Kommende Woche feiert 1Live, die Jugendwelle des WDR, seinen 20. Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums gibt es bereits am Wochenende eine 45-minütige Dokumentation (Sonntag, 29. März, 23.45 Uhr, WDR).
Köln.
Das Startsignal gab ausgerechnet ein alter Kämpe. Am 1. April 1995, Punkt fünf Uhr morgens, stellte der heutige 86-jährige Hörfunk-Sprecher Egon Hoegen eine neue WDR-Welle vor: 1Live. Der Sender sollte erklärtermaßen Programm für die jungen Wilden machen. Zum 20. Geburtstag von 1Live gibt es an diesem Wochenende die Doku „1LIVE macht 20“ im WDR, die zurückblickt auf die Geschichte des Senders.
Rückblende. Vor fast genau 25 Jahren, im April 1990, begann zwischen Rhein und Weser die Ära des privaten Hörfunks. Damals ging Radio NRW auf Sendung. Die Oberhausener Hörfunker beliefern seither die lokalen Stationen, darunter Radio Essen und Radio Sauerland, mit mehrstündigem Rahmenprogramm. Das punktete vor allem bei jungen Leuten.
Startrampe für vielebekannte Namen
Die WDR-Wellen hingegen wirkten plötzlich altbacken. Das galt selbst für WDR 2. Die Hörerschaft des Kanals war mit dem Moderatoren-Team älter geworden. Schüler, Azubis und Studenten indes mieden den Kanal.
Der damalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen erkannte das Problem und machte kurzerhand seinen persönlichen Referenten zum Jugendbeauftragten: Jochen Rausch. Der heute 58-Jährige ist nicht nur Journalist, sondern bis heute auch Musiker und Autor. Ende der 70er, Anfang der 80er surfte der Wuppertaler auf der Neuen Deutschen Welle. Rausch umgab sich mit einem Team, dem er viel Spielraum ließ.
Allein der Name deutete eine Distanzierung vom Muttersender an. Die Rechnung ging auf. 1Live balanciert oft geschickt auf dem schmalen Grat zwischen Image-fördernden Ideen und massentauglichem Tralala. Die jungen Hörfunker setzten auf trendige Musik und, beim Wortprogramm, vor allem auf Witz und Emotion.
Kein Wunder, dass Hörfunker wie Olli Briesch, Michael Imhoff oder Sabine Heinrich zum festen Inventar im Auto oder am Arbeitsplatz gehören. Kein Wunder auch, dass 1Live zur Talentschmiede des Unterhaltungsfernsehens wurde. Stars wie Matthias Opdenhövel, Jörg Thadeusz und Jan Böhmermann – sie alle begannen bei Jochen Rausch.
Tagsüber wird gejuxt,nachts experimentiert
Wird tagsüber viel gejuxt, gehört die Nacht experimentierfreudigen Hörfunkern wie Klaus Fiehe. Der Ex-Sänger der Bochumer Band Geier Sturzflug beschallt sein Publikum sonntagnachts mit elektronischer Musik. Eine bisher unverzichtbare Einrichtung ist auch Radio-Kummerkasten Jürgen Domian, der sich werktags am ganz frühen Morgen die Nöte der Nation anhört.
Anfangs lag der Alterschnitt des 1Live-Publikums bei 26 Jahren, inzwischen liegt es bei 32. Zunächst wollte die Welle eine Hörerschaft zwischen 14 und 39 Jahren erreichen. Inzwischen, ein Zugeständnis an die allgemeine Alterung der deutschen Bevölkerung, spricht 1Live-Chef Jochen Rausch eher von den „Coolen“ in der Gesellschaft.
Dazu zählen offensichtlich eine Menge Hörer. 1Live ist bundesweit die Nummer vier unter den meistgehörten Radioprogrammen. Tagsüber erreicht 1Live knapp 1,1 Millionen Menschen – Tendenz leicht steigend.
WDR, 23,45 Uhr