Oberhausen.
Von weitem sieht man nur den Zaun. Ein Garten könnte dahinter sein, wären wir nicht sehr offensichtlich auf einer Baustelle.
Im Zaun: eine unscheinbare weiße Tür. Ein paar Stufen führen vom großen Schotterplatz zu ihr hinauf. Wer durch die Tür tritt, zuckt fast zurück.
Hinter dem Zaun öffnet sich ein riesiges Loch. 44 Meter tief, 50 Meter im Durchmesser. Betonwände, wohin der Blick auch geht. 220 Stufen führen hinab zum Boden. Und wieder hinauf – da muss die Kondition wirklich stimmen, will man nicht auf halber Höhe pfeifend zusammenklappen.
Loch in Oberhausen ist die tiefste Baustelle des Ruhrgebiets
Das ist aktuell die wohl tiefste Baustelle des Ruhrgebiets, an der hier an der Emscher in Oberhausen-Holten gearbeitet wird. Riesige Bagger schaufelten monatelang die Erde aus dem Boden.
Ab Juli wird in das zylinderförmige Loch ein Pumpwerk gebaut, das ab 2020 bis zu 15.300 Liter Abwasser in der Sekunde die ganzen 40 Meter hochpumpen soll. Das macht 160.000.000 – in Worten: einhundersechzig Millionen (!) – Liter im Jahr.
Emscher soll sauberer werden
Denn: Die Pumpanlage ist Teil des Abwasserkanals Emscher, der den „dreckigsten Fluss Europas“ endlich vom Unrat des ganzen Ruhrgebiets befreien soll. Seit 1992 sind die Bauarbeiten schon im Gang.
In drei Jahren sollen die beiden Röhren fertig sein, die das Revier von Dortmund zum Klärwerk nach Dinslaken untertunneln. Plus sämtlicher Nebenröhren. Zusammen 420 Kilometer.
Die Emscher und ihre Nebenflüsse müssen dann nicht mehr als Kloake herhalten, in der sämtliche privaten und industriellen Abwässer landen. Stattdessen: sauberes Wasser und idyllische Auen. „Renaturierung“ heißt das Zauberwort.
Abwasser-Röhren in verschiedenen Abschnitten
Weil aber Dortmund um einiges höher liegt als Dinslaken am Rhein, können die Röhren nicht durchgängig gebaut werden. „Denn dann würden sie in Dinslaken etwa 80 Meter tief in der Erde liegen“, sagt Projektleiter Merkus Kühnel. Unpraktisch für eine Abwassermündung.
Deshalb sind die Röhren in verschiedene Abschnitte unterteilt. Dazwischen: Pumpwerke wie das in Oberhausen. Die bringen das Abwasser von einem Abschnitt (der in größerer Tiefe ankommt) zum anderen (in Bodennähe oder sogar darüber).
Urban Gardening vor dem fertigen Pumpwerk
Von außen wird dann von dem riesigen Loch nichts mehr zu sehen sein. Nur ein kreisrunder, leicht erhöhter Platz mit Bäumen und einem Aussichtsturm drauf. Die Fläche davor sollen die Oberhausener nutzen können, sagt Kühnel. Zum Beispiel für Urban Gardening.
Danach ein Spaziergang an der nicht mehr stinkenden Emscher und der Tag in der Natur Oberhausens ist perfekt.
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