Düsseldorf.
Nach dem angekündigten massiven Stellenabbau beim Energiekonzern Eon will die SPD gemeinsam mit dem Betriebsrat betriebsbedingte Kündigungen verhindern. Das kündigten NRW-Arbeitsminister Schneider und SPD-Chef Gabriel nach einem Treffen an.
NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) sieht schon jetzt einen gewaltigen Image-Schaden bei Deutschlands größtem Energieversorger Eon. Der geplante Abbau von rund 11.000 der weltweit rund 82 000 Arbeitsplätze wirke sich negativ auf den Ruf des erfolgsverwöhnten Unternehmens aus. „Ich war erschüttert darüber, wie weit die letzten Tage schon das Image des Unternehmens geschädigt haben“, sagte Schneider am Freitag in der Düsseldorfer Konzernzentrale nach einem Treffen mit dem Eon-Betriebsrat. Es seien bereits Eon-Beschäftigte, die einen Kredit aufnehmen wollten, bei Finanzinstituten auf ihre berufliche Zukunft angesprochen worden – und zwar mit der Frage, „ob das denn alles sicher sei“.
Schneider hatte gemeinsam mit SPD-Chef Sigmar Gabriel an einer Sondersitzung des Eon-Konzernbetriebsrats teilgenommen. Daneben gab es ein Gespräch der Politiker mit Vorstandsmitglied Bernhard Reutersberg, der sich innerhalb der Eon-Führung um die Details des groß angelegten Konzernumbaus kümmern soll. Der Vorstand habe deutlich gemacht, dass „alles im Fluss“ ist, berichtete der NRW-Minister. „Zahlen, aber auch Standorte sind noch nicht endgültig festgelegt.“ Neben der Schließung der traditionsreichen Eon-Tochterfirma Ruhrgas in Essen befürchten Arbeitnehmervertreter auch das Aus für Konzernstandorte in Hannover und München.
Sparprogramm entwickelt
Auch am Freitag wurden neue Details zum geplanten Konzernumbau bekannt. Nach Informationen der WAZ-Mediengruppe hat die Unternehmensberatung McKinsey federführend das Sparprogramm entwickelt. Die Eon-Spitze erwägt, das Gasfördergeschäft (Exploration) aus dem Verantwortungsbereich von Ruhrgas herauszulösen und an anderer Stelle innerhalb des Konzerns anzusiedeln. In Kreisen des Aufsichtsrats hieß es, Ruhrgas solle sich nur noch auf den Gashandel konzentrieren. Außerdem gebe es Überlegungen, das Ruhrgas-Gebäude gemeinsam mit der zum Verkauf stehenden Gasnetz-Tochtergesellschaft Open Grid Europe abzugeben. Die ehemalige Eon Gastransport GmbH mit Sitz in Essen beschäftigt bundesweit etwa 1800 Mitarbeiter.
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte erzürnt auf die Pläne des Konzerns reagiert und auf Fehler der Eon-Führung hingewiesen. Die NRW-Landesregierung vermied bislang Managerschelte. Eon-Chef Johannes Teyssen habe NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) „unmittelbar“ über seine Pläne zum Konzernumbau informiert, sagte Schneider. Die Landesregierung wolle weiterhin „den Dialog mit Eon pflegen“.
Jündigungen nicht ausgeschlossen
Teyssen schließt betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. SPD-Chef Gabriel forderte die Eon-Spitze dazu auf, Klarheit zu schaffen. „Es wäre ein absoluter Tabubruch, wenn ein Unternehmen von der Größe Eons betriebsbedingte Kündigungen aussprechen würde“, sagte Gabriel. Die Eon-Aktionäre müssten gegebenenfalls auf einen Teil ihrer Dividende verzichten, verlangte der SPD-Chef. Eon hatte angekündigt, dass die Dividende für das Jahr 2011 geringer ausfallen werde als erwartet. Die Anleger sollen pro Aktie 1,00 Euro erhalten. Bis zur Ankündigung der Sparpläne hatte der Konzern 1,30 Euro in Aussicht gestellt.
Die Gewerkschaft Verdi warnte die Eon-Führung vor einer weiteren Eskalation der Lage. „Wir befürchten, dass es sehr konfliktträchtig wird, wenn der Vorstand keine kommunikative und inhaltliche Wende in den nächsten Tagen vollzieht“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Erhard Ott, der zugleich stellvertretender Vorsitzender des Eon-Aufsichtsrats ist. Auch Verdi fordert den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.