Schicke Cocktail-Partys, edle Kleider, Champagner-Frühstück, New York City. Kurz gesagt: Ein Leben in Saus und Braus, davon träumte Anna Sorokin. Da die junge Frau aus Eschweiler bei Aachen das selber nicht auf die Schnelle bekommen konnte, half sie nach.
Und ist nun als Meister-Betrügerin bekannt.
Am 27. März begann der Prozess gegen die junge Frau in den USA. Ihr drohen bis zu zu 15 Jahre Haft. Für die mindestens 275.000 Dollar, die sie ergaunerte, muss sie sich nun vor Gericht verantworten.
Anna Sorokin aus Eschweiler in NRW wird in New York zum „It-Girl“
Unter ihren Freunden in New York war Anna Sorokin als Anna Delvey bekannt. Schnell machte sie sich einen Namen unter den Reichen und Schönen der Stadt. Sie schlief in den teuersten Hotels, aß in den edelsten Restaurants und traf dort auf die richtigen Personen. Denen erzählte sie von dem Business, das sie plante: einen exklusiven Privatclub mit einem Fokus auf Kunst, wo die reichen Mitglieder ihre Freizeit verbringen.
Um diesen Club zu eröffnen, brauchte Sorokin einen 22-Millionen-Dollar-Kredit. Um ihn zu bekommen, fälschte sie Dokumente, erfand Finanzberater und eine riesige Erbschaft.
„Engelhaftes Gesicht und Schmollmund“, sagten ihre Freunde über Sorokin
Von sich selbst gab Sorokin wenig Preis. Zu groß die Gefahr, dass ihre Masche aufgedeckt wird. Sie bezeichnete sich als reiche deutsche Erbin. Sie gab an, aus Köln zu sein. Dass ihr Deutsch nicht wirklich gut war, bemerkte offenbar niemand.
Eigentlich war die junge Frau in der Nähe von Moskau geboren, ging als Teenager mit ihren Eltern nach Eschweiler und besuchte dort die Schule. Niemand in New York kannte ihren richtigen Namen: Anna Sorokin.
Im Mai 2017 lädt Sorokin einige Freundinnen zum Luxusurlaub nach Marrakech ein. Hier führte sie die große New Yorker Party weiter. Luxusvillen mit Butler, 7.000 Euro die Nacht – doch bei der Zahlung streiken Delveys Kreditkarte. Eine Freundin springt ein, legt die Kosten von 62.000 Euro zunächst aus. Das Geld hat sie bis heute nicht wiedergesehen.
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Prozessauftakt: Anna Sorokin mit „kalkuliertem System“
Das New York Magazine deckte die Geschichte schließlich auf. Im Oktober 2017 wurde Sorokin in den USA verhaftet. Mit dem Partyleben in Saus und Braus ist es seit dem vorbei.
Stilecht erschien die junge Frau nun vor Gericht: schwarzes Kleid, Absatzschuhe. Ihr Verteidiger lehnte ein Schuldgeständnis vor Gericht ab. Die Staatsanwältin wirft ihr vor, Delvey hätte ein „kalkulierten System, um ihren Opfern ein Gefühl von Sicherheit zu geben“ genutzt. „Die Angeklagte gab allen und allem die Schuld außer sich selbst“, heißt es weiter.
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Ihr Verteidiger bestreitet das. Anna hätte für ihren Weg gezahlt, und wenn das nicht möglich war, übernahm es jemand anderes für sie – freiwillig. Eine Straftat hätte sie nie begangen.
Anna Sorokin ohne Reue
Dem New York Magazine sagte die Frau, sie hätte zwar einige Fehler gemacht, „das mindert aber nicht die hundert Dinge, die ich richtig gemacht habe“. Reue sieht anders aus.
Netflix will Geschichte von Anna Sorokin produzieren
Die Betrügereien Delveys faszinieren auch die Filmemacher. Netflix soll bereits eine Doku über Delvey planen. Der US-amerikanische Sender HBO will die Geschichte von Delveys Freundin, die um 62.000 US-Dollar betrogenen wurde, verfilmen. (dpa/vh)