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Andrea Sawatzki kann ZDF-Chaoskomödie „Bella“ nicht retten

Andrea Sawatzki kann ZDF-Chaoskomödie „Bella“ nicht retten

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Foto: ZDF/Volker Roloff
„Bella Dilemma“ – der Titel ist ungewollt Programm. Die ZDF-Komödie um eine verpeilte Mittvierzigerin ist so chaotisch wie ihre Heldin. Und das, obwohl sich Andrea Sawatzki leidenschaftlich in die Rolle der Chaos-Frau stürzt.

Mainz. 

Das nennt man wohl Zeitgenossenschaft als Dramaturgie. Wo früher Ohnesorg fünf Haken schlug, bis die Komödie Kopf stand, reicht Skript-Autoren heute der Blick auf eine ganz normale Patchwork-Familie.

Da liegen die Zutaten ja in wohlgeordnetem Chaos beieinander: mehrfach Getrennte mit jeweiligen Liebhabern, Kinder aus dieser und jener Beziehung. Dazu das Beiwerk selbstgeklöppelter Identitätsfindung, in deren Reich ein Physiotherapiestudio mit Nackenschule für Büroverspannte als eine der seriöseren Spielarten gelten dürfte.

Sawatzki ist als Isabella Jung ernsthaft komisch

Das könnte Futter sein für eine deutsche Komödie, die all unseren bescheuerten Großstadt-Befindlichkeiten auf den Zahn fühlt. Aber auch diesmal ist das Futter etwas kaum Genießbares zwischen Quark und Konfektionsware. Das den Schauspielern vorzuwerfen, träfe nicht ins Ziel. So sehr Andrea Sawatzkis dauerkreischendes Dasdarfdochnichtwahrsein-Gesicht Fans und Abgeneigte spaltet: die Frau wirft sich richtig rein. In der Rolle der Isabella Jung ist Sawatzki ernsthaft komisch. Als Muttertier und sexy Löwin im besten Alter heißt Isabella die Frau, die die ZDF-Katastrophe ihren Titel verdankt: „BellaDilemma“ (Donnerstag, 20.15 Uhr).

Es ist nicht das erste Mal, dass Sawatzki Bellas Figura macht. „Bella Vita“ und „Bella Australia“ hatten wir schon. Jetzt aber ist WG-Zeit in Kreuzberg, Bellas Ex leider arbeitslos, Bellas Liebhaber leider ein Schutzmann. Und dann verunglücken auch noch die besten Freunde leider, und hinterlassen Bella ein Findelkind.

Nicht mehr als eine gedehnte Vorabend-Blase

Leider. Leider hat Stefan Kuhlmann aus all der Schicksalsseife nicht mehr als eine gedehnte Vorabend-Blase geformt. Die freilich dauert 90 Minuten – und so lang kamen sie uns lange nicht vor im großen deutschen Unterhaltungsfilm der Hauptsendeschiene. Gehen Sie zwischendurch getrost zum Kühlschrank: Die Typen auf dem Bildschirm reiben immer noch Muskat in den Spinat. Holen Sie ruhig das Ebay-Päckchen vom Nachbarn: Auch nach ihrer Rückkehr wird Bella dem kleinen Waisen Tom ein Schlaflied singen. Oliver Schmitz’ Regie nimmt sich beängstigend viel Zeit, um uns alles drei- bis viermal zu erzählen.

Da hält man sich an Perlen fest, die sich in diesem vorwiegend witzfreien Geplapper als Raritäten glänzen: Winnie Böwes strohiger Apparatschik vom Jugendamt warf ein Entertainment-Gott vom Himmel. Und so schön masochistisch-selbstvergnügt wie Juliane Köhler und Matthias Brenner hat uns lange kein Schauspieler-Paar die Pleite einer geldgesättigten deutschen Ehe vor Augen geführt.

War es das nun mit dem Dilemma? Mitnichten. Weiter geht’s Ende September. Wir berichten.