- Arbeitgeberseite lässt Sozialplanverhandlungen platzen.
- Laut IG Metall wollte sie nicht über Abfindungen reden.
- Tarifkommission beschließt Warnstreiks; die sind noch nicht terminiert
Plettenberg.
Neue Unruhe um den Automobilzulieferer Dura. Die Arbeitgeberseite ließ gestern die Verhandlungen über einen Belegschaftsabbau und einen Sozialplan mit den Arbeitnehmervertretern platzen. Nach Angaben der Betriebsräte und der IG Metall wollte die Arbeitgeberseite nicht über das Thema Abfindungen reden. „Wir lassen uns doch nicht die Tagesordnung diktieren“, empörte sich Torsten Kasubke, zweiter Bevollmächtigter der IG-Metall im Märkischen Kreis.
Warnstreiks
Die Zukunft des ohnehin gefährdeten Unternehmens und der insgesamt 950 Beschäftigten in den Werken in Plettenberg und Kirchhundem-Selbecke ist damit wieder völlig offen. Die Tarifkommission beschloss gestern Warnstreiks; wann diese beginnen sollen, ist noch offen. Mit dem Scheitern der Verhandlungen sind zudem die Vereinbarungen über Mehrarbeit auch am Wochenende sowie den Vier-Schicht-Betrieb ausgelaufen. Das könne bei den Dura-Kunden, namhaften deutschen Automobilherstellern, schnell zu Problemen führen, mutmaßt Kasubke.
In den Verhandlungen hatte es zuletzt leichte Fortschritte gegeben, berichteten gestern Gewerkschafter und Betriebsräte. Selbst ein zumindest vorläufiger Fortbestand des Werkes in Selbecke (zu dem Dura auch den kleinen Ableger in Finnentrop-Lehnhausen zählt) hatte die Arbeitgeberseite nicht mehr ausgeschlossen, berichte Dirk Rullrich von der IG Metall Olpe aus den letzten Verhandlungen Ende Juni. Der Erhalt von mindestens 500 Arbeitsplätzen war praktisch schon zugesagt, erinnert sich Ralf Ingenkamp, Betriebsratsvorsitzender des Werkes in Selbecke, „bevor dann die Arbeitgeberseite nach Mitternacht plötzlich ein Papier mit völlig neuen Forderungen“ vorgelegt habe. Dennoch sei man zuversichtlich gewesen, in den Gesprächen am Mittwoch zu einem einvernehmlichen Abschluss zu kommen.
„Absurde Forderungen“
Am Dienstag gab es, so IG-Metall-Mann Kasubke, erstmals die Drohung der Arbeitgeberseite, die Verhandlungen nur fortzusetzen, wenn man dabei nicht über Geld (für den Sozialplan und besonders Abfindungen) reden werde. Darauf könne man nicht eingehen, sagt Kasubke: „Niemand verzichtet doch auf seinen Job, ohne zu wissen, welche Gegenleistung er dafür erhält!“ Gewerkschaft und Betriebsräte hatten dennoch auf eine Fortsetzung der Verhandlungen gehofft. „Wir waren da“, sagt Kasubke. Nur die Arbeitgeberseite sei um 11 Uhr nicht erschienen.
Die Arbeitgeberseite – Dura gehört zum US-Konzern Dura Automotive Systems – ließ gestern über eine PR-Agentur erklären, in den Gesprächen hätte man den Punkt noch nicht erreicht, über Abfindungen zu reden. Außerdem hätten „neue Forderungen der IG Metall“, die „absurd und nicht tragbar“ seien, zum Abbruch der Verhandlungen geführt. Das wies Kasubke entschieden zurück: „Wir halten uns an gemachte Zusagen.“