Dortmund. Bedenklich sind die Ergebnisse einer Studie aus Dortmund. Jeder vierte Junge ist im Alter von drei Jahren schon zu dick. Besonders Kinder aus sozial schwacher Umgebung und mit Migrationshintergrund neigen zu Übergewicht. Für die einzigartige Studie wurden 439 Kinder untersucht.
Prof. Dr. Günter Eissing ist der Entstehung von Übergewicht auf der Spur. Schon Kleinkinder sind zu dick – aber wo genau liegen die Ursachen? In einer einmaligen Studie hat der Gesundheitswissenschaftler der Technischen Universität (TU) in Dortmund 439 Kinder aus der Stadt untersucht. Und die Ergebnisse sind bedenklich: Jeder vierte Junge ist bereits im Alter von drei Jahren zu dick. Acht Prozent gelten sogar als krankhaft fettsüchtig. Bei den dreijährigen Mädchen sind zwölf Prozent zu dick.
Aus den Ergebnissen der Untersuchung haben die Wissenschaftler Faktoren herausgearbeitet, die die Entwicklung von Übergewicht beeinflussen. Besonders gefährdet sind demnach Kinder aus benachteiligten Vierteln. Das soziale Umfeld wirkt sich schon in jungen Jahren auf das Gewicht aus. In Dortmunder Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigem Bildungsniveau stellte Eissing besonders häufig Übergewicht und Fettsucht fest. Auch Kinder dicker Eltern und aus Familien mit Migrationshintergrund laufen eher Gefahr, übergewichtig zu werden. „Hier fehlt oft der gesunde Lebensstil für Ernährung und Fitness“, erklärt der Gesundheitswissenschaftler.
Dortmund als Versuchslabor
Die Stadt Dortmund diente den Forschern für ihre Studie als riesiges Versuchslabor. In einem Gemeinschaftsprojekt haben die TU Dortmund, die Krankenkasse BKK Hoesch, das Gesundheitsamt und der Fachbereich Statistik der Stadt die einzigartige Langzeituntersuchung auf die Beine gestellt.
Für die gesamte Stadt liegt eine Aufteilung in Sozialräume vor. Bewertet wurden Einkommensverhältnisse, Arbeitslosigkeit und Bildungsniveau. Anhand dieses Rankings stellten die Wissenschaftler fest, dass in benachteiligten Stadtteilen rund um Nordmarkt oder Borsigplatz überproportional viele übergewichtige Kinder leben. „Dort lag der Body-Mass-Index der Kinder fünf bis zehn Prozent höher als in Vierteln mit einem höheren Sozialniveau“, erläutert Eissing.
Gesundheitsamt und Krankenkasse sehen in dem Projekt ihre Chance, noch präziser gegen Übergewicht bei Kindern vorzugehen. „Die Zahlen sind viel zu hoch“, betont Dr. Hildegard Katz vom Gesundheitsamt Dortmund. Uwe Gehrig, Vorstand der BKK Hoesch, sieht gute Chance dass sich daran mit gezielten Präventionsprogrammen und verbesserter Vorsorge etwas ändern lässt.