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Seit zwanzig Jahren in Korfu verliebt

In Korfu verliebt

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Foto: WP

Hohenlimburg. 

Es ist alljährlich für viele Millionen Urlauber aus der ganzen Welt, insbesondere aber für Europäer, die Trauminsel mit kleinen malerischen (Bade-)Buchten, klarem Wasser und unzähligen faszinierenden Ausblicken von der steilen Felsküste. Dazu unglaublich grün, denn mehr als vier Millionen Olivenbäume wachsen auf der griechischen Insel Korfu.

Dort, wo andere Menschen Urlaub machen, lebt Dagmar Lohrenz (48) aus Hohenlimburg und betreibt mit Ehemann Tilemachos „Machos“ Siamnadouras, ihrer Schwägerin Georgia und insbesondere ihren Schwiegereltern Babbis und Eleni an der Ostküste Korfus auf der Halbinsel Kommeno das Hotel „Nefeli“ – zum Verlieben und auch für Verliebte.

Im Dunstkreis des höchsten Berges der Insel, des Pantokrators, fügt sich die 45 Zimmer zählende Hotelanlage mit einem traumhaften Garten und unzähligen blühenden Büschen und Hartholzgewächsen harmonisch ins grüne Landschaftsbild der fast einhundert Kilometer langen Insel ein.

Es ist kein Urlaubsort für Partylöwen, die bis in die frühen Morgenstunden abfeiern und anschließend an endlosen Sandstränden ihren Rausch ausschlafen wollen; es ist vielmehr eine kleine „Oase“ der Ruhe und der Entspannung. Dort lebt und arbeitet Dagmar Lohrenz seit 16 Jahren.

Die Antwort auf die Frage, wie ein waschechtes Hohenlimburger Mädel, dessen Eltern noch in der Wesselbach wohnen, rund zweieinhalb Flugstunden von ihrem Heimatort entfernt glücklich und heimisch geworden ist, klingt beinahe wie ein kleines Märchen aus der griechischen Mythologie. Und vielleicht war es ja Eros, der griechische Gott der Liebe höchstpersönlich, der vor exakt zwanzig Jahren einen Pfeil aus seinem Köcher nahm und diesen auf die damals 28-jährige Wahl-Hamburgerin abfeuerte.

Denn es scheint 1991 eine göttliche Fügung gewesen zu sein, dass die Angestellte einer großen Werbeagentur mit ihrer Freundin Marion auf Korfu und nicht wie ursprünglich geplant auf Korsika landete. Denn die französische Insel im Mittelmeer hatten sich die beiden jungen Frauen eigentlich als Urlaubsziel ausgeguckt.

Doch im ehemaligen Hohenlimburger Reisebüro Nippel an der Herrenstraße fanden die Mitarbeiterinnen nicht die passenden Flüge. „Deshalb haben sie mir Korfu empfohlen“, erinnert sich Dagmar Lohrenz noch genau. Und zwar das Hotel „Nefeli“.

Das war just zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt. Babbis Siamandouras war nach beruflichen Abenteuern in Deutschland (Hannover) und Australien mit seiner Ehefrau und seinen Kindern in seine Heimat Griechenland zurückgekehrt und hatte sich nach einem Intermezzo als Steinbruchbetreiber entschlossen, auf der kleinen Halbinsel Kommeno eine überschaubare Hotelanlage zu bauen.

Diese war im Frühjahr 1991, pünktlich zum Beginn der Urlaubssaison, fertig geworden. Und deshalb zählten Dagmar Lohrenz und Marion Hollmann zu den ersten Gästen.

Die beiden jungen Frauen fanden nicht nur Gefallen an Meer, Sonne und Natur. So war Dagmar ein junger Mann aufgefallen, der abends an der Bar die Gäste betreute: Tilemachos.

Aus einem ersten Blick, einem lockeren Flirt wurde mehr – Zuneigung. Die kühlte auch nicht ab, als Dagmar längst wieder an ihrem Schreibtisch der Hamburger Werbeagentur saß und sich in den frühen Morgen- oder den späten Abendstunden mit aus heutiger Sicht altmodischen Telefonen mit Wählscheiben im wahren Sinne des Wortes ihre Finger wund wählte. Einmal, fünfmal, zehnmal, . . . . „Manchmal habe ich es mehr als zwanzig Mal probieren müssen, um Machos zu erreichen.“

An moderne Kommunikationsmittel wie SMS, Internet, Facebook oder Skype dachte damals noch niemand. Deshalb „flogen“ auch (Liebes-)Briefe von Deutschland nach Griechenland – und zurück.

Im Sommer 1991 saß dann Dagmar in einem der Flieger in Richtung Griechenland, wenige Monate später reiste Machos nach Hamburg.

Beide lernten in diesen Monaten bereits die Muttersprache des anderen, denn in dieser Phase der Beziehung war Englisch (beinahe) die einzige Möglichkeit der verbalen Kommunikation.

Vier Jahre nach ihrem ersten Korfu-Trip entschloss sich Dagmar Lohrenz dann, für immer nach Griechenland und somit zu „ihrem“ Machos zu ziehen.

Dort ist sie in all den Jahren längst heimisch geworden, sitzt in der Urlaubssaison fast täglich ab 17 Uhr in der Rezeption des Hotels, engagiert sich im deutsch-griechischen Kulturverein Korfus und ist darüber hinaus Herbergsmutter für herrenlose Tiere: für Hunde, die sie nach Deutschland vermittelt, für Katzen, für die Hausgans Beaker und auch für Esel, die – mehr als 70 an der Zahl – unweit auf einem von einer Engländerin geführten Eselhof ihr Gnadenbrot erhalten.

Durch den Kulturverein haben deutsche Sitten und Gebräuche wie bunte Ostereier oder Sankt Martin zusätzlich zu „deutschen“ Festen wie das Oktoberfest zwischenzeitlich bei zahlreichen Korfioten Neugierde geweckt und Interesse gefunden.

In den Sommermonaten steht natürlich das Hotel im Mittelpunkt. Besonders stolz sind Machos und Dagmar auf 23 Themenzimmer: mediterran oder urgriechisch gestaltet. Bei Sissi übernachten oder neben Odysseus einschlafen.

Und ganz ausgeschlossen ist es nicht, dass es im kommenden Jahr zur Urlaubssaison 2012 auf der Halbinsel Kommeno auch ein Hohenlimburg-Zimmer gibt. Darüber nachgedacht haben Dagmar und Machos bereits.