Eigentlich“, so sinniert Tobias Boland, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft und Banken der Uni Duisburg-Essen, „ist die Allfinanzbranche so etwas wie ein Warenhaus oder Kaufladen und der Vermögensberater jemand, der den Weg durch diese bunte Produktwelt weist.“ One face to the customer – also, der Kunde hat einen einzigen Ansprechpartner für das gesamte Produktportfolio – das ist das Motto.
Die Definition von Allfinanz ist nicht ganz einfach. Gemeint ist die umfassende Palette an Anlage-, Kredit- und Versicherungsprodukten, die aus einer Hand angeboten werden. Für den Kunden heißt das: Wer zu einer Bank oder zu einem Finanzberater geht, kann sowohl einen Bausparvertrag abschließen, in einen Fonds investieren oder eine Rentenversicherung abschließen. Es gibt einen Ansprechpartner für alle Produkte. Banken und Finanzdienstleister kooperieren mit Investmentgesellschaften und Versicherern und bieten Finanzprodukte an, die eigentlich nicht zu ihrem ursprünglichen Geschäft gehören.
Nichts überstürzen
Das klingt nach Vereinfachung. Aber das Angebot ist längst nicht für jeden überschaubar. Zudem ist Vermögensanlage Vertrauenssache. Die Bedeutung des Ansprechpartners, für den sich ein Kunde entschieden hat, wächst. Experte Tobias Boland umreißt, was ein gutes Beratungsgespräch ausmacht und wie sich die Verbraucher verhalten können. „Transparenz und Offenheit auf beiden Seiten ist die Basis“, erklärt der Wisssenschaftler. Der Kunde müsse alle Unterlagen offenlegen, ebenso der Berater. Konkret heißt dies, dass ein Berater zum Beispiel darlegen sollte, ob er eine Versicherung zur Deckung von Vermögensschäden habe – falls Fehler bei der Beratung unterlaufen. Punkt zwei: „Das nach einer Analyse angefertigte Kundenprofil muss ausgehändigt und genau geprüft werden“, so Boland. Und zwar in aller Ruhe, denn hier werde die Basis für eine Anlagestrategie festgeklopft.
Allfinanzbranche: Die gesamte Palette der Finanzprodukte
Im dritten Schritt sollten die Produktempfehlungen verständlich sein, Folgekosten genannt und Alternativen beschrieben werden. Da der Laie längst nicht immer den Überblick haben kann, empfiehlt sich zum Beispiel ein Blick in die Publikationen von Stiftung Warentest. Last, but not least schließt eine schriftliche Dokumentation die Beratung ab. „Wichtig: Auch mündliche Absprachen und Infos über Provisionen müssen in eine schriftliche Form überführt werden, wenn sie denn Gültigkeit besitzen sollen“, mahnt Tobias Boland an. Und noch einmal: „Nichts überstürzen!“ Wer sein Geld anlegen oder für sein Alter vorsorgen will, sollte sich Zeit lassen und in Ruhe vergleichen – immerhin geht’s um die eigene Zukunft.
Andreas Schmid