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Kohle für den Pott: Bundesbank baut größten Geldspeicher

Kohle für den Pott: Bundesbank baut größten Geldspeicher

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Foto: Volker Hartmann
Bundesbank legt Grundstein für Filiale in Dortmund. Größter Geldspeicher Deutschlands soll zwölf Millionen Menschen ab 2019 mit Bargeld versorgen.

Dortmund. 

Baupläne, eine Fünf-Euro-Münze und sechs weitere Gegenstände ruhen seit gestern in einer Metallkiste, einzementiert auf einem ehemaligen Kasernengelände in Dortmund. Auf 79 000 Quadratmetern – das entspricht einer Fläche von etwa elf Fußballfeldern – entsteht dort der größte Geldspeicher der Deutschen Bundesbank. „An jedem Tag werden hier in Zukunft mehrere Millionen Banknoten auf Echtheit geprüft, sortiert und verpackt und schließlich wieder ausgezahlt“, sagt Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank. Ab 2019 sollen zwölf Millionen Menschen von Aplerbeck aus mit Bargeld versorgt werden. Gestern war die Grundsteinlegung für das 300-Millionen-Projekt. „Wenn die neue Filiale fertig ist, wird sie die größte und modernste im gesamten Bundesgebiet sein“, so Weidmann.

Ein Zweckbau zwar, der aber auch ästhetisch ansprechend werden soll. Dafür will das 20-köpfige Team um Architekt Bernhard Busch sorgen. „Es wird ein höheres Verwaltungsgebäude geben, etwas versteckt dahinter liegen die Logistikgebäude“, so Busch. Wie die insgesamt vier Bauten von innen aussehen werden, darüber darf der Architekt nicht sprechen. Nur so viel: „Es wird Industriepflaster in Holzoptik geben, so dass sich die Mitarbeiter auch wohl fühlen.“

Tresor umgeben von Wassergraben

Vor Baubeginn haben sich die Bundesbanker in verschiedenen Ländern über die technischen Möglichkeiten informiert, unter anderem in Südamerika. „Der Tresor wird als vollautomatisiertes Hochregallager gebaut“, sagt Jens Weidmann. 25 Einfamilienhäuser hätten in dem Geldspeicher Platz. Umgeben wird ihn nicht nur ein Schutzwall, sondern auch ein 1000 Meter langer Wassergraben.

„Diese Baumaßnahmen haben sich schon im Mittelalter bewährt“, sagt NRW-Minister Franz-Josef Lersch-Mense mit einem Lächeln. Der Politiker ist froh, dass sich die Bundesbank für diesen Standort entschieden hat. „Das ist ein ,Ja’ zum Ruhrgebiet und zur Stadt Dortmund. Die Entscheidung spricht für die Wirtschaftsstärke der Region insgesamt.“

Logistisch guter Standort

In Dortmund werde also bald wieder im großen Stil Kohle gefördert, wie Bundesbankchef Weidmann mit einem Augenzwinkern sagt. Dass es die alte Handelsstadt in die engere Wahl geschafft hat, teilte Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele dem Oberbürgermeister Ullrich Sierau vor etwa vier Jahren mit. „Wir haben uns über 20 Standorte im Ruhrgebiet angesehen“, sagt Thiele. „Vor allem aufgrund der logistischen Anbindung haben wir uns für Dortmund entschieden.“ Großkunden würden das Areal gut über die B1 erreichen. Kleinkunden und Beschäftigte könnten auch öffentliche Verkehrsmittel nutzen, mit direkter Verbindung zum Dortmunder Hauptbahnhof.

Für den Vorsitzenden des NRW-Bezirkspersonalrats der Bundesbank, Matthias Hermann, ein wichtiges Signal für die etwa 200 Angestellten, die in Zukunft hier arbeiten werden. Schließlich werden im Gegenzug fünf Filialen in der Region geschlossen: in Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Essen und Hagen. „Das tut mir für die Kollegen auch leid“, sagt Hermann und wirft bei der Grundsteinlegung einen Bilderwürfel in die Metallbox. „Auf fünf Seiten des Würfels sind die Filialen abgebildet, die geschlossen werden. Und auf einer Seite ist ein Bild der neuen Filiale in Dortmund.“

Nicht alle Mitarbeiter kommen zum Einsatz

361 Beschäftigte arbeiten derzeit in den Schließungsfilialen – nicht alle werden am neuen Standort zum Einsatz kommen. „Allen anderen werden wir eine sozialverträgliche Lösung anbieten, idealerweise einen Arbeitsplatz an einem anderen Bundesbank-Standort in NRW“, sagt Jens Weidmann.

Mit einem „Glück auf“ verabschiedet er sich von den Gästen auf der Dortmunder Baustelle – passend zum neuen Standort im Pott.