geäußert. „Bevor sie mich in Narkose versetzt haben, wusste ich genau: Jetzt geht es um die Wurst. Hoffentlich machst du die Augen noch mal auf“, sagte Niedecken in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Nach dem Aufwachen habe er zunächst nicht sprechen und den rechten Arm nicht bewegen können. Sein erster Gedanke sei aber gewesen: „Das ist geil. Ich bin wieder am Start. Es gibt noch eine Zugabe.“
Er sei nur glücklich gewesen, noch am Leben zu sein, betonte Niedecken. „Das ist das eigentliche Geschenk, das weiß ich erst jetzt, da ich dem Tod noch ‘mal von der Schippe gesprungen bin“, sagte der 60-Jährige. Er habe allerdings „gar keine Zweifel“ gehabt, wieder der Alte zu werden.
„Es war, als wenn die Seele aus seinem Gesicht gewichen wäre“
Hauptursache für den Schlaganfall war nach Angaben des Sängers ein Husten, den er sich während eines Amerikaurlaubs eingefangen hatte. „Ich hatte eine Art Schleife in der Halsschlagader, eine Ausbuchtung“, so Niedecken. Durch den Husten habe sich die Halsschlagader an dieser Stelle offenbar verletzt, und es sei ein kleiner Riss entstanden. Dort habe sich ein Blutgerinnsel gebildet.
Am 2. November habe er beim Lesen in seinem Kölner Haus bemerkt, „dass ich nichts mehr kapierte“. „Ich musste die Seiten immer wieder neu lesen. Dann wurde es nebelig vor den Augen, alles sah merkwürdig aus, mein ganzes Umfeld hatte amorphe Formen“, berichtete Niedecken. „Es war, als wenn die Seele aus seinem Gesicht gewichen wäre“, sagte seine Frau Tina dem „Spiegel“.
„Er sucht manchmal noch nach Wörtern“
In der Kölner Uni-Klinik wurde zunächst Niedeckens Blut verdünnt, um das Blutgerinnsel aufzulösen. Weil das Gerinnsel jedoch in Richtung Hirn wanderte, wurde der 60-Jährige zur Operation in die Neurochirurgie gebracht. „Es war wirklich eng“, berichtete Tina Niedecken. Während der letztlich erfolgreichen Operation habe sie große Sorge um ihren Mann gehabt. Es sei nicht klar gewesen, „in welchem Zustand er wieder aufwachen würde“. Inzwischen sei er fast wieder der Alte. „Er sucht manchmal noch nach Wörtern und tut sich mit dem Formulieren schwer, sagte Tina Niedecken.
In dem Gespräch räumte Niedecken ein, dass er sein Programm vor dem Schlaganfall übertrieben habe. „Ich habe schon immer am liebsten auf allen Hochzeiten gleichzeitig getanzt, weil mir so viele Dinge Spaß machen“, sagte der BAP-Gründer. Er habe aber „auch nur 24 Stunden zur Verfügung“.
Der in der Kölner Südstadt geborene Niedecken gründete BAP Ende der 70er Jahre. Die Gruppe zählte zeitweise zu den erfolgreichsten deutschen Bands, obwohl sie Texte im Kölner Dialekt singt. Der ursprünglich für den 8. November 2011 geplante Start der BAP-Tournee wurde wegen der Erkrankung Niedeckens auf das kommende Jahr verschoben. (afp)