- Angeklagter beteuert Unschuld: „Bin der sauberste Doktor in ganz Deutschland“
- Gericht hat Glaubwürdigkeitsgutachten in Auftrag gegeben
- Mutmaßliches Opfer (17) litt unter Halluzinationen
Duisburg.
„Ich schwöre auf meinen Koran, auf Allah. Ich habe so etwas nie getan“, beteuert Fahmi S. seine Unschuld. Der Kinderarzt ist angeklagt, weil er eine 15-Jährige sexuell missbraucht haben soll.
„Schöne Brüste“: Kinderarzt beteuert Unschuld vor Landgericht Duisburg
Er soll sie unsittlich im Intimbereich und an den Brüsten berührt haben. Außerdem habe er laut Anklage zu dem Mädchen, das als Patientin bei ihm in Behandlung war, gesagt, sie habe schöne Brüste und er sei in sie verliebt.
In erster Instanz war er zu neun Monaten auf Bewährung vom Amtsgericht Wesel verurteilt worden. Schon vor dem Prozess sagte er gegenüber anwesenden Journalisten: „Ich habe alles verloren wegen einem Mädchen, das psychische Probleme hat.“ Seit einem Jahr habe er seine Praxis geschlossen, er habe 200.000 Euro verloren, berichtet der Angeklagte.
Richter muss aufgebrachten Mediziner wiederholt ermahnen
Nun ist der 56-Jährige angetreten, seine Unschuld zu beteuern. Das macht der gebürtige Palästinenser durchaus emotional, nicht immer zum Gefallen des vorsitzenden Richters. Der muss ihn ermahnen, als sein Handy immer wieder vibriert und er wiederholt aufsteht.
„Ich bin sehr aufgebracht – schon seit zwei Jahren“, entschuldigt der Angeklagte sich. Bei seinen Schilderungen der Vorgänge steht er immer wieder auf, läuft umher, zeigt dem Richter Bilder und Unterlagen. Einmal setzt er sich sogar auf den Tisch, um zu demonstrieren, wie er seine Patientin untersucht hat.
Er kenne die Familie des mutmaßlichen Opfers schon seit 14 Jahren und habe nicht nur die damals 15-Jährige, sondern auch ihre drei Geschwister behandelt, „immer ausführlich und liebevoll“. Er berichtet von einer kaputten Familie: der Vater arbeitslos, die Mutter mit psychischen Problemen. Vor drei Jahren hatte die Mutter ihren Mann und die Kinder verlassen.
Schelte gegen eigenen Anwalt
Der Angeklagte hat unter anderem die Krankenakte des 15-jährigen Mädchens mitgebracht. Sein Anwalt habe vergessen, sie vor dem Amtsgericht einzureichen, verteilt er eine Schelte in Richtung seines Anwalts. Der sitzt die meiste Zeit stoisch neben dem Angeklagten.
Die Kinder der Weseler Familie hätten sich in einem sehr schlechten hygienischen Zustand befunden, berichtet der Kinderarzt. Er habe den Kindern „tonnenweise Läusemittel“ verschrieben.
Das mutmaßliche Opfer, heute 17 Jahre alt, sei im Januar 2016 wegen Bauch- und Brustschmerzen zu ihm in die Praxis gekommen. Am 18. Januar 2016 soll laut Anklage der erste Missbrauchsvorfall stattgefunden haben.
Vorwurf: Bei Ultraschalluntersuchung oberhalb des Slips berührt
Der Angeklagte soll sie bei einer Untersuchung oberhalb des Slips berührt haben. Er bestreitet das und erklärt, er habe das Mädchen im Bauch- und Brustbereich mit dem Ultraschall untersucht.
In der Folge kam das Mädchen immer wieder wegen verschiedener Erkrankungen zu ihm in die Praxis. „Das Vertrauen war zu 100 Prozent da“, sagt der angeklagte Mediziner.
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Im Mai war die damals 15-Jährige erneut bei ihm, diesmal wegen eines Rezeptes. Der Arzt erklärte, er habe dann mit ihr wegen einer Hyposensibilisierungs-Therapie sprechen wollen und sie deshalb in ein Sprechzimmer gebeten. Dort habe er sie wegen der Allergie-Prophylaxe aufgeklärt. Anschließend habe er die dafür erforderliche Untersuchung mit Einverständnis des Mädchens durchgeführt.
„Solche Worte kommen nicht aus meinem Mund“
Er habe sie zwar beim Abhören an der Brust berührt, aber nicht ihre Brustwarzen angefasst, beteuert er. Auch beteuert er, nicht gesagt zu haben, dass er in das Mädchen verliebt sei. „Ich schwöre auf den Koran, das habe ich nie gesagt! Ich habe selbst eine Tochter in dem Alter. Ich schäme mich, solche Worte kommen nicht aus meinem Mund.“
Der Kinderarzt gibt zu, an dem Mädchen gerochen zu haben. „Können sie schätzen wieso?“, fragt er den Richter. „Nicht weil ich sie küssen wollte, sondern wegen des Läusemittels. Sie hat gestunken“, erklärt er. Er sei ohnehin nicht fähig Sex zu haben und wegen Potenzstörungen beim Urologen. „Ich will doch nicht Sex obwohl ich selbst weiß, dass ich es nicht kann.“
Mutmaßliches Opfer kam später weiter in die Praxis
Er erklärt, er habe das Mädchen gefragt, wie es deren Mutter gehe. Als sie daraufhin abblockte, habe er sie nach ihrem Freund gefragt. „Er ist genauso wie Sie“, soll das Mädchen geantwortet haben. Was das bedeutet, konnte sich der Mediziner in seiner Aussage nicht recht erklären. „Vielleicht, dass er orientalisch ist, wie ich.“
Drei Tage später sei sie noch mit ihren Geschwistern in der Praxis gewesen. Da habe er sich entschuldigt, falls er zu nahe an sie herangetreten sei. Erst drei Wochen später erfolgte die Anzeige, die die Weselanerin nach Gesprächen mit ihrer Psycholgin erstattete.
Angeklagter plädiert auf Freispruch: „Bin der sauberste Doktor Deutschlands“
Der angeklagte Kinderarzt und sein Anwalt plädieren auf Freispruch: „Ich bin der sauberste Doktor Deutschlands“.
Im Anschluss berichtete der Vater des mutmaßlichen Opfers. Er sagte, dass seine Tochter ihm erzählt habe, dass der Kinderarzt sie an Hintern und Brust angepackt hätte. „Ich habe gesagt, ich kann mir das gar nicht vorstellen, das kann er sich doch als Kinderarzt gar nicht leisten.“
Vater berichtet von Halluzinationen
Auf die Frage des Richters nach Verhaltensstörungen und Halluzinationen seiner Tochter sagte der Vater, seine Tochter habe manchmal halluziniert: „Wenn ich alleine im Zimmer schlafe, dann sehe ich die Oma“, soll sie gesagt haben. Dann habe sie gespürt, wie die Hand der Oma ihr Gesicht streichele und das als unangenehm empfunden, berichtet der Vater.
Auch habe seine Tochter unter dem Verschwinden der Mutter sehr gelitten und Suizidgedanken und Aggressionen gehabt.
Das Gericht hat den Prozess am Ende des Tages ausgesetzt und will nun ein Glaubwürdigkeitsgutachten über das Mädchen anfertigen lassen. Wie lange das genau dauern wird, konnte Pressesprecher Thomas Sevenheck nicht sagen.